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desselben von aussen her abschliessen und theilweise decken; die Wand des Tegmentum, welche nur dünn und dem
Periost sehr dicht angeheftet ist, setzt sich von der Sacculuswand mit einer firstenförmigen Falte, und von der Wand
der Pars basilaris ebenfalls durch eine kleine derartige Firste ab; oben geht die Wand des Tegmentum ohne bestimmte
Grenze in die Wand des Sacculus über; das unten näher zu beschreibende Epithel des Tegmentum scheint sich
nicht ganz bis zur Utriculo-Saccularöffnung zu erstrecken.
Wir sind jetzt bis zur letzten Abtheilung des membranösen Gehörorgans gekommen. Diese zuerst von
Deiters gerade beim Frosch gefundene und, obwohl mit Eeservation, als »accessorischer Theil der Schnecke» beschriebene
, dann von Hasse und später von Kuhn als »Anfangstheil der Schnecke» ausführlicher geschilderte, von mir
als eine ganz besondere Nervenendstelle, Macula neglecta, gedeutete Partie liegt nach oben und vorn von der Pars
basilaris Cochlea?, nach oben und etwas nach hinten von der Lagena cochlese, also auch am oberen-hinteren Theil
des Sacculus und unter der mittleren Partie des Utriculus. Sie bildet in der That eine Ausstülpung der Sacculuswand
; es scheint mir hier nicht nothwendig zu sein, wie Kuhn gethan hat, an ihr zwei besondere Schenkel
u. s. w. zu unterscheiden, Lateralwärts von der Oeffnung des Canalis utriculo-saccularis und ganz dicht neben,
unter und hinter derselben bemerkt man (Taf. XXXIV Fig. 7 apn) die länglich ovale, niedrige und ungefähr sagittal
gestellte Oeffnung dieser Ausbuchtung; am hinteren Pande dieser keineswegs, wie Hasse und Kuhn angegeben,
durch eine Brücke zweigetheilten, sondern, wie bei den übrigen Anuren und den Urodelen, einfachen Oeffnung steigt
der Nervenzweig, Pamulus neglectus, empor, um sich am Dach der Ausstülpung zu verbreiten. Der Anschein einer
hinteren Abtheilung der Oeffnung rührt von dem hier hinaufsteigenden Duct. perilymphaticus her. Der innere Eand
des Canalis utriculo-saccularis, dessen vorderes Ende eine Strecke weiter nach vorn reicht, stösst mit etwa den zwei
hinteren Dritteln unmittelbar an den oberen Pand der fraglichen Ausstülpung, so dass diese Strecke der Pand
eigentlich gemeinsam ist. Im ganzen ist der untere Rand der Oeffnung der Ausstülpung mehr gerade als der obere,
welcher mehr nach unten concav ist. Die Ausstülpung, welche bei den Batrachiern den übrigen Thierclassen gegenüber
eine ganz besondere Entwickelung erfahren hat, habe ich, obwohl der Name eben hier, wo das Vorhandensein,
nicht aber die richtige Bedeutung, schon früher erkannt war, nicht gut passt, in Uebereinstimmung mit den Verhältnissen
- bei den übrigen Wirbelthieren, Pars neglecta (Taf. XXXIV Fig. 1, 2, 5, 7, 9, Taf. XXXV Fig. 21) benannt.
Sie gehört keineswegs zur Schnecke, obwohl sie beim Frosch in der Nähe der cochlearen Theile und als Ausstülpung
der Sacculuswand auftritt. Sie bildet im ganzen eine ovale, von oben nach unten abgeplattete, blasige Ausstülpung,
deren obere Wand oder Dach zum grossen Theil der unteren Wand des Utriculus angewachsen und mit ihr so
verschmolzen ist, dass man die Trennungslinie nicht mehr sieht; auf dem hinteren Theil dieses Daches stösst von
oben her die Scheidewand zwischen dem äusseren und dem hinteren Bogengang an, welche die hintere Begrenzung
der sog. Apertura utriculi bildet (Taf. XXXIV Fig. 9). Die übrigen Wände der Ausstülpung sind sonst frei.
Letztere ist nach vorn hin breiter, hinten schmaler. An der unteren Fläche des Daches befindet sich die verhältniss-
mässig grosse Macula acustica neglecta, welche durch eine mittlere Einbuchtung in zwei mit einer schmaleren
Brücke zusammenhängende Hälften (Taf. XXXV Fig. 21), eine vordere herzförmig-ovale und eine hintere halbmondförmige
, an der hinteren Wand hinabsteigende getheilt ist. Zu diesen beiden Partien geht nun der Pamulus
neglectus, indem er sich in zwei Zweige theilt, von denen einer sich in jeder Hälfte ausbreitet. Auf dieser Macula
ruht die von Deiters zuerst beschriebene Membrana tectoria, welche jedoch keineswegs mit der entsprechenden
Membran der Pars basilaris cochlese, ebensowenig als die Macula ac. neglecta selbst mit der Papilla ac. partis
basilaris, zusammenhängt. Die Membrana tectoria maculse neglectse ist, wie schon Deiters angegeben hat, von
, eigentümlichem, complicirtem Bau, der bis jetzt nicht ganz genau beschrieben zu sein scheint. Im ganzen besitzt
die Membran eine S-förmige Gestalt mit einem vorderen schmaleren und einem hinteren breiteren Ende (Taf.
XXXV Fig. 28); sie hat eine obere, der Macula anliegende, mehr ebene Fläche, deren laterale Partie von zahlreichen
kleinen, rundlichen Löchern eingenommen wird, deren mediale nur sparsame, sehr feine Löcher enthält, übrigens
aber fein gestreift erscheint und einen etwas wellig gebogenen Pand hat. Von dieser oberen Fläche, welche am
hinteren breiteren Ende einen spitzen, hakenförmigen Vorsprung lateralwärts • aussendet, steigt eine dickere Partie
am hinteren und mittleren Theil in die Höhlung der Pars neglecta nach unten hin; diese Partie, welche besonders
lateralwärts vorhanden ist, besitzt etwa an ihrer Mitte einen tiefen, schmalen Einschnitt, der für die Aufnahme
des hineinragenden Nervenzweiges bestimmt zu sein scheint; nach vorn hin schiesst diese Partie mit
einem medialwärts umgebogenen, hakenförmigen Theil aus. Von den Löchern der oberen Fläche verlaufen schöne
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