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sonders nach Zerzupfen und Färben mit Anilin, dass diese Streifen die Grenzen von feinen (0,003—0,0045 mm.
breiten), im Querschnitte rundlichen, glasig homogenen und an den Bändern unebenen Fäserchen (Taf. XXII Fig. .26
a, b) angeben; diese Fäserchen erscheinen zuweilen, als ob sie etwas zusammengeschnellt seien (b). Aus solchen
neben einander liegenden Fäserchen besteht nun die ganze Cupula; sie laufen in den dünnen Seitenrändern der
unteren Fläche aus und stehen mit ihrem oberen Ende am Mittelfeld der oberen Fläche dicht gedrängt und quer
abgestutzt; eine die Cupula oben bedeckende, dünne Cuticula, wie ich früher beim Hecht zu finden glaubte, konnte ich
hier nie wahrnehmen. An der ganzen unteren Fläche befinden sich nun noch die schon erwähnten Löcher in schöner
Anordnung (Taf. XXII Fig. 27 o); wie weit diese Löcher in die Substanz der Cupula eindringen, konnte ich nicht
ausfinden. An der unteren Fläche sieht man ferner fast immer rundliche, körnige oder helle Körper festsitzend,
welche Lymphkörperchen mit mehr weniger reichlichem und verzweigtem Protoplasma tun die sphärischen Kerne
sehr ähnlich sind, theilweise aber aus dem Cristaepithel ausgetretene, albuminöse Tropfen zu sein scheinen. Da die
in Ueberosmiumsäure erhärteten Cupulse, welche etwas graulich oder bräunlich gefärbt sind, kleiner erscheinen als
die mit Müllerscher Lösung behandelten, so sieht es aus, als ob sie durch die erstere Erhärtungsflüssigkeit etwas
schrumpften, welches indessen nicht mit dem gewöhnlichen Verhalten dieser Flüssigkeit übereinstimmt; eine solche
Möglichkeit liegt aber hier vor, und ist deswegen auch möglich, dass die untere Fläche der Cupula in natürlichem
Zustande der Crista acustica noch näher liegt und keine eigentliche Spalte vorhanden ist. Die gut ausgeprägte,
immer zurückkehrende Gestalt der Cupulse schliesst jedoch jeden Gedanken an Kunstproducte aus. Ebenfalls scheint
es mir unmöglich annehmen zu können, dass die Cupulse aus zusammengebackten Hörhaaren bestehen. Die glasiggelatinösen
Fäserchen der Cupulse sind keineswegs mit den scharf contourirten, steifen Hörhaaren zu vergleichen.
Wie aber die Hörhaare in den Cupulse endigen, ob sie mit ihrer Substanz inniger zusammenhängen oder nur frei
in die Löcher ihrer unteren Fläche eintauchen, kann ich nicht entscheiden. Jedenfalls aber scheint mir die
normale Existenz der Cupulse bei den Bochen wie auch bei vielen anderen Fischen (s. oben bei den Knochenfischen
und den Ganoiden) ausser allem Zweifel gesetzt zu sein.
Nach dieser, alle drei Bogengänge und ihre Ampullen betreffenden Beschreibung der feineren Verhältnisse
gehe ich jetzt zu dem Utriculus und dem Becessus utriculi über. Die Wand des Utriculus ist dünn, besonders im
hinteren Umfang; sie besteht aus einer sehr dünnen, häutigen Schicht mit den stark verzweigten Zellen, dann folgt
nach innen eine stark entwickelte, elastisch aussehende Faserhaut, welche inwendig von einem einfachen polygonalen,
platten Epithel bekleidet ist; als Fortsetzung von der Baphe -der vorderen und äusseren Bogengänge findet sich
auch im Utriculus eine entsprechende Anordnung des Epithels. Die Wand des Becessus utriculi ist, wie erwähnt,
im oberen Umfang dünn, im unteren verhältnissmässig dick; sie besteht aus denselben Schichten wie die der Bogengänge
und der Ampullen, nämlich einer häutigen, verzweigte Zellen führenden Schicht, nach innen davon, im
oberen Theil, aus einer elastisch aussehenden Faserhaut und einem dieselbe bekleidenden, einfachen, polygonalen, platten
Epithel; im unteren Umfang tritt gegen die Macula acustica hin ein anderes Epithel auf, welches aus schmaleren,
unregelmässigen Zellen besteht, die in den verschiedensten Wirbeln zwischen den polygonalen Zellen sich in verzweigten
Beihen umherschmiegen (Taf. XXII Fig. 31 pe); diese Zellen färben sich durch Ueberosmiumsäure dunkel,
olivgrau und sind derselben Art wie die aus der Nähe der Cristse acusticse beschriebenen. Es scheint, als ob sie aus
grossen, verzweigten Zellkörpern bestehen; bei näherer Untersuchung findet man aber in ihnen zahlreiche, längliche,
spindelförmige Kerne, welche darauf hinweisen, class jede Zelle nur klein ist, dass sie aber dicht beisammen liegen
und ihre Grenzen nicht scharf hervortreten. Am unteren schalenförmigen Umfang des Becessus utriculi ist die
Wand dick; die an ihrer unteren Wand von innen her sich ausbreitenden Nervenfasern dringen schief durch dieselbe
hinein und laufen, die Myelinscheide bald abgebend, bald noch eine Strecke behaltend, ins Epithel der Macula
acustica aus; in dieser, deren Gestalt und Lage schon oben beschrieben wurden, verhalten sie sich in ähnlicher
Weise wie in den Cristse acusticae. Das Epithel der Macula, im Durchschnitt von 0,066 mm. Höhe, besteht aus
denselben zwei Zellenarten wie dasjenige der Cristse, nämlich den Fadenzellen (eigentlichen Epithelzellen) und den
Haarzellen (Taf. XXII Fig. 29). Ich kann deswegen auf die bei den Cristae gegebene Schilderung hinweisen; die
beiden Zellenarten sind in der Macula ebenfalls in derselben Anordnung vertheilt und sei hier nur angeführt, dass die
Hörhaare, von welchen jede Haarzelle eins trägt, von mir hier immer kurz gefunden wurden. Auf dieser Macula
liegt nun ein kreideweisser Otolith von der in der Taf. XXI Fig. 13 uo abgebildeten Form. Er schien zuweilen
durch den Ductus utriculi mit dem Sacculusotolithen zusammenzuhängen. Schon bei sehr leisem Druck zerfällt er wie
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