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vermittelst einer rundlichen, grossen, ihrem hinteren Ende näher liegenden Oeffnung communicirt sie mit dem grossen
Raum, in welchen der Sacculusraum nach oben-hinten ausläuft und der ihm und den cochlearen Theilen gemeinsam
ist. An der hinteren Wand der Lagena liegt die länglich ovale Papilla acustica lagenm (Taf. XXXIV Fig. 1,
2, 5, 7 pl), in welcher sich der Eamulus lagen» breit fächerförmig ausbreitet; auf der Papilla fand ich stets eine
Otolithenansammlung, welche auf einer unregelmässig ovalen, hyalinen, aus zahlreichen Kugeln zusammengesetzten
Deckmembran ruht. Nach hinten und oben von der Lagena trifft man die zweite Abtheilung der Cochlea, die
Pars basilaris cochlece (Taf. XXXIV Fig. 1, 2, 5 pb, 7; Taf. XXXV Fig. 15—18). Sie bildet eine kleine, eigentümliche
Ausbuchtung der hier sehr verdickten Wand. Von verschiedenen Seiten her betrachtet hat sie ein
sehr verschiedenes Aussehen und ist im ganzen sehr schwer zu beschreiben. Sie bildet eine ovale, ziemlich tiefe
Tasche mit schön ovaler innerer Oeffnung, deren Längenrichtung von vorn-oben nach hinten-unten gestellt ist, deren
Ebene nach vorn-aussen sieht. Von vorn-oben tritt zum vorderen-oberen Ende der Oeffnung der kurze platte" Eamulus
basilaris hinab. Der gegenüber liegende Eand der Oeffnung senkt sich nun zu der eigentlichen Tasche, deren
Boden nach unten-hinten gerichtet ist; sowohl der Boden als die Wände derselben sind von sehr dickem und steifem
Gewebe gebildet; nur an der vorderen-inneren Wand der Tasche, eine kleine Strecke nach innen von dem vorderenoberen
Ende der erwähnten Oeffnung, befindet sich eine rundliche Partie, welche sich wie ein Loch ausnimmt, die aber
von einer sehr dünnen Membran (mb) geschlossen ist. Diese Membran, welche von Hasse als Membrana basilaris und
als eine Fortsetzung der Basalmembran der Wandung betrachtet wird, hängt innig mit der übrigen Wand zusammen
und ist nur als eine sehr verdünnte Partie derselben anzusehen. Ich bin auch geneigt, diese Membran als der
Membrana basilaris der Eeptilien homolog aufzufassen, kann sie aber nicht als die Basalmembran der membra-
nösen Wand betrachten. Von der Aussennäche gesehen bildet diese dünne, rundliche Partie den Boden einer schalenförmigen
Vertiefung der dicken Wand, und an den Bändern dieser Vertiefung haftet sehr innig der Eand des in
dieser Gegend eingesenkten, oben beschriebenen Ductus perilymphaticus (Taf. XXXV Fig. 15—18 dp). Bei näherer
Untersuchung findet man nun, dass der Nerv, Eamulus basilaris (rb), welcher platt und zuerst gleichbreit verläuft, sich
dann in wenigstens zwei Bündel theilt und diese etwas auseinander sendet, aber nicht, wie gewöhnlich angegeben
wird, zum vorderen-oberen Ende der Oeffnung der Tasche tritt, sondern vielmehr zur Wand derselben dicht neben
dieser Oeffnung (Taf. XXXV Fig. 15, 17, 18 mb), ungefähr in der Mitte zwischen dem inneren Oeffnungsrande
und dem von der dünnen Membran geschlossenen Loche. Hier befindet sich deswegen auch die Nervenendstelle, die
Papilla ac. basilaris (Taf. XXXV Fig. 15, 16, 18 j^1), welche gewöhnlich als halbmondförmig beschrieben wird;
von der ovalen Oeffnung her gesehen hat sie zwar diese Form, indem sie mit ihren Enden nach beiden Seiten hin an
den Wänden der Tasche emporsteigt; von der Fläche betrachtet zeigt sie aber eine schmal-ovale oder spindelförmige
Gestalt (Fig. 15, 18 ypb1), auch sieht man den unter ihr liegenden platten Nerven durch sie hindurch schimmern.
Diese Nerven endsteile ist ganz isolirt und hängt nicht mit anderen solchen zusammen. In der Tasche befindet sich
noch die schon von Deiters gesehene Beckmembran, welche jedoch nicht immer direct auf der Papilla acustica liegend
gesehen, sondern zuweilen, wahrscheinlich durch Einwirkung der Präparationsflüssigkeit, quer in der Tasche, von der
Papille durch einen Zwischenraum getrennt, aufgehängt gefunden wurde. Sie ist ein besonderes Gebilde ohne Zusammenhang
mit Deckmembranen der angrenzenden Nervenendstellen. Im ganzen hat sie eine sehr eigenthümliche Gestalt
; der inneren ovalen Oeffnung zunächst hat sie einen der Papille zugewandten, zuweilen geraden, gewöhnlich
aber convexen Eand, welcher sich nach beiden Seiten zu je einer dreieckigen, jederseits der Wand der Tasche oder
eigentlich dem hier ziemlich hohen, cylindrischen Epithel innig anhaftenden Partie verdickt (Taf. XXXV Fig. 16 mt).
Gegen das Innere der Tasche verdünnt sich die Membran und wölbt sich etwas kuppeiförmig mit vorderer-oberer
concaver und hinterer-unterer convexer Fläche, in dem Eaum der Tasche ausgespannt. In dieser Membran (Taf.
XXXV Fig. 19) findet man an beiden Flächen runde Löcher, von denen die glasig homogene Substanz durchziehende
Canäle (Fig. 20) ausgehen.

Die dicke Wand der soeben beschriebenen Pars basilaris hängt mit der Wand der umliegenden Partien direct
zusammen. Gegen die Oeffnung der Lagena Irin geht sie also ohne bestimmte Grenze, nur dünner werdend, direct in
dieselbe über. Nach aussen und hinten fügt sich an sie die eigenthümliche Partie des membranösen Gehörorgans an,
welche von Deiters und noch bestimmter von Hasse als Tegmentum vasculosum aufgeführt wurde; es ist dies (Taf.
XXXIV Fig. 2, 3, 5 tv, Taf. XXXV Fig. 15 tv) eine ovale, schalenförmige, mit der Längenrichtung von vorn-oben
nach hinten-unten gestellte Ausbuchtung der Wand des membranösen Gehörorgans, welche die cochlearen Theile

G. Retzius: Das Gehörorgan der Wirbelthiere. 27


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