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Die Wandung der Köhre und des Sackes ist wie die periostale Wand des perilymphatischen Eaumes gebaut und
dünn, trägt aber an der Aussenseite nur am Abgang einige dunkle, verzweigte Pigmentzellen.
Der zweite Gang des perilymphatischen Eaumes ist der beim Frosch von Hasse entdeckte Ductus perilym-
phaticus (Taf. XXXIV Fig. 4, 6 dp). Er geht eine Strecke höher oben und hinten vom Ductus fenestrse ovalis,
hinter dem Nervus acusticus, eben in der Gregend der cochlearen Theile des Gehörorgans, nach hinten und oben
von der Lagena mit ziemlich grosser, rundlich ovaler Oeffnung als directe Fortsetzung der periostalen Wandung des
perilymph. Raums aus; er bildet eine kurze, breite Eöhre, welche durch die oben erwähnte Oeffnung des Aquaeductus
Cochleae der Gehörkapsel (Taf. XXXIV Fig. 10 ac) aus der letzteren nach hinten-innen in den Canalis jugu-
laris (des Glossopharyngeus und Vagus) austritt; hier erweitert er sich, neben den Nerven liegend, zu einer ovalen
Ausstülpung, einem Sacke, Saccus perilymphaticus (Taf. XXXIV Fig. 4, 6 spl); nach vorn-innen geht von dem
Halse des Sackes eine Fortsetzung der Eöhre hervor (Fig. 4, 6 dp1), welche, wie Hasse dargelegt hat, mit dem
Subarachnoidalraum des Gehirns zusammenhängt. Wie dieser Forscher habe auch ich eine Eeihe von Injectionen vom
perilymphatischen Eaum des Gehörorgans aus gemacht und konnte stets schon bei dem leisesten Druck sogleich die
Flüssigkeit durch die erwähnte Eöhre in die Gehirnhöhle eintreten sehen. Die Wandung des Ductus und Saccus
perilymphaticus ist mit der des perilymphatischen Eaumes übereinstimmend, im ganzen dünn, bindegewebig; Pigmentzellen
wurden fast gar nicht an ihr angetroffen; sie zerreisst beim Auspräpariren leicht; besonders ist es schwierig,
ihren directen Zusammenhang mit der Gehirnhaut zu demonstriren; es gelang mir jedoch einige Mal ziemlich gut.
Wie verhält sich aber das andere Ende des Ductus perilymphaticus? Nach mehrfachem Suchen gelang es mir beim
Frosche wie bei den anderen Anuren zu finden, dass der Gang, nachdem er sich an der Pars basilaris eingesenkt
hat, unter dem Sinus posterior utr., zwischen diesem und der Pars neglecta, röhrenförmig nach oben-aussen läuft
und dann weiter an der lateralen Seite des hinteren Endes des äusseren Bogengangs hoch nach oben bis zum Sinus
superior utr. steigt, um hier, über dem Hinterende des äusseren Bogenganges liegend (Taf. XXXIV Fig. 9 dp),
nach vorn und dann nach unten umzubiegen und an der lateralen Seite des Utriculus und Sacculus in den
grossen perilymphatischen Eaum überzugehen. An der hinteren-äusseren Seite der Pars neglecta entsteht gerade
durch diesen vorbeistreichenden Gang der Anschein von einer durch den nur scheinbar in eine freie membranöse
Brücke eingebetteten Eamulus neglectus von der sog. vorderen grösseren Abtheilung abgegrenzten, hinteren kleineren
A.btheilung der Oeffnung der Pars neglecta, wie es von den Forschern bisher geschildert wurde und ich auch früher
annahm. Die Pars neglecta besitzt aber nur eine und ungetheilte Oeffnung (s. u.).
Am membranösen Gehörorgan (Taf. XXXIV Fig. 1—8) des Frosches unterscheidet man folgende Theile:
Utriculus mit dem Sinus superior, Becessus utriculi, Ampulla anterior mit Canalis m. anterior, Ampulla externa mit
Canalis m. externus, Ampulla posterior mit Canalis m. posterior, Sacculus mit dem Ductus und Saccus endolymphaticus
, Pars neglecta, Lagena Cochlea?, Pars basilaris Cochlea?, und das sog. Tegmentwn vasculosum.
Von Nervenendstellen unterscheidet man: Macula ac. recessus utriculi, drei Crista? ac. ampullarum, Macula
ac. sacculi, Macula ac, neglecta, Papilla ac. lagena? cochlece, Papilla ac. basilaris cochlece.
Der Nervus acusticus zerfällt gleich nach dem Abgange von der Medulla obl. in zwei Aeste, Piamus anterior
und Ramus posterior, welche eine kleine Strecke dicht neben einander, der hintere über und hinter dem vorderen,
verlaufen, um dann nach vorn, resp. nach hinten zu gehen. Der Ramus anterior läuft nach vorn-aussen unter dem
Utriculus, giebt hier zuerst nach unten-aussen den Ramidus sacculi, dann den aus mehreren kleinen Faserbündeln
bestehenden Ramulus rec. utriculi nach oben-vorn und aussen ab und theilt sich dann in den Ramidus ampulla?
■anterioris und Ramidus ampulla? externa?, welche zuerst eine Strecke neben einander gehen, um dann zu der Crista
ihrer resp. Ampulle sich zu wenden. Der Ramus posterior ist nach hinten-aussen gerichtet, giebt zuerst nach unten
den Ramulus lagena? ab und theilt sich zuletzt in den nach oben ziehenden Ramidus neglectus, den nach unten-hinten
gehenden, kurzen Ramulus basilaris und den nach hinten-aussen verlaufenden Ramulus ampulla? posterioris.
Der Utriculus (Taf. XXXIV Fig. 1—3 u) ist ein von dem Eecessus utriculi ausgehender, von vorn-aussen
zuerst nach hinten-innen-oben steigender, unregelmässiger, weiter Cylinder, welcher sich dann nach unten-aussen-
hmten umbiegt und in dieser Eichtung, verschmälert, als Sinus posterior bis zur hinteren Ampulle verläuft. Ungefähr
an seiner Mitte wird er gewissermassen durch eine Scheidewand in zwei Abtheilungen, eine vordere und eine hintere
, getheilt; diese Scheidewand ist aber sehr unvollständig, indem sie grösstentheils von einer grossen Oeffnung
eingenommen wird; die Scheidewand mit ihrer Oeffnung (Taf. XXXIV Fig. 1, 2, 7 au), welche von einigen For-
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