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Die hintere Ampulle, Ampulla posterior (Fig. 18, 14 ap), ist wie bei den beschriebenen beiden Eaja-Arten
eine ovale Blase, noch grösser als die vordere Ampulle, am hinteren-unteren Ende des Gehörorgans belegen und
gleichsam als eine Erweiterung des hinteren Bogengangs zu betrachten, indem sie mit beiden Enden unmittelbar
in denselben übergeht; das Septum der Ampulle mit seiner Crista acusüca ist ungefähr wie bei der Raja clavata gestaltet
, ist aber schiefer gestellt, indem die ganze Ampulle mit ihrem hinteren Ende höher liegt; deswegen biegt sich
der Ramulus ampullse posterioris zuletzt nach oben, um die Crista ac. zu erreichen. Sowohl in dieser als auch in
den beiden anderen Ampullen findet man je eine Cupula terminalis von ähnlicher Gestalt wie bei der Kaja clavata.
Der hintere Bogengang, Canalis m. posterior (Fig. 18, 14 cp), verläuft vom hinteren Ende der Ampulle wenig gebogen
nach vorn-oben und biegt sich, am oberen Ende des Sinus utriculi superior angelangt, jedoch ohne mit diesem
zu communiciren, in spitzem Winkel um; dann läuft er, etwas erweitert, gerade gestreckt nach unten und
etwas nach hinten, biegt sich dann in schönem Bogen nach hinten und geht in die Ampulle über; ungefähr in der
Mitte dieses Verlaufs von der spitz umgebogenen Stelle bis zur Ampulle findet sich am hinteren Umfang eine sehr
kleine Oeffnung (Fig. 13, 14 dcp), welche die Mündung des zum Sacculus führenden, bei diesem Fische aber — in
Annäherung zu den Haien — sehr kurzen Ganges (Ductus canalis posterioris) bildet; ausser dieser kleiner Commu-
nication mit dem Sacculus ist der hintere Bogengang in sich abgeschlossen.
Der Recessus utriculi (Taf. 13, 14 rec), welcher mit der vorderen und der äusseren Ampulle nicht direct
communicirt, mit dem Utriculus aber vermittelst einer sehr schmalen Eöhre (Fig. 13, 14 du), des oben erwähnten
Ductus utriculi, in Verbindung steht, ist eine kleine Blase, die am unteren, inneren und hinteren Umfang von
der Ausbreitung des Ramulus recessus utriculi bekleidet ist und dort an der Innenfläche die unregelmässig halbmondförmige
Macula ac. recessus utriculi trägt; diese Macula steigt an der hinteren Innenwand hoch hinauf. Der
Recessus utriculi öffnet sich mit grosser, rundlich ovaler Oeffnung (Fig. 13 crs) nach oben-hinten hin in den Sacculus.
Der Sacculus (Fig. 13, 14 s) ist bei Trygon verhältnissmässig viel kleiner als bei den Raja-Arten und trägt
hierdurch besonders bei, dem ganzen Gehörorgane eine verschiedene Gestalt zu verleihen; er ragt fast nicht weiter
nach unten als der vor ihm liegende Recessus utriculi, erreicht hinten weder die hintere Ampulle noch den hinteren
Bogengang. Er hat im ganzen eine rundlich blasenförmige Gestalt und empfängt an der vorderen Seite die
kurze Mündungsröhre oder eigentlich die Einmündungsöffnung des Recessus utriculi (Canalis recessu-saccularis). An dem
oberen Umfang mündet ferner in den Sacculus der schon erwähnte, enge und kurze Ductus canalis posterioris; hin-
ten-unten öffnet sich der Sacculus mit weiter, rundlich-ovaler Oeffnung in die taschenförmige, verhältnissmässig sehr
grosse Lagena Cochleae. An der unteren und hinteren-inneren Fläche breitet sich der Ramulus*sacculi aus, und hier
befindet sich an der Innenfläche die halbmondförmige Macula acusüca sacculi, welche an der hinteren-inneren Wand
sehr hoch nach oben steigt (Fig. 18, 14 ms). An der medialen Seite steigt ferner, wie bei den Raja-Arten, der
schmale, lange Ramulus neglectus nach oben-hinten, um in der kleinen Macula acusüca neglecta, welche an der
Innenfläche des Ductus canalis posterioris liegt, zu endigen.
An der medialen Wand der Lagena Cochlea liegt die halbmondförmige Papilla acusüca lagence (Fig. 13, 14
pl), in welcher der Ramulus lagena? endigt.
Nach oben hin setzt sich endlich der Sacculus in den Ductus endolymphaticus (Fig. 13, 14 de) fort; er läuft
zwischen dem Sinus utriculi superior und dem Canalis posterior gerade nach oben, und verschmälert er sich inzwischen,
um dann, durch die knorpelige Schädelwand in das Unterhautgewebe ausgetreten, sich wieder zu erweitern. Nach
einer schwachen Biegung nach vorn kehrt er sich gerade nach hinten und dann nach vorn-oben; diese gebogene
und räumliche Partie (Fig. 13, 14 se) entspricht dem Saccus endolymphaticus; nach einer kleinen Einschnürung
erweitert er sich wieder, steigt gerade nach oben, dringt dann verschmälert gerade durch die Haut und öffnet
sich mit runder Oeffnung an der Kopf Oberfläche (ade). Bei Trygon trägt also der Ductus endolymphaticus viel
mehr das Gepräge der entsprechenden Bildung der Haie als derjenigen der Raja clavata und Raja batis.
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