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Anzahl feiner Fäserchen zerfällt. Nie konnte ich dieses Haar sich weiter in das Zellenprotoplasma, besonders nicht
nach dem Kern hin, fortsetzen sehen. Das untere Ende der Haarzellen erscheint gewöhnlich nach der Isolirung abgerundet
und fortsatzlos; in der Regel ist seine Oberfläche dabei uneben, höckerig oder mit groben Körnern besetzt.
Hie und da trifft man aber auch Zellen, welche vom unteren Ende einen dünnen Fortsatz aussenden, oder noch
öfter eine oder mehrere feine varicöse Fasern, welche an ihm angeheftet zu sein scheinen (Fig. 14). Ob hier ein
directer Zusammenhang zwischen dem Zellenprotoplasma und den feinen varicösen Fasern oder nur ein Antreten der
letzteren im Sinne Cisow's (bei Acipenser) vorliegt, ist unmöglich sicher zu entscheiden. Jedenfalls ist die Berührung,
resp. Verbindung, sehr innig. Die feinen varicösen Fasern erweisen sich jedoch ganz bestimmt als Nervenfäserchen.
Wenn man die markhaltigen Nervenfasern durch die häutige Wand verfolgt, findet man, dass sie ihre Myelinscheide
eben vor dem Austritt aus der Wand abgeben und als nackte, längsstreifige Axencylinder ins Nervenepithel aufsteigen
. Hier (Fig. 14 n) theilen sie sich bald dichotomisch, entweder in gleichstarke Zweige, oder sie senden feinste
Fäserchen nach der Seite ab. Dann theilen sie sich mehrfach in sehr feine Fasern und biegen ebenso wie die
letzteren um, den Weg in horizontaler Richtung unter den unteren Enden der Haarzellen, zwischen den Fadenzellen
, fortsetzend. Durch die wiederholte Theilung der Nervenfasern entsteht unter den Haarzellenenden ein
reiches Netz feinster Fäserchen, diese Fäserchen erscheinen varicös und sind eben dieselben, welche den Haarzellen
anhaften oder sich mit ihnen verbinden. Oft sieht man, dass sie sich theilen; einen »anastomosirenden» Plexus fand
ich aber nicht. Ein wirkliches Zerfallen der Nervenfasern in »Büschel» sah ich nie und glaube ich auch nicht daran.
Dass Nervenfäserchen zur Epitheloberfläche emporsteigen, konnte ich ebenfalls niemals wahrnehmen. Andere Elemente
als die jetzt beschriebenen, beiden Zellenarten und die Nervenfasern sind im Nervenepithel nicht vorhanden.
Die Otolithen und Deckmembranen bieten nichts Besonderes. Erstere bestehen aus Massen von breit lancett
förmigen oder unregelmässig rectangulären Kristallen verschiedener Grösse (Fig. 16); man sieht in ihnen eine strahlenförmige
Zeichnung. Die Substanz der Cupulse terminales schien mir weniger gestreift und mehr körnig zu sein
als gewöhnlich.
In dem Eamus anterior und Ramus posterior des Acusticus findet man bipolare Nervenzellen eingeschaltet (Fig. 15).
Das Gehörorgan von Triton cristatus Laue.
Geschichtliches.
Scakpa1 gab vom Bau des Gehörorgans des Wassersalamanders eine Beschreibung. Ihm fehlt, sagt er, der
äussere Gehörgang, das Trommelfell, die Gehörknöchelchen, die Trommelhöhle und die Eustachische Röhre; das ganze
Gehörorgan besteht aus dem mit einem knorpeligen Deckel bedeckten eirunden Fenster, dem Vorhof und den Bogengängen
. Im Labyrinth liegt auf dem Fenster das häutige, eine kreideartige Masse enthaltende Säckchen; auf
letzterem ruht der Alveus communis der häutigen Bogengänge, wovon ein jeder in ein Bläschen aufschwillt. Der
hintere und vordere Bogengang stossen in einem Winkel zusammen und gehen in einen einzigen Canal über, der
sich in den Alveus communis endigt. Eben so kehrt der dritte horizontale Bogengang zu dem Alveus communis
zurück. Ferner dringt der Gehörnerv, in zwei Hauptäste getheilt, durch ebenso viele Löcher in den Vorhof; einer von
diesen Aesten spaltet sich in zwei Fädenpartien und wird theils in dem Säckchen des Vorhofs, theils bis zum Bläschen
des hinteren Bogengangs vertheilt. Der andere Ast versorgt die Bläschen des vorderen und horizontalen Bogengangs.
1 Axt. Scarpa, Anatomien disquisitiones de auditu et olfactu, Ticini 1789, sowie in deutscher Uebersetzung: Anton Scarpa's anatomische Untersuchungen
des Gehörs und Geruchs. Nürnberg 1800.
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