http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0233
217
ist vorhanden bei:
Labrus mixtus.
Belone vulgaris.
Exocoetus volitans.
fehlt bei:
Anacanthini:
Physostomi: Silurus glanis.
Malapterurus electricus.
Cyprinus Idus.
Salmo salar.
Coregonus oxyrhynchus.
Esox Lucius.
Clupea harengus.
Anguilla vulgaris.
Plectognathi:
Lophobranchii:
Anacanthini:
Gadus morrhua.
Kaniceps raninus.
Solea vulgaris.
Physostomi:
Plectognathi:
Ostracion cornutus.
Tetrodon mappa.
Lophobranchii: Siphonostoma typhle.
Hippo campus brevirostris.
Es scheinen mir diese Verhältnisse von grossem Interesse zu sein, da eine so wichtige Partie wie eine Nervenendstelle
mit ihrem Nervenzweig, wenn einmal in der Thierreihe aufgetreten, gewiss nicht ohne besondere Ursachen
wieder verschwindet, vor Allem nicht promiscue bei einem Thier entsteht, bei einem nahe verwandten fehlt.
Bei aUen den Fischen, wo die fragliche Endstelle gefunden wurde, scheint sie in der That auch constant zu sein.
Das Fehlen derselben bei einigen Acanthopteri scheint mir auch der Phylogenese eine interessante Hinweisung zu
geben. In Betreff des Zeus faber bin ich zwar etwas zweifelhaft geworden, ob ich das fragliche Gebilde bei dem
einzigen von mir untersuchten Exemplar möglicher Weise übersehen habe. Bei den übrigen dagegen, Lophius, (Möbius
und Callionymus, glaube ich gerade in dem Pehlen der Macula ac. neglecta eine Annäherung an den Anacanthini
finden zu können, ein Verhältniss das auch durch andere Eigenschaften des membranösen Gehörorgans unterstützt
wird; ich nenne hier die Einmündungsweise der Lagena am Sacculus, das Vorkommen eines entwickelten Sinus
utric. posterior und bei Lophius und Gobius die Einmündung des Hinterendes des äusseren Bogengangs am Hinterende
desselben Sinus. Schwieriger scheint es mir, das Fehlen der Macula ac. neglecta und ihres Nerven bei den
Plectognathi und Lophobranchii mit dem entsprechenden Verhältniss bei den Anacanthini zuzammenzustellen, da die
Gehörorgane dieser Ordnungen sonst wenig Annäherung an einander darbieten. Zwar liegt die Möglichkeit vor,
dass das fragliche Gebilde, das einmal bei einer Ordnung verschwunden ist, wohl auch das zweite Mal bei einer
anderen Ordnung verschwinden kann; dies ist aber weniger wahrscheinlich und man ist in solchem Falle mehr für
eine Verwandschaft der betreffenden Ordnungen geneigt. Vielleicht werden kommende Forschungen auch in dieser
Hinsicht Aufklärung bringen.
Auf die übrigen Fragen, welche bei der Betrachtung des Gehörorgans der Teleostier entstehen können, werde
ich hier nicht eingehen. Nur möchte ich hervorheben, dass ein eingehenderes Studium der Gestalt der Otolithen
gewiss für die Morphologie von Interesse ist; ich habe dieselben hier nur im Zusammenhang mit dem übrigen Gehörorgan
behandelt, und dieses um so mehr, da mir bekannt ist, dass der schwedische Zoolog Hedell ihnen ein besonderes
Studium gewidmet hat. Auf den Tafeln habe ich meistens die Contouren der Otolithen in ihrer natürlichen
Lage, zuweilen auch als durchsichtig, abgebildet, damit man die Gestalt der hinter ihnen liegenden Theile sehen kann.
Bei den Elasmobranchiern kann man sehr gut drei verschiedene Typen des Gehörorgans unterscheiden,
nämlich: den Typus der Holocephalen, der Haie und der Bochen. Alle drei gehören offenbar einer seitlichen Abzweigung
der phylogenetischen »Hauptlinie» an. Das Gehörorgan der Pochen hat sich am meisten, das der Haie
etwas weniger davon entfernt. In sehr interessanter "Weise bildet das Gehörorgan der Holocephalen, d. h. der Chi-
maera, ein Uebergangsstadium zu dem der Plagiostomen, ein verbindendes Glied zwischen ihm und dem der übrigen
Fische. Bei allen Elasmobranchiern fällt besonders die oben in der Kopfhaut offen mündende Köhre, Ductus en-
G. Ketzins: Das Gehörorgan der Wirbelthiere.
28
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0233