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In der Ampulla posterior trifft man fast ganz dieselben feineren Verhältnisse wie bei der vorderen Ampulle,
weswegen eine nähere Beschreibung unterlassen werden kann; nur haben die Flecken starkkörniger Zellen am Boden
zu beiden Seiten des Septum transversum eine geringere Ausdehnung.
In der Ampulla externa ist, wie oben erwähnt wurde, das Septum transversum mit seiner Crista acustica
niedriger und von etwas abweichender Gestalt; sonst ist der feinere Bau dieser Ampulle ganz übereinstimmend.
Das Planum semilunatum aus Cylinderzellen ist nur an der äusseren-oberen Wand vorhanden; am Boden der Ampulle
finden sich, besonders in der vorderen Abtheilung, starkkörnige Zellen zu beiden Seiten des Septum vor.
Diese Ampulle besitzt ebenfalls einen Raphestreifen aus kleineren, schmaleren und höheren, quergestellten Zellen.
Die Bogengänge haben an ihrer Innenfläche ein grosses, niedriges, polygonales Epithel, welches sich an der
Raphe, ganz wie in den Ampullen, zu schmalen, spindelförmig gestalteten und höheren, quer gestellten Zellen anordnet
(Taf. XI Fig. 19 re).
Der Sacculus hat eine sehr dünne, laterale häutige Wand, deren Innenfläche ein ziemlich grosses, niedriges
polygonales Epithel hat, welches nach dem Rande hin, besonders dem unteren, kleinzelliger und höher wird. Die
dickere mediale Wand des Sacculus ist von höheren und schmaleren (cylindrischen) polygonalen Zellen bekleidet,
welche nach der Macula acustica hin immer höher und schmaler werden. Starkkörnige Zellen sind hier nicht vorhanden
. In der Macula acustica gelang es mir, die Endigungsweise der Nervenfasern genauer zu ermitteln, weswegen
ich hier aus einer früheren vorläufigen Mittheilung1 folgende etwas eingehendere Darstellung anführe. Die
Macula acustica besteht, wie bei allen von mir untersuchten Wirbelthieren, aus zwei Zellenformen, Fadenzellen und
Haarzellen. Die Fadenzellen (Taf. XII Fig. 2, 8 fz) stehen senkrecht auf der membranösen Wand und reichen
bis zur freien Oberfläche des Epithels; sie sind sehr schmal und dünn, zuweilen in der That fadenförmig, haben in
der Regel eine breitere Fussplatte, wodurch sie an der membranösen Wand befestigt sind, und erweitern sich gewöhnlich
gegen diese Platte hin; an dem oberen, freien Ende sind sie in der Regel, wenigstens in einer Richtung,
ebenfalls erweitert und oben quer abgestutzt, wodurch auch hier eine kleine Endplatte entsteht; der schmale,
schlanke, weiche Zellenkörper zeigt hier und da kleine höckerige Unebenheiten, besteht aus heller, wenig körniger
Substanz und trägt den verhältnissmässig kleinen, rundlich-ovalen Kern in seiner unteren Hälfte, indem derselbe
entweder in der Nähe der Fussplatte an der membranösen Wand (= die Basalzellen Max Schultze's) oder höher
oben (= die Fadenzellen Max Schultze's) liegt. Diese Zellen, von denen ich an den Nervenendstellen beim Alligator
eine grosse Menge in vollkommenster Isolirung gesehen habe, stimmen also vollständig mit dem Typus
überein, den ich schon vor zehn Jahren bei den Fischen beschrieben habe. Sie stehen auch beim Alligator
weder mit den Nervenfasern noch mit den anderen Zellen in directem Zusammenhang, sondern sind nur als
eigentliche Epithelzellen, Stütz- oder Isolationszellen zu betrachten. Wenn man das Nervenepithel von oben betrachtet
, so sieht man, wie gewöhnlich, die oberen, rundlich ovalen Enden der Haarzellen in ziemlich gleicher Entfernung
von einander (Taf. XII Fig. 9, 10 hz); die zwischen ihnen befindlichen Partien sind von den oberen
Enden der Fadenzellen eingenommen; meistens lassen sich aber diese Enden der Fadenzellen nicht differenziren;
hier gelang mir aber dies besonders gut, und sie zeigten ein schönes Mosaik kleiner polygonaler, etwas länglicher
Felder (Fig. 9, 10 fz); am Rande der Macula (Fig. 10) waren diese Felder zwischen den Haarzellen zahlreicher
und gingen in das umgebende Epithel über. Die Haar Zeilen (Fig. 2—8 liz) sind, wenn sie vollständig
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isolirt vorliegen, flaschenförmig mit dem breiteren Ende, in welchem der grosse sphärische oder oval-sphärische-
Kern liegt, nach unten hin gekehrt; nach oben vom Kern verschmälert sich die Zelle mehr oder weniger zu
einem Hals, um sich dann wieder etwas zu erweitern und oben mit einer platten, rundlichen, gelbglänzenden
Scheibe an der Oberfläche des Epithels zu endigen; diese scheibenförmige Platte wurde, wie oben angeführt, von
einigen Forschern als ein »Cuticularsaum» aufgefasst und sogar als von einer Zelle zur anderen übergehend be-
schrieben. Ich kann sie aber keineswegs so auffassen, sondern betrachte sie nur als das obere, etwas mehr verdichtete
, modificirte, freie Ende des Zellenprotoplasmas; von dieser Endscheibe steigt das Hörhaar mit breiter, rundlicher
oder ovaler Basis empor, um bei den Cristse acusticse der Ampullen hoch, bei den übrigen Nervenausbreitungen
viel kürzer, frei emporzusteigen und sich dabei allmälig zu verschmälern und zuzuspitzen (Fig. 3); wie ich
vor zehn Jahren für die Wirbelthiere im Allgemeinen nachwies, besteht es stets aus einer Reihe dicht an einander
1 Gustaf Retzius, lieber die peripherische Endigungsweise des Gehörnerven. Biologische Untersuchungen, herausgeg. von Prof. Dr Gustaf Eetzius.
Jahrg. 1881 No III.
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