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gebildet; hier findet man nun aber ziemlich hoch oben am hinteren Umfang der Saccularwand eine kleine, schief
stehende, spaltförmig-ovale oder rhomboidale, mit dem Längsdurchmesser vertical gestellte Oeffnung (Fig. 11 as),
welche zu einem ziemlich langen und schmalen, nach unten hin sich etwas erweiternden Gang (Fig. 11, 13 esc)
führt, der nach unten-vorn verläuft und am oberen-hinteren Winkel der Cochlea sich öffnet; dieser wichtige Grang
bildet somit den Sacculo-Cochlearkanal oder den Canalis sacculo-cochlearis oder C. reuniens Heusern. Bei der La-
certa agilis hat Clason diesen Gang nicht erwähnt; dagegen hat er eine Communicationsöffnung zwischen Sacculus
und Schnecke als eine längliche Spalte an der oberen Wand der Schnecke beschrieben und abgebildet. Eine solche
Communicationsöffnung ist bei den von mir untersuchten Lacerten nicht vorhanden, sondern in der fraglichen Gegend
ist die Wand nur im Ganzen dünn und durchsichtig. Die Lacerta agilis habe ich nicht untersucht; wenn aber
das sichere Auge Clason's nicht für die Eichtigkeit der Angabe bürgte, würde ich bestimmt annehmen, dass, wie
bei den anderen Lacerten, auch bei diesem Thiere am hintersten Ende der Schnecke ein ähnlicher, langer und schmaler
, verhältnissmässig hoch oben am hinteren-unteren Umfang des Sacculus sich öffnender Gang den Canalis reuniens
darstelle. In Folge der Kleinheit des Objectes bei Lacerta agilis scheint doch ein Uebersehen des fraglichen Ganges
oder eine Verwechselung desselben mit der Sacculusrinne leicht möglich zu sein; jedenfalls wäre eine nochmalige
Prüfung des Gegenstandes bei Lacerta agilis von morphologischem Interesse.

Unter dem medialen Umfang des Sacculus liegt die Schnecke, Cochlea (Fig. 1—2, 11, 14). Sie hat, wie
Clason hervorhebt, im Ganzen die Gestalt eines von aussen nach innen stark abgeplatteten Trichters, dessen kaum
abgeplatteter unterer Theil oder Spitze nach unten-vorn und innen gerichtet und sogar etwas nach innen gedreht
ist, dessen Basis nach oben gegen den unteren-inneren Umfang des Sacculus liegt, dessen vorderer Eand weit mehr
senkrecht als der hintere, sehr schief abfallende ist. Die Wand der Cochlea ist uneben und unregelmässig, indem
besonders an der medialen Fläche derselben Ehmen und Höcker vorhanden sind; sie ist ferner auch an verschiedenen
Stellen sehr verschieden dick. Zwei Partien sind an der Cochlea zu unterscheiden: Die Pars basüaris und die La-
gena; beide hängen mit ihren Wänden sowohl als mit ihren Binnenräumen innig unter einander zusammen. Es
ist nicht gerade leicht, die Grenze zwischen diesen Abtheilungen genau zu ziehen; zwar bildet die Pars basüaris
den hinteren-oberen, die Lagena den unteren und vorderen Theil der Cochlea, und an der medialen Wand lässt
sich die Trennung ohne besondere Schwierigkeit vollziehen; an der lateralen Wand dagegen findet sich eine Partie,
welche beiden Gebilden gemeinsam zu sein scheint; in Folge der Verhältnisse bei den höchsten Reptilien liegt es
jedoch am nächsten, diese Partie, als ein Homologon des Tegmentum vasculosum oder der späteren Membrana
Eeissneri, der Pars basüaris beizurechnen.

Die Wandung der Cochlea ist sehr verdickt am vorderen Umfang, besonders im oberen Theil, sowie am
hinteren Umfang, wo der eigentümliche Verdickungssaum oder Eahmen (der sog. »Knorpelrahmen») der Pars basüaris
sich befindet. Quer über die Mitte der medialen Wand verläuft von vorn nach hinten eine ziemlich tiefe,
breite Einne (Fig. 1, 11, 12, 18 fdp), in welche sowohl der Eamulus basüaris als auch der Ductus perilymphaticus
eingesenkt ist; diese Einne erscheint am vorderen Eande (Fig. 11, 13, 14 fdp) als ein grosser rundlicher Einschnitt;
nach oben hin ist sie auch vorne sehr breit, nach hinten aber durch eine Erhabenheit nach oben hin begrenzt, so
dass sie an der Mitte der Wand viel schmaler wird, um dann nach hinten hin wieder breiter zu werden. Unten ist
sie, durch eine wenig gebogene Firste oder Verdickung der Wand begrenzt. Oben an der medialen Seite läuft von der
Cochleawand sowohl vorn als hinten je eine bandartige Verlängerung aus, welche Verlängerungen sich auf der medialen
Sacculuswand ausbreiten und mit ihr verschmelzen (Fig. 11, 13, 15 sb); hierdurch wird die Cochlea am Sacculus
stark angeheftet; die vordere bandartige Verlängerung (Fig. 11, 13 sb) biegt sich innen am vorderen Umfang um und
lässt sich an der Sacculuswand eine weite Strecke nach oben hin spüren; die hintere, breite Verbindung (Fig. 11, 13,
15 sb) geht medialwärts vom Ductus reuniens von der Pars basüaris aus und strahlt an der medialen Sacculuswand
breit aus. Die obere Wand der Cochlea, welche dem unteren Sacculusumfang zugekehrt ist, hängt jedoch nicht mit
ihm zusammen, sondern lässt besonders vorn einen schmalen Spaltenraum gegen ihn offen. Diese obere Wand der
Cochlea ist im Ganzen verhältnissmässig dünn, besonders hinten, ziemlich schmal, rhomboidförmig, vorn und vor Allem
hinten zugespitzt und von der Horizontalebene nur wenig nach der lateralen Seite hin abfallend. Hinten geht ihr
stark zugespitztes Ende direct in die Wand des Canalis reuniens über. Die untere Spitze der Cochlea, d. h. der Lagena
, hat ebenfalls eine verhältnissmässig dünne Wandung. Dieser Theil, die Lagena, bildet, wie erwähnt, eine unten
blasenförmig-abgerundete Tasche, welche den knöchernen Boden nicht erreicht, sondern den perilymphatischen Eaum


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