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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0217
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dem Utriculusboden verwachsen, der untere hat eine obere Fläche nach dem Hohlraum der Pars initialis selbst
und eine untere nach demjenigen der Pars inferior gerichtet. Eine schmale, den Nerven tragende Knorpelbrücke
vereinigt die beiden Schenkel. Die Pars initialis sei deshalb ein platt ovales, schalenförmiges Hohlorgan, »dessen
Boden durch die äussere gemeinschaftliche Umhüllungsmembran der Pars inferior und dessen Seitenwandungen von
den beiden parallelen Knorpelschenkeln gebildet werden». Die knorpelige Wandung ist mit unregelmässig polygonalem
Pflasterepithel bekleidet. Die vier Schneckenabtheilungen können als Ein zusammengehöriges Organ betrachtet
werden. Die beiden Ductus endolymphaticus und perilymphaticus wurden von Kuhn diesmal nur in ihrem Anfange
näher studirt. Von den beiden Hauptästen des Nervus acusticus zweigt sich der Eamus vestibularis in den
Nervus sacculi, Nervus utriculi und die beiden Zweige für die sagittale und horizontale Ampulle; der Bamus co-
chlearis theilt sich ebenfalls in vier Zweige: den Nervus lagense, N. partis initialis, N. partis basilaris und N. am-
pullse frontalis. Die Nervenfasern aller dieser Zweige geben zuletzt ihre Scheiden ab und dringen als blasse Axen-
cylinder in das Zellenpolster der Maculae und Cristse acusticse ein, verlaufen hier ohne Theilung weiter und steigen
entweder direct zu den einzelnen Zellen empor oder verlaufen eine Strecke weit quer zwischen den beiden Zellschichten
, kreuzen und verbinden sich vielleicht mit anderen analogen Fasern; hierdurch entsteht ein weitmaschiger, intraepithelialer
Nervenplexus, von dem aus die einzelnen Axencylinder ihren Endverlauf gegen die Oberfläche der
Macula nehmen. Die Macula ac. utriculi ist halbmondförmig, die Macula ac. sacculi ist länglich rund, schalenförmig,
die Crista ac. partis basilaris ist halbmondförmig. Alle Nervenendstellen zeigen denselben Bau, nämlich ausser den
erwähnten Nervenfasern zwei Arten von Zellen, Basalzellen und Cylinderzellen. Die Basalzellen sind runde, kernhaltige
Elemente ohne Protoplasmamantel, welche in einfacher Lage dem Basalsaume aufsitzen; sowohl von letzterem
als von den Cylinderzellen sind sie aber durch eine fein granulirte Masse getrennt; niemals fand Kuhn an diesen
Basalzellen nach oben zwischen die Cylinderzellen hineinragende Fortsätze. Die Cylinderzellen (sog. Hörzellen) sind
gross, regelmässig an einander gereiht und auf der Basalzellenschichte ruhend; ihr unteres Ende ist leicht abgerundet
oder zugespitzt; ihr oberes, quer abgestutztes Ende ist von einer dünnen Cuticularmembran überzogen und mit mehreren
, feinen, haarförmigen Gebilden (nicht mit je einem einzigen Haare) versehen. Die Axencylinder der Nervenfasern
verbinden sich nun entweder mit dem unteren Ende einer Cylinderzelle oder dringen in deren Interstitiell
ein, um an der Oberfläche derselben frei zu enden; es findet sich also ein zweifacher Modus der letzten Nervenendigung
vor. Die Fadenzellen Max Schultze's sind hier nicht vorhanden. Im Eecessus utriculi liegt auf der Macula
eine Membrana tectoria mit zahlreichen grösseren und kleineren runden Hohlräumen. Die Crist«3 ac. der Ampullen
tragen zwei verschiedenartige Cuticularbildungen, erstens eine einfache, dünne und structurlose Cuticularmembran
, zweitens die Cupula terminalis, welche letztere mit ihrer Basis die Crista bedeckt, nach oben hin schmaler
wird, glashell und aus feinen, dicht an einander vertical verlaufenden Fasern zusammengesetzt ist. Der Otolith des
Sacculus sowie der sehr geringe des Eecessus utriculi bestehen aus Kristallen von kohlensaurem Kalk und phosphorsaurer
Magnesia. In der Lagena wurde weder eine Membrana tectoria noch ein Otolith aufgefunden. Die Crista
ac. der Pars initialis ist von einer Membrana tectoria bedeckt, in welcher man zahlreiche rundliche Löcher und feine
Streifen bemerkt; kein Otolith findet sich hier. Im Basilartheil findet sich auch ein Cuticulargebilde von der Form
eines niederen, abgestumpften Zuckerhutes, dessen stumpfe Spitze dem Nervenepithel aufruht, obwohl man die Membran
selten in directem Zusammenhange mit demselben findet. An der Spitze sind rundliche Oeffnungen und in der
Masse Streifen vorhanden, aber kein Otolith.

In einem vorläufigen Aufsatze suchte ich1 im vorigen Jahre darzulegen, class die beim Frosche zuerst von
Deiters gefundene, dann von Hasse und später auch von Kuhn unter dem Namen Anfangstheil der Schnecke (Pars
initialis Cochlea?) näher beschriebene Nervenendstelle in der That keinen Bestandteil der Schnecke darstellt, sondern
eine auch bei den Fischen, Eeptilien, Vögeln und vielleicht Säugethieren vorkommende, besondere Nervenendstelle ist,
welche ich »Macula neglecta» benannte; dem zugehörigen Nervenzweig gab ich deswegen den Namen Eamulus neglectus.

1 Gustaf Retzius, Zur Kenntniss des inneren Gehörorgans der Wirbelthiere. Archiv f. Anatomie und Physiologie, Anatom. Abtheil, herausg.
von His und Brauxe, 1880.

G. Retzius: Das Gehörorgan der Wirbelthiere.

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