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zu der hinteren Ampulle verläuft, die übrigen wenigstens zum Theil der Schnecke angehören, nämlich ein sog.
Knorpelrahmen, eine Lagena und ein dritter, schwer bestimmbarer, »accessorischer» Abschnitt. Deiters beschreibt
zuerst die Lage des häutigen Gehörorgans in der knöchernen Kapsel. In Betreff der Frage von der Ed. We-
ber'sehen Fenestra rotunda glaubt er sich auch von einer zweiten, sehr kleinen Oeffnung der Labyrinthöhle überzeugt
zu haben, in deren Nähe die Schnecke liegt. Die Schnecke der Batrachier zeigt eine fast vollständige Trennung
ihrer beiden Hauptabtheilungen, der Lagena und dem Knörpelrahmen oder der eigentlichen Schnecke. Die
Lagena ist eine nicht ganz regelmässig ovale Schale mit mässig dicker Wand und einem Lumen, welches in die
Höhle des Alveus communis sieht; die Wand ist ein fast knorpelhartes Bindegewebe mit homogener Grundsubstanz,
in welcher man sternförmige Zellen mit langen Ausläufern sieht; an ihrer Innenseite findet man theils ein indifferentes
Pflasterepithel mit kleinen rundlichen Zellen, theils an der Stelle, wo die Nervenfasern die Wand durchbrechen
, ein complicirteres Epithel aus cylindrischen, mit spitzer Basis der Wand aufstehenden, regelmässig eins, vielleicht
auch mehrere starre Haare tragenden Zellen und zwischen ihren Ansätzen eine zweite Lage kleiner Zellen,
deren Kerne nicht schwer zu sehen sind, die aber nicht in vollkommener Integrität erhalten wurden. Dass ein Zusammenhang
der Spitzen der cylindrischen Zellen und der feinen Nervenfasern vorhanden ist, konnte Deiters nicht
bestimmt behaupten. In der Lagenahöhle findet man keine Otolithen und keine Deckmembran. Der Knorpelrahmen ist
ein fast kreisrunder, solider Ring mit rundlichem oder etwas länglichem Lumen und besteht aus einem der Lagena ähnlichen
Gewebe, in welches er einerseits direct übergeht. Der Rahmen hat ein äusseres und ein inneres Lumen; die äussere
Oeffnung des Ringes wird von einem Periostbelag verschlossen, grenzt aber nicht direct dem sog. Foramen rotun-
dum (Fenestra rot.) zu. Ein wirkliches Tegmentum vasculosum ist nicht vorhanden; ein kleinerer, nach innen von
dem Knorpelrahmen abgehender, inwendig mit eigentümlichem Epithel von grossen körnigen Zellen bekleideter,
Gapillargefässe tragender Recessus darf als das Analogon des Tegmentum aufgefasst werden. Eine membranöse Verbindung
des Lumens des Knorpelrahmens, eine Membrana basilaris, giebt es nicht; cylindrische, haartragende
Zellen sitzen an der Stelle, wo das Nervenfädchen des Rahmens herantritt. Der accessorische Theil der Schnecke
ist eine länglich ovale Schale, fast noch einmal so lang als der Rahmen; ein mittlerer, den Nervenzweig dieses Theils
tragender Wulst theilt ihn in zwei ungleich grosse Hälften, zu welchen beiden der getheilte Nerv tritt; hier sind
auch lange, cylindrische Zellen vorhanden (Haare konnte er an ihnen nicht wahrnehmen). Ob dieser Theil wesentlich
der Schnecke gehört oder nicht, schien Deiters schwer zu bestimmen. Im Inneren desselben und des Knor-
pelrahmens sah er eine zierliche Lamina fenestrata, wahrscheinlich den Zellen unmittelbar anliegend; sie stellt eine
lange, dünne, durchsichtige Membran dar, deren vordere Partie den Rändern zunächst in radiäre Falten gestellt erscheint
und mit spärlichen Löchern versehen ist; die letzteren nehmen nach innen von den Falten zu und dann
über den ganzen mittleren Theil; hier hat man ein einfacheres Maschenwerk, grosse rundliche Löcher von schmalen
Balken umgeben; nach hinten nehmen die Oeffnungen ab und hier tritt eine feine Streifung hervor; der vordere
grossfaltige Theil schien Deiters dem Knorpelrahmen anzugehören. Er bespricht auch kurz die übrigen Theile des
häutigen Gehörorgans, den Alveus communis mit dem Recessus und dem Steinsack; letzterer ist die einzige Lagerungsstätte
der Otolithen und zeigt an einer circumscripten Stelle eine ziemlich grosse, rundliche Erhabenheit, deren
innere Fläche von wahrscheinlich haartragendem Cylinderepithel bekleidet wird und den Nervenzweig empfängt;
auch im Steinsack fand er eine der Lamina fenestrata ähnliche, den innersten Cylinderzellen aufliegende Bildung.
Durch mehrere, zu etwas verschiedenen Zeiten veröffentlichte Abhandlungen hat Hasse die von Deiters angebahnte
, nähere Erforschung des Gehörorgans des Frosches in ausgezeichnetster Weise fortgesetzt und in vielen Beziehungen
zum Abschlüsse gebracht. Nachdem er schon in seiner Abhandlung »Der Bogenapparat der Vögel»
einzelne Angaben über die entsprechenden Theile der Frösche geliefert, gab er eine eingehende Darstellung von der
Histologie des Bogenapparates und des Steinsacks1 dieser Thiere. Folgende sind die wichtigsten Ergebnisse dieser
Arbeit. Das das membranöse Gehörorgan umgebende Periost ist eine homogene Membran, in der man Pigmentzellen
und verschieden grosse, unregelmässig gestaltete Kerngebilde sieht, mit nach allen Seiten hin ausstrahlenden,
anastomosirenden Ausläufern; einzelne elastische Fasern verlaufen in ihr. Zwischen dem Periost und den Bogengängen
findet sich ein verbindendes Bindegewebsnetz mit grossen Zellgebilden, welche zuweilen in einfacher Lage fast
die ganze äussere Peripherie des häutigen Bogenganges bekleiden; sie sind aber keine Epithelzellen im Rüdinger'
sehen Sinne. Die Wandung der häutigen Bogengänge stellt ein homogenes, knorpelartiges Gewebe mit ziemlich spar-
1 C. Hasse, Die Histologie des Bogenapparates und des Steinsacks der Frösche, Zeitschrift für wisseusch. Zoologie, Bd. 18, 1868.
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