http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0010
durch. Hensens scharfsinnige Arbeiten ist der Bau des Cortisonen Organes wohl in seinen wesentlichen Theilen erkannt
worden; aber da in den meisten Fragen, dazu in einigen der wichtigsten, noch streitige Ansichten geltend sind,
so habe ich eine eingehende Revision — mit Aussonderung unrichtiger Angaben, mit Feststellung des mit Sicherheit
Erkannten sowie mit Hervorhebung dessen, was noch zu ermitteln ist — als hier am Platze angesehen. Da inzwischen
dieser Band bedeutend über den für ihn in Aussicht genommenen Umfang angewachsen war, der Plan für die historische
Darstellung sich aber nicht verändern liess, so habe ich geglaubt, meine eigenen Untersuchungen, so weit wie
thunlich, in kurzen Zügen schildern und nicht in allzu weitläufige Details eingehen zu müssen. Um aber die hier
absichtlich verkürzte Beschreibung zu ergänzen, habe ich das Ergebniss meiner Untersuchungen in zahlreichen Abbildungen
niedergelegt, was mir um so mehr erforderlich erschien als die Abbildungen, die wir bisjetzt vom Gehörorgan
besitzen, im Ganzen nicht befriedigend sind. Auch auf diese sämmtlich von meiner Hand ausgeführten Abbildungen
(welche alle aus dem rechten Gehörorgane stammen) habe ich sehr viel Mühe verwandt. Derjenige, welcher selbst
mit den Schwierigkeiten, die mit derartigen Arbeiten verknüpft sind, zu kämpfen gehabt hat, wird sich hiervon eine
Vorstellung bilden können. Auf alle Fälle hoffe ich, dass das jetzt zum Abschluss gelangte Werk für alle, welche
Gestalt und Bau des Gehörorgans der Wirbelthiere näher kennen zu lernen wünschen, ein Leitfaden werden sowie
ein Gerippe für künftige Forschungen bilden wird, wobei hoffentlich auch die Physiologie des Gehörorgans, für
welche wohl eine eingehende Kenntniss vom Bau desselben wichtig ist, von diesen Mittheilungen einigen Nutzen
holen wird. Was mich selbst anbelangt, so werde ich, wenn Zeit und Gelegenheit sich dazu darbieten, die Lücken
der Untersuchungen auszufüllen und zu berichtigen suchen, was vielleicht noch unrichtig ist. Einige von diesen
Lücken hatte ich gehofft, schon dieses Mal ausfüllen zu können, infolge einer Kränklichkeit aber, welche ich mir
durch Ueberanstrengung zugezogen, sah ich mich gezwungen, den Abschluss des Werkes nicht länger hinauszuschieben
, zumal die Herausgabe desselben durch die eben angedeutete Ursache schon bedeutend über den dafür
bestimmten Termin hinaus verzögert worden ist. Der Druck dieses Bandes fing im Januar 1883 an, und der grösste
Theil desselben lag schon im vorigen Sommer fertig.
Den Künstlern, welche mir mit der Gravirung der Abbildungen behilflich gewesen sind, dem Herrn Wilhelm
Schlächter und seinen Schülern, Fräulein Am. Aspeqvist, Fräulein Ag. Aspeqvist, Fräulein H. Jerling und
Herrn G. A. Tholander in Stockholm, sowie den Kupferstechern, dem Herrn Prof. Magnus Petersen und dem Herrn
Conservator E. A. Lövendal in Kopenhagen, bitte ich hiermit meinen herzlichsten Dank aussprechen zu dürfen.
Ebenso bitte ich dem Kartographen Herrn Paul Berndt meinen besten Dank sagen zu dürfen für die Hilfe, welche
er mir bei der Durchsicht der deutschen Correcturen geleistet. Wenn dessenungeachtet Uneigentlichkeiten und nicht
völlig deutsche Wendungen im Texte vorkommen, so haben dieselben ihren Grund darin, dass ich die Arbeit selbst
in deutscher Sprache niedergeschrieben habe. Ich wage es, in dieser Hinsicht auf eine milde Beurtheilung zu hoffen.
Stockholm, den 1. März 1884.
GUSTAF RETZIUS.
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