http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0208
192
sem Sacculusraum liegt, denselben fast ausfüllend, die grosse Otolithenmasse. Nach oben hin steigt der hohe Sacculus
eine Strecke an der lateralen Seite des Utriculus empor und geht an der medialen in den röhrenförmigen, an
der medialen Fläche des Utriculus liegenden Ductus endolymphaticus (Fig. 4, 5 de) über, welcher durch die Aper-
tura aqua?ductus vestibuli in die Hirnhöhle eindringt, um in den Saccus endolymphaticus überzugehen. Dicht unter
dem Canalis utriculo-saccularis findet man eine ziemlich grosse, ovale Oeffnung, welche zur Pars neglecta führt;
letztere stellt eine unter dem Utriculus befindliche Ausbuchtung des Sacculus dar, an deren Dach die länglich ovale
Macula ac. neglecta (Fig. 4—6 mn) liegt, in welcher sich der von unten-hinten kommende Bamulus neglectus (Fig.
4 rn) verbreitet; dieser Nervenzweig steigt unmittelbar am hinteren Eande der Apertura partis neglecta? empor und
es hat bei diesem wie bei anderen Anuren den Anschein, als ob hinter ihm noch eine kleinere Oeffnung nach der Pars
neglecta führe und er in einer Brücke emporsteige. So ist aber nicht der Fall. Hinter ihm ist die Wand der Pars
neglecta verschlossen; es findet sich hier jedoch eine andere Oeffnung, indem der röhrenförmige Ductus perilym-
phaticus dicht an ihm vorbei passirt. Eine Strecke weiter nach unten von der Apertura partis neglecta? sieht man
an der medialen Sacculuswand eine zweite ovale Oeffnung (Fig. 5 al), welche zur Lagena Cochlea (Fig. 4, 5 T)
führt. Letztere stellt eine breit ovale, taschenförmige Ausstülpung des Sacculus dar, an welcher sich die länglich ovale
Papilla ac. lagena (Fig. 4, 5 pl) mit in ihr sich verbreitendem Ramulus lagena? vorfindet. Hinter und nach oben
von der Lagena bemerkt man noch eine etwas kleinere Ausstülpung des Sacculus., welche die Pars basilaris cochlece
(Fig. 4, 5 pb) und an ihrer inneren Wand eine sehr verdünnte, in einem Rahmen ausgespannte Partie besitzt, an
deren vorderem Rande die kleine ovale Papilla ac. basilaris (Fig. 5 ppb) mit in ihr endigendem Bamulus basilaris
(Fig. 4, 5 rb) sich befindet. Lateralwärts von der Pars basilaris und der Lagena bemerkt man eine nach aussen
und hinten hervorragende Partie der lateralen Wand, welche von der Sacculuswand ungewöhnlich scharf abgesetzt
ist und das sog. Tegmentum vasculosum (Fig. 4—6 tv) darstellt.
In Betreff des Ductus perilymphaticus möchte noch erwähnt werden, dass dieser Gang, wie bei Bufo und
Rana, vom grossen perilymphatischen Raum, neben dem Utriculus, am vorderen Umfang des Sacculus emporsteigt,
dass er sich ferner röhrenförmig über der höchsten Wölbung des Sacculus nach oben-hinten biegt, sich dann nach
unten-hinten. dreht, um lateralwärts vom hinteren Ende des äusseren Bogenganges, dicht am hinteren-inneren Ende
der Pars neglecta, zwischen ihr, dem Sacculus und dem nach oben hin befindlichen Sinus posterior, noch röhrenförmig
nach innen zu ziehen. Er dreht sich dann weiter nach hinten, senkt sich grubenförmig bis zur dünnen
Wandstelle der Pars basilaris Cochlea?, geht von da nach hinten und erweitert sich nach hinten hin zu einem grossen
Saccus perilymphaticus (Fig. 4, 5 s.pl); von dem Halse des letzteren geht aber eine schmalere Röhre durch die Ap.
aqua?ductus Cochlea? in die Schädelhöhle hinein, um sich mit der Hirnhülle zu verbinden.
Das Gehörorgan von Rana esculenta L.
Geschichtliches.
Bei Comparett i1 findet man die ersten näheren Angaben über das Gehörorgan des Frosches. Er erwähnt bei
demselben das Foramen ovale, die Tuba Eustachii und die Membrana tympani, welche mit einem Ring vereinigt
ist; an dieser Membran befestigt sich das äussere breitere, knorpelige, schlüsseiförmig umgebogene Ende des Knöchelchens
, welches nach innen hin grösstentheils mit knorpeligem, übrigens mit knöchernem Deckel das in eine Grube
Andrere Comparetti in gymnasio patavino observationes anatomicse de aure interna comparata. Patavii 1789.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0208