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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0236
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sind leider kaum mehr zu finden. Mit den nach der Seite gegangenen Dipnoi und Elasmobranchier haben sie
dagegen viel weniger Gemeinschaftliches. Hier möchte jedoch hervorgehoben werden, dass alle Amphibien, Urodelen
sowohl als Anuren, eine auch medialwärts geschlossene Gehörkapsel haben, in welcher Beziehung sie eine, obwohl
aller Wahrscheinlichkeit nach nur falsche Annäherung an die Plagiostomen aufweisen. Was das Gehörorgan der
niederen Urodelen vorzugsweise characterisirt, ist die Entstehung eines wirklichen, von einer äusseren (periostalen)
Haut begrenzten und mit der Hirnhöhle vermittelst einer verhältnissmässig langen, die mediale Kapselwand durch
ein besonderes Loch durchtretenden Bohre {Ductus perilymphaticus Hasse) zusammenhängenden, perilymphatischen
Eaums. Dieser Kaum und seine Abflussröhre finden sich dann in wenig veränderten Verhältnissen auch bei den
höheren Urodelen, bei welchen (Siredon, Salamandra) die Eöhre von Hasse gerade zum ersten Male entdeckt wurde.
Bei den Anuren, wo von demselben Forscher der Eaum sowohl als die Abflussöffnung und der zur Gehirnhöhle
gehende, sackartig erweiterte Gang beschrieben wurden, verläuft ebenfalls, wie ich oben geschildert habe, nach dem
Gehörorgan zu eine lange Eöhre in ziemlich verwickelter, aber von dem Verhalten bei den Urodelen nicht so sehr
abweichender Weise nach dem perilymphatischen Eaum hin, um sich in ihn zu öffnen. Der wie bei den Tischen
vom Sacculus ausgehende Ductus endolymphaticus geht bei den Urodelen sowohl als bei den Anuren, wie ebenfalls
Hasse zuerst dargelegt hat, durch die Apertura aquaeductus vestibuli in die Gehirnhöhle hinein, um sich hier zu
einem verhältnissmässig kolossalen, bei allen, nach meiner Ansicht auch bei Siredon, gegen die Gehirnhöhle geschlossenen
, das Gehirn umfassenden, gelappten Sacke zu erweitern.

Wenn wir dann die übrigen Abtheilungen des membranösen Gehörorgans der niederen Urodelen durchmustern,
so finden wir bei ihnen dieselben morphologischen Bestandteile wie bei den Fischen wieder. Bei den Amphibien
wie bei den meisten Fischen ist es in eine Pars superior und inferior abgetrennt, und diese Hauptabtheilungen
hängen hier stets durch eine loch- oder röhrenförmige Oeffnung, Canalis utriculo-saccularis, mit einander zusammen.
Gerade an der medialwärts ausgebuchteten Wand dieser Oeffnung liegt bei den niederen Urodelen eine kleine Nervenendstelle
, in welcher ein von dem Eamulus ampullse posterioris abgezweigter, schmaler Nervenzweig endigt. Fast
ganz wie bei Chimsera und gewissermassen auch bei den Plagiostomen liegt diese Nervenendstelle an der Wand des
genannten Canals und entspricht meiner Ansicht nach ganz gewiss der Macula ac. neglecta der Elasmobranchier
sowohl als der übrigen Fische. Ich will nur daran erinnern, dass dieselbe, welche im allgemeinen am hinteren
Theil des Utriculusbodens ihre Lage hat, sich jedoch sehr oft in der Nähe der Oeffnung des Canalis utriculo-
saccularis befindet; besonders ist dieses bei Acipenser der Fall, was für ihre Deutung von Interesse ist. Bei den
niederen Urodelen ist sie nun, wie bei Chimsera, unmittelbar bis zum Eand des genannten Canals gerückt. Bei den
höheren Urodelen zeigt die Nervenendstelle entweder ein gleichartiges Verhalten, oder auch hat sie sich von dem
Canale abgetrennt und ist ein wenig nach unten gerückt, wie es z. Bsp. bei Triton geschah. In letzterem Falle
trifft man dann ganz dicht unter der Oeffnung des Canalis utriculo-saccularis eine zweite Oeffnung, welche gerade
zu der kleinen sackförmigen Ausstülpung führt, an der sich die Macula ac. neglecta befindet. Sie bildet nunmehr
gewissermassen eine Ausstülpung der Saeculuswand; da man sie aber bei den niederen Urodelen an der Wand des
Canalis utriculo-saccularis trifft und also die Uebergangsform vor sich hat, so scheint mir hierin nichts Befremdendes
zu liegen. Ich kann deswegen gar nicht der Ansicht beitreten, dass diese Nervenendstelle eine besondere Schneckenpartie
, eine Pars initialis Cochleae, darstelle. In diesem Falle würde bei sämmtlichen Amphibien die Macula ac. neglecta
verschwunden sein, um wieder bei allen Eeptilien aufzutreten, dagegen bei sämmtlichen Amphibien eine Pars initialis
auftreten, um bei den Eeptilien wieder zu verschwinden; bei den letzt genannten Thieren sah ich nämlich nie eine
Pars initialis Cochleae, wohl aber eine Macula ac. neglecta, welche indessen — das ist wahr — wieder am Boden
des Utriculus liegt. Wenn man zugleich das Verhalten des Nervenzweiges dieser Nervenendstelle berücksichtigt, so
spricht dasselbe vollständig für die Ansicht, dass hier der Eepräsentant des Eamulus neglectus der Urodelen vorliegt;
besonders das Entspringen desselben aus dem Eamulus amp. posterioris spricht offenbar hierfür. Bei den Anuren verhält
sich der Nervenzweig sowohl wie die Nervenendstelle in ganz ähnlicher Weise wie bei den höchsten Urodelen.
Ich finde nämlich, entgegen den Angaben von Hasse und Kuhn, auch beim Frosch dicht unter der Oeffnung des
Canalis utriculo-saccularis nur eine ungetheilte Oeffnung, an deren hinterem Eande der Nervenzweig emporsteigt, und
welche zu der Ausstülpung der fraglichen Nervenendstelle führt; das was man früher für eine hintere, hinter dem
Nerven liegende Abtheilung der Oeffnung hielt, stellt den vorbeistreichenden Ductus perilymphaticus dar, welcher
gegen die fragliche Ausbuchtung hin häutig geschlossen ist. Die eben erwähnte Nervenendstelle stimmt mithin sammt


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