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dass kein hinreichender Grund dafür vorhanden ist, dieses Gebilde als aus zwei gewissermassen in die übrige Cochlear-
wand eingefügten, oben und unten mit einander vereinigten, neben einander verlaufenden, länglichen Knorpelschenkeln
bestehend zu betrachten; diese Anschauungsweise scheint mir etwas zu viel Anticipation zu enthalten und das
Verständniss der Verhältnisse bei den Sauriern und übrigen niederen Eeptilien nur zu erschweren. Da nun ausserdem
die Richtigkeit der Benennung »Knorpel» für das Gewebe der Wand des membranösen Gehörorgans im
Ganzen etwas problematisch ist, so scheint es mir am besten zu sein, die Namen »hinterer Knorpel» und »Nervenknorpel
» nicht mehr anzuwenden. Anstatt derselben kann man von einem vorderen, hinteren, oberen und unteren
Theil, oder, wenn man so will, von einem vorderen und hinteren Schenkel des Rahmens sprechen, wenn man
mit dem Rahmen, wie oben gesagt, nur die verdickte, die Membrana basilaris umfassende Partie der Cochlear-
wand meint. Diese Anschauungsweise hindert indessen jedenfalls nicht, dass man die fraglichen Theile mit den
Entwickelungsformen derselben, welche bei den höheren Thieren vorhanden sind, vergleicht; im Gegentheil, man
erhält dadurch von den letzteren ein besseres und einfacheres Yerständniss. Der vordere Theil — der vordere
Schenkel — des Rahmens, an dessen medialer Mäche der Ramulus basilaris liegt und an dessen hinterem Rande
dieser Nerv endigt, entspricht offenbar, wie man längst nachgewiesen hat, der Lamina spiralis der höheren Thiere,
der hintere Theil — der hintere Schenkel — des Rahmens hingegen entspricht dem Ligamentum spirale derselben
. Den Lacerten eigenthümlich ist aber die merkwürdige Unterbrechung der Basilarmembran durch eine quere,
verdickte Brücke an der Wand, wodurch die bei anderen Thieren zusammenhängende Basilarmembran hier in
zwei Abtheilungen abgetrennt ist. Ebenso scheint es ganz richtig zu sein, in der medialwärts von der Basilarmembran
befindlichen Rinne eine Andeutung der später sich entwickelnden Scala tympani zu erblicken, und in dem
lateralwärts von derselben Membran befindlichen Binnenraume ein Homologon des späteren Ductus cochlearis sowie
endlich in dem lateralwärts von der lateralen Cochlearwand liegenden Theil des perilymphatischen Raumes ein Homologon
der bei höheren Thieren auftretenden Scala vestibuli zu sehen. Schon aus der gegebenen Beschreibung
und aus den Abbildungen geht hervor, wie die Querdurchschnitte der Cochlea gestaltet sein müssen. Glason hat
auch schon längst einige Figuren guter Schnitte sowie eine gute Schilderung derselben geliefert, auf welche ich also
verweisen kann. Indessen werde ich hier im Zusammenhang mit der obigen Beschreibung eine ganz kurze Darstellung
der Querschnittsbilder geben, um so mehr, als sie für das Yerständniss der eben erwähnten Homologien von Interesse
sind. Ein quer durch die Pars basilaris gelegter Schnitt zeigt überall im Querschnitt den hinteren und vorderen
Theil — Schenkel — des Rahmens; der Querschnitt des hinteren erscheint im Ganzen rectangulär mit der Längsrichtung
von vorn nach hinten und mit etwas concavirter vorderer Fläche; der des vorderen ist grösser und unregelmässig
viereckig mit einer Ecke nach hinten gegen den hinteren Schenkel gerichtet und mit der entgegengesetzten Ecke
allmälig in die sich verdünnende mediale Wand der Cochlea übergehend; eine grosse Partie des letzteren Querschnitts
wird von dem Querschnitt der hohen Firste gebildet, deren oberer Kamm mit seinem hinteren Rande nach hinten
gedreht ist; die vierte Ecke sieht medialwärts. Die beiden erwähnten Querschnitte des Rahmens behalten im Ganzen
so ziemlich die nun beschriebene Form. Ihre Verbindung ist aber etwas wechselnd; bei allen Schnitten, welche
dort fallen, wo die Basilarmembranen vorhanden sind, werden sie mit einander nur durch eine solche äusserst dünne
Membran verbunden, welche straff von der hinteren Ecke des vorderen Rahmenschenkels zu der vorderen lateralen
Ecke des hinteren läuft und an ihrer lateralen Fläche, näher dem vorderen Rande, den ovalen oder rundlichen Querschnitt
der Membranfirste besitzt; medialwärts von der Basilarmembran, zwischen den beiden Schenkeln des Rahmens
, sieht man als Grube oder Sinus das Homologon der Scala tympani; am obersten Ende der oberen Basilarmembran
ist am Querschnitt dieser Sinus natürlicherweise zu einem rings umschlossenen Loche geworden, indem,
wie oben beschrieben wurde, die Wand sich hier als dünne Haut auch medialwärts über die Scala zieht. Dort, wo
die mittlere Brücke die beiden Rahmenschenkel vereinigt und die Basilarmembran verdrängt, giebt natürlicherweise
auch der Querschnitt dies Verhältniss wieder. Der hintere Rahmenschenkel geht dann mit seinem hinteren Rande
lateralwärts direct in eine sehr dünne Haut über, welche sich nach aussen und vorn umbiegt und die laterale
Wand der Pars basilaris (das Homologon des Tegmentum und der Membrana Reissneri) bildet; diese Wand, welche
überall sehr dünn bleibt, biegt sich bald nach vorn und geht, wenig gewölbt und also, der medialen Wand so
ziemlich parallel, einen nicht besonders dicken Binnenraum mit ihr bildend, bis zum vorderen Rande der Cochlea,
d. h. der Lagena, wo sie sich unmittelbar in die verdickte Wand des letzteren Theils fortsetzt und medialwärts
sich umbiegt, um wieder in die mediale Wand überzugehen.


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