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man nun auch Präparate, in welchen man die Blutgefässe gerade beim Uebergang aus der Schenkelsubstanz ins
Epithel wahrnehmen kann. Das fragliche Epithel besteht indessen nicht allein aus den beschriebenen Cylinderzellen,
sondern zwischen ihnen bemerkt man dicht an der Schenkeloberfläche einzelne Kerne, welche, wie bei der Membrana
Eeissneri, anderen, zwischen den Füssen der Cylinderzellen befindlichen, niedrigen und schmalen, hellen Zellen
angehören. Die Cylinderzellen stehen auch hier und da ziemlich weit von einander entfernt (Taf. XIII Fig. 13 pe),
so dass man von der Oberfläche des Epithels her diese Kerne wahrnehmen kann. Nach den Seitenrändern des
Epithelwalls, den wir auch hier Stria vascularis nennen können, wird das Cylinderepithel niedriger und geht nach
der Basilarmembran hin in ein sehr niedriges, helles, kleinzelliges Cylinderepithel über (Taf. XIII Fig. 13 e, Taf.
XIV Fig. 1—6, 8 se), welches offenbar eine Fortsetzung der zwischen den hohen Zellen stehenden niedrigen Zellen
darstellt. Dieses niedrige Cylinderepithel (von 0,015 Mm. Höhe) setzt sich eine kleine Strecke auf der Basilarmembran
fort, um aber bald wieder höher zu werden; hierdurch entsteht an der Epitheloberfläche eine Einne, ein »Sulcus
spiralis externus». Von jetzt an steigt jedoch das Epithel ziemlich schnell zu der breiten Papilla acustica basilaris,
welche sich über die Basilarmembran und noch ein wenig über die andere Seite derselben hinaus erstreckt. Die Papille
erhebt sich dabei allmälig, um ungefähr gerade über dem Anheftungsrand am Nervenschenkel seine höchste Stelle
(0,075 Mm.) zu erreichen und dann wieder steiler abzufallen (Taf. XIV Fig. 1—6, 8). Das Papillenepithel geht
nämlich auf der anderen Seite in ein verhältnissmässig ganz niedriges (0,015 Mm. hohes) Cylinderepithel über, welches
aber sehr bald wieder ansteigt, in dieser Weise eine zweite Einne, »Sulcus spiralis internus» an seiner Oberfläche
bildend. Das Einnenepithel trägt die Zellenkerne tief unten nahe an der Schenkelfläche. Das jenseits der Einne
befindliche Epithel besteht dann wieder aus ziemlich hohen (bis auf 0,04 Mm. hohen) und schmalen, von oben her
polygonal erscheinenden Cylinderzellen (Taf. XIII Fig. 12 a, b), welche ihren rundlichen Kern in der Eegel in der Nähe
des oberen freien Endes tragen. An diesem oberen Ende der Zellen findet man oft kleine hyaline Anhängsel; dieselben
stammen von der Membrana tectoria her, welche sich gerade an diesen Zellen befestigt (Taf. XIV Fig. 1—6, 8 if).

Es erübrigt jetzt noch den feineren Bau des wichtigsten Theils, der Papilla ac. basilaris, zu beschreiben. Bei
der Betrachtung der in Ueberosmiumsäure (oder Müllerscher Lösung) erhärteten Papille von oben her sieht man in
der Nähe ihres Nervenschenkelrandes ein längsgehendes Band von rundlichen Figuren, welche dem gewöhnlichen
Bilde der oberen Enden von Haarzellen entsprechen (Taf. XIII Fig. 5 hz); es stehen dieselben, von einander ein wenig
entfernt, am oberen Ende der Papille in einfacher Eeihe (Taf. XIII Fig. 6 hz), welche sich ausserdem höchst oben
bogenförmig nach vorn umbiegt. Ein wenig tiefer hinab sind solche Figuren zu zwei dicht liegenden Eeihen grup-
pirt, um bald noch eine dritte Eeihe aufzunehmen (Taf. XIII Fig. 5 hz). Noch etw^as tiefer hinab findet man sie
noch zahlreicher, so dass man 4—5—6 und endlich in der unteren Hälfte der Cochlea 7 und sogar 8 solche der Quere
nach neben einander stehende rundliche Figuren rechnet. Am untersten Ende der Papille vermindert sich die Zahl
derselben wieder und sie verschwinden endlich vollständig. Es liegt nun sehr nahe, schon aus dieser Ansicht der
Oberfläche anzunehmen, dass diese Figuren den Haarzellen der Papille entsprechen. Es enthält diese Annahme aber,
wie bald gezeigt werden soll, nur die halbe Wahrheit. An senkrechten Querschnitten der Papille (Taf. XIV Fig.
1—6, 8 hz) sieht man zwar, dass die besprochenen rundlichen Figuren obere Enden von Haarzellen sind, deren 0,02
Mm. messende Hörhaare frei in die endolymphatische Flüssigkeit emporsteigen, und deren Zellenleiber von länglich
flaschenförmiger Gestalt und einer Länge von ungefähr 0,03 Mm. eine Strecke weit in die Papille hinabreichen; sie
sind (Taf. XIII Fig. 8) den aus den übrigen Nervenendstellen beschriebenen Haarzellen ganz ähnlich, tragen ihren
grossen rundlichen Kern in der Mitte des Zellenleibes oder etwas nach unten davon, sind ziemlich stark gekörnt
mit einigen grösseren, in Osmium sich dunkel färbenden Körnern, nach oben hin mit einem glänzenden Saume
versehen, von dem das leicht in Fäden zerfallende Haar emporragt, nach unten aber abgerundet oder mehr zugespitzt.
Es sind diese Zellen also offenbar Haarzellen. An den Querschnitten (Taf. XIV Fig. 8) bemerkt man aber ausserdem
, dass von der übrigen, nach vorn von diesen Haarzellen befindlichen Oberfläche der Papille noch eine ganze
Menge feiner Haare emporschiesst, und bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass diesen Haaren eigenthüm-
liche kurze Zellen entsprechen, welche dicht an der Oberfläche Hegen, so zu sagen an ihr wie Kähne schwimmen.
In Taf. XIII Fig. 9 habe ich einige solche Zellen abgebildet; sie stellen rundliche, kurze Zellen mit einem grossen
rundlichen Kern und mit sparsamem, körnigem, einige grössere, in Osmium sich dunkel färbende Körner enthaltendem
Protoplasma sowie mit einem ziemlich kurzen, gewöhnlich etwas gekrümmten, leicht in seine Fäden zerfallenden
Haar versehen. Viele dieser Zellen sind aber nicht rundlich, sondern der Quere nach ausgezogen (Taf. XIII Fig.


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