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ausläuft. An der lateralen Wand befindet sich aussen und oben, dicht unter dem Squamosum, eine niedrige Firste,
welche aus Fortsätzen des Occipitale laterale und Prooticum, mittelst einer schmalen Knorpelfuge vereinigt, gebildet
wird. Die Kapsel ist ringsum geschlossen; nur an der medialen Wand, gegen die Gehirnhöhle zu, sind vier
kleine Löcher vorhanden, nämlich: zwei in der Knorpelfuge, von denen das etwas grössere, untere und hintere
(Taf. XXV Fig. 8 fr) die Apertura ductus perilymphatici darstellt, und das nach vorn-oben davon gelegene
kleinere (Fig. 8 ade) der Apertura ductus endolymphatici entspricht, dann unter dem letzteren, an der Grenze
zum Prooticum (Fig. 8 rp), eins für den Raums posterior n. acustici und etwas vor demselben im Prooticum
eins für den Eamus anterior n. acustici. In dieser Gehörkapsel findet sich nun der verhältnissmässig grosse
Binnenraum, welcher das häutige Gehörorgan enthält. Dieser bildet eine überall zusammenhängende Räumlichkeit,
an welcher nur durch einige schwache Vorsprünge und Leisten eine Abtheilung in verschiedenen Abschnitten undeutlich
hervortritt. Von knorpelig-knöchernen, halbzirkelförmigen Canälen sind also nur Andeutungen vorhanden, indem
der vordere Canal oben an der medialen Wand eine schwach ausgeprägte Einne bildet, an welcher noch dazu ziemlich
weit nach vorn hin ein hakenförmiger Vorsprung lateralwärts ausschiesst (Fig. 5, 6) und den häutigen Bogengang
umfasst; der äussere Canal wird ebenfalls an der lateralen Wand durch eine Halbrinne, der äusseren Firste
entsprechend, repräsentirt, an deren Mitte von der Knorpelfuge ein hakenförmiger oder richtiger ringförmiger Fortsatz
ausgeht und den äusseren häutigen Bogengang umfasst. Ein ähnlicher Fortsatz umfasst ebenfalls den hinteren
Bogengang. Nach Abtragung des Daches, von oben betrachtet (Fig. 6), erscheint die Kapselhöhle im ganzen
dreieckig mit vorderer, abgestumpfter Ecke für den Eecessus utriculi und die vordere und äussere Ampulle, sowie
mit hinterer sehr spitzer Ecke, wo die hintere Ampulle liegt. Besondere Ausbuchtungen für den Sacculus und die
übrigen Partien sind nicht deutlich ausgeprägt. In dieser Kapselhöhle liegt das häutige Gehörorgan eingebettet,
wie in Fig. 5 von oben her, nach Abtragung des Daches, abgebildet ist. Der die Kapselhöhle einnehmende
perilymphatische Raum, welcher das häutige Gehörorgan enthält, ist wie überall nach aussen hin durch das
Periost gegen die Kapselwand begrenzt; er umfasst die häutigen Bogengänge und Ampullen mit wenig räumlichen
Canälen; um den Utriculus und den Sacculus bildet er eine grosse, zusammenhängende Höhle, welche besonders
nach aussen und hinten am Sacculus sehr weit und räumlich ist (Taf. XXV Fig. 4 per); in der äusseren periostalen
Wand derselben laufen Blutgefässe; die Höhle enthält die reichliche Perilymphe. Etwas vor dem hinteren Ende
des perilymphatischen Eaumes sieht man an ihrer medialen Wand bei gewisser Lage eine kleine rundlich-ovale
Oeffnung mit scharfem Bande, etwas nach vorn von der hinteren L^mbiegungsstelle des äusseren häutigen Bogengangs
liegend; bei genauerer Untersuchung findet man dann, dass diese Oeffnung zu einem häutigen, röhrenförmigen
Canal führt, welcher als directe Fortsetzung vom perilymphatischen Raum, also als Fortsetzung von dessen periostaler
Wand, medialwärts und nach vorn hin zieht; dieser cylindrische Canal oder Bohre ist schmaler als die Bogengänge,
biegt sich nach vorn um (Fig. 10, 1, 2 dp), erweitert sich etwas, geht unter dem hinteren Ende des äusseren
Bogenganges und ihm parallel eine Strecke nach vorn hin, liegt nach vorn vom Sinus posterior des Utriculus,
biegt sich hier, dicht hinter der Macula neglecta, rechtwinklig nach unten um, dringt zwischen dem Sinus posterior
und der Sacculuswand nach innen vor und stellt hier an der medialen Wand des Gehörorgans in dem Dreieck,
welches vom Sinus posterior, Eamulus neglectus und Eamulus ampulla? posterioris gebildet wird, eine kleine,
taschenförmige Ausbuchtung dar, an deren medialer Wand eine rundlich-ovale Oeffnung (Taf. XXV Fig. 1, lü
adp) zu sehen ist; von ihren Bändern geht eine kurze Röhre aus, welche an der medialen Knorpelwand der
Gehörkapsel durch die Apertura ductus perilymphatici dringt und sich in die Schädelhöhle öffnet. Diese lange
Röhre stellt mithin einen vollständig entwickelten Ductus perilymphaticus dar, welcher mit der entsprechenden Bildung
anderer Urodelen sehr übereinstimmt, weswegen ich in dieser Beziehung den oben angeführten Angaben von
Kühn nicht beitreten kann.
Am häutigen Gehörorgan des Proteus unterscheidet man folgende Theile: Utriculus mit rudimentärem
Sinus superior und langem Sinus posterior, Becessus utriciäi, Ampidla anterior mit Canalis m. anterior, Ampulla
externa mit Canalis m. externus, Ampulla posterior mit Canalis m. posterior, Sacculus mit Ductus endolymphaticus,
Lagena coclilece, Pars neglecta.
Von Nervenendstellen sind sieben vorhanden, nämlich: Macula ac. recessus utriculi, Crista ac. ampulla
anterioris, Crista ac. ampullce externa), Crista ac. ampulla posterioris, Macula ac. sacculi, Papilla ac. lagena; Cochlea,
Macida ac. neglecta.
G. lletzins: Das Gehörorgan der Wirbelthiere. 20
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