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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0050
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Paul Meyer1 hat eine sehr eingehende Darstellung seiner Untersuchungen über das Gehörorgan der Schlangen
(Tropidonotus natrix, Coronella Austriaca) gegeben. Er fasst nach Hasse die knöcherne Ohrkapsel als eine
vierseitige Pyramide mit nach oben-aussen sehender Basis und einer oberen und einer unteren Abtheilung auf. Im
perilymphatischen Eaume sind nur sparsame und feine Bindegewebsfasern vorhanden. Die Morphologie des häutigen
Labyrinthes beschreibt Meyer dann in sehr ausführlicher Weise und in nächster Uebereinstimmung mit Hasse's
Darstellung von derselben; da ich die letztere soeben referirt habe, finde ich es angemessen, von der Beschreibung
Meyer's nur das aufzunehmen, was von der ersteren abweicht oder von besonderer Wichtigkeit erscheint. Dies
betrifft vor Allem die feineren Verhältnisse. Die Ampullen sind mit grossem, unregelmässig polygonalem Epithel
bekleidet; in der Mittellinie des Daches, der Raphe, findet sich ein höheres Epithel; ebenso an den Plana semilunata,
die an beiden Seiten der verticalen, aber nur einseitig in der horizontalen Ampulle vorhanden sind; hier besteht das
Epithel aus schönen Cylinderzellen. Die Cristse acustica? ruhen in den beiden verticalen Ampullen auf Septa cruciata,
nicht aber in der horizontalen. Am Boden der Ampullen ist das Epithel ein einfaches Pflasterepithel, das gegen die
Crista hin sich erhöht und zwischen sich eigenthümliche flaschenförmige Zellen aufnimmt, welche in der Nähe der
Crista echte Cylinderzellen werden. Im Neuroepithelium der Crista findet man neben der mit wenig deutlicher
Basalmembran versehenen knorpeligen Wand eine Schicht rundlicher Zellen oder richtiger Kerne, welche in einer
feinen, körnig-protoplasmatischen Masse eingesenkt liegen; diese trennt sie sowohl von der Knorpelwand als von der
oberen Epithelschicht ab. Letztere besteht aus einer Lage cylindrischer, in ihrem mittleren Drittel ausgebuchteter
Zellen, welche sich nach unten hin in je eine feine Faser ausziehen, die oft zwischen zwei Kerne eindringt und fast
bis 'zum Knorpel reicht. Diese mit Kern versehenen Zellen stehen dicht neben einander und sind kaum durch
einige protoplasmatische Körnigkeiten von einander getrennt; sie besitzen einen oberen, ziemlich dicken, cuticularen
Saum und ein von diesem ausschiessendes, sehr langes und feines, an der Basis dickeres und gewöhnlich gestreift erscheinendes
Haar, welches zuweilen nadeiförmig und zurückgebogen, zuweilen aber äusserst lang und fein erscheint. In
den Cristse acusticse der Ampullen sind die specifischen Zellen viel schmaler und länger als in den Macula?. Der für
die Crista bestimmte Nervenzweig sendet seine die Markscheide abgebenden Fasern durch die Basalmembran ins Epithel
hinaus; hier dringen sie zwischen den Kernen der unteren Schicht gegen das untere Ende der Cylinderzellen
empor; die für die Spitze der Crista bestimmten Fasern steigen im Epithel vertical hinauf, die für die Cristaränder de-
stinirten Fasern biegen sich um und verlaufen in winkliger Richtung. Eine grosse Zahl der Fasern gehen direct
zum unteren feinen Ende der Cylinderzellen; sonst begeben sie sich zu einer entfernteren Zelle und kreuzen sich;
es ist hier aber selten ein reichlicher Nervenplexus zu finden. Auf der Crista ruht die Cupula terminalis, deren
oberer Eand in den verticalen Ampullen viel convexer ist als in der horizontalen; ihre Masse ist ziemlich fest,
wie ein dicker Schleim, fast durchsichtig und gelatinös; bei stärkerer Vergrösserung sieht man, dass die Cupula längsstreifig
erscheint und die Streifen in der Mitte parallel, an den Bändern aber gegen die Spitze hin convergiren;
die Streifen sind theils fast gestreckt, theils mehr oder weniger wellenförmig verlaufend. An der unteren Fläche
der Cupula dringen die Haare der Cylinderzellen in dieselbe hinein; hier scheint es oft, als ob die langen Haare
sich mit der Cupulasubstanz so wohl vermischten, dass es sehr schwer ist, sie weiter zu unterscheiden; dies ist um
so eigentümlicher, als dieselben, wenn isolirt, eine ganz andere Lichtbrechung als die Cupulastreifen zeigen; höher
oben in der Cupula verlieren sie diese Eigenschaft; jedoch ist es nicht wahrscheinlich, dass die Cupula aus aneinander
gelegten Haaren besteht; die Cupula scheint nämlich aus schleimigen Fasern zu bestehen, welche anderen cuticularen
Bildungen ähnlich und an der Basis sehr fein und regelmässig aneinander geordnet sind, während sie
höher oben sich in verschiedenster Weise kreuzend daliegen. In der am Boden des Eecessus utriculi gelegenen
dreieckigen Macula acustica utriculi findet man auf einer deutlichen Basalmembran ein ähnliches, von immer mehr
cylindrischen Zellen umgebenes Neuroepithelium, welches aus einer unteren Schicht von Kernen, die von Protoplasma
umfasst sind, und einer von dieser Schicht durch einen bedeutenden körnigen Zwischenraum abgetrennten
Lage mehr regelmässiger Cylinderzellen besteht; die letzteren Zellen tragen auf einer oberen cuticularen Platte ein
an seiner Insertion ziemlich grobes, an seiner Spitze gebogenes Haar, welches viel kürzer sowie auch dicker als in
den Ampullen und an der Basis gestreift ist. In Betreff der Nervenendigungen sah Meyer mehrmals, dass eine
Nervenfaser, die Markscheide vor dem Eintritt ins Epithel abgebend, zwischen zwei Kerne der unteren Schicht em-

1 Paul Meyer, Etudes histologiques Sur le labyrinthe rnembraneux et plus specialement sur le limacon chez les reptiles et les oiseaux. Strasbourg
1876.


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