http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0148
136
durch die Löcher der Zona perforata der Basilarmembran in das Nervenepithel der Papilla ac. basilaris hinein.
Hier kann man sie an senkrechten Querschnitten als sehr feine Fäserchen oft noch eine Strecke ziemlich gut verfolgen
. Sie strahlen nämlich von hier nach oben hin in radiirender Bichtung aus und steigen zwischen die Faden-
zellen, die Eichtling der letzteren kreuzend, nach der Oberfläche hin. Ein Theil von ihnen begiebt sich dann zu
den hohen Haarzellen, die übrigen laufen schief oder beinahe horizontal zu der breiten Zone der kurzen Haarzellen.
Es ist zwar sehr schwer, mit voller Sicherheit zu sehen, ob diese feinen Fasern in den Haarzellen endigen; hier und
da lässt sich dies jedoch als höchst wahrscheinlich darlegen; man kann dieselben bis zu den unteren Enden der
hohen und auch bis zu denjenigen der kurzen Zellen verfolgen. Nach Zerzupfung der mit schwachen Chromkalilösungen
behandelten Präparate erkennt man diese Nervenfasern im isolirten Zustande als sehr feine varicöse Fäserchen.
Die über der Papilla ac. basilaris liegende Membrana tectoria (M. Corti) stellt ein im frischen Zustande
weiches, durch Weingeist stark schrumpfendes, nach Osmiumerhärtung steiferes und schön conservirtes Gebilde von
glasheller Beschaffenheit und ohne andere hervortretende Structur als in der homogenen Grundsubstanz befindliche
Löcher und Kanäle dar. Die Membran bildet ein der Papille ihrer ganzen Länge nach aufgelagertes Band, dessen
untere Fläche ziemlich flach, dessen obere hingegen derart gewölbt ist, dass die mittlere und die etwas hinter derselben
befindliche Partie viel dicker ist, was besonders aus den Querschnitten (Taf. XIV Fig. 1—6, 8 mc) hervorgeht
, und sich nach den Seiten, vor Allem nach der vorderen hin, allmälig verdünnt, so dass besonders der vordere
Band sehr scharf und dünn ausläuft. Der etwas dickere hintere Rand der Membran befestigt sich mit wulstigem
Saume, wie oben erwähnt, an den hohen Cylinderzellen jenseits dem »Sulcus spiralis internus»; von hier aus spannt
sich die Membran über die Papille hinaus, ohne weitere Stütze oder Befestigung zu erhalten. An allen meinen
Querschnittspräparaten sah man einen Spaltenraum zwischen der unteren Fläche der Membran und der Oberfläche
der Papille. Was nun die Anordnung der Löcher und Kanäle in dieser Deckmembran betrifft, so sieht man an
der abgeplatteten Ebene der höchsten Stelle ihrer oberen Fläche ziemlich zahlreiche, meistens kleinere Löcher (Taf.
XIV Fig. 8 nie); an der unteren Fläche der Membran (Taf. XIII Fig. 11) findet man, über die ganze Fläche zerstreut
, eine grosse Menge Löcher, von denen die grössten (b) in der Nähe der Mittellinie liegen; nach den Eändern
zu (a, c) werden sie gewöhnlich kleiner und schmaler. An senkrechten Schnitten sieht man von diesen Löchern
der unteren gegen die höchste Stelle der oberen Fläche convergirend emporsteigende, immer enger werdende Kanäle.
In der Lagena endlich findet man, nachdem das grobkörnige Epithel der Membrana Eeissneri aufgehört hat,
ein polygonales Platten epithel, welches den ganzen Boden der Lagena auskleidet, in der Nähe der Papilla ac. Uigenau
aber höher wird. Diese Papille, welche, wie oben erwähnt, eine Strecke unter dem unteren Ende der Papilla basilaris
liegt und, von ihr vollständig abgetrennt, als ein breites Band die hintere (-innere) Wand der Lagenatasche einnimmt,
zugleich an den Seiten wänden ansteigt (Taf. XIV Fig. 7 pl) und sich mit den abgerundeten Enden sogar ein
wenig auf der vorderen (-äusseren) Lagenawand ausbreitet, zeigt eine Höhe ihres Nervenepithels von 0,045—0,06
Mm. und besteht aus den bei der Macula ac. sacculi genauer beschriebenen Zellenarten, Haarzellen und Fadenzellen
nebst den darin endenden blassen Nervenfasern. Die auf dieser Papille liegende hufeisenförmige, dünne Deckmembran
besteht aus einem feinen, dendritisch verzweigten, homogenen Gewebe (Taf. XII Fig. 17 a), mit knotenförmigen
Anschwellungen an den Zweigen und unregelmässigen Löchern zwischen ihnen; die gröberen Zweige laufen
indessen meistens nach einer Eichtung hin. Auf dieser Deckmembran ruht die ebenfalls hufeisenförmige, ziemlich
dünne Otolithenmasse, welche aus besonders grossen Kristallen (Taf. XII Fig. 17 b) besteht; ich fand nämlich
immer diese Kristalle im Ganzen viel grösser als bei den übrigen Nervenendstellen; die in der Fig. 17 5 abgebildeten
sind bei Weitem nicht die grössten, sondern es kommen drei Mal so grosse (bis auf 0,045 Mm.) vor.
Der Acusücus und seine Zweige bestehen aus markhaltigen Fasern etwas verschiedener Dicke. Sowohl im Eamus
anterior (Taf. XII Fig. 19) als Eamus posterior (Taf. XII Fig. 18) sind bipolare Nervenzellen eingeschaltet, welche
verschiedene Grösse (0,015—0,03—0,045 Mm.) und Gestalt haben; sie sind bald mehr, länglich, bald mehr kurz und
abgerundet und stets mit einem schmaleren und einem breiteren Ausläufer versehen, welche bald ganz oppositipol
bipolar, bald mehr einander genähert entspringen. Diese Nervenzellen sind stets von der Schwann'schen Scheide der
Nervenfasern und zuweilen auch von einer dünnen Myelinscheide umgeben. Oft hat ihr Kern zwei Kernkörperchen.
Wie oben schon erwähnt wurde, ist im Eamulus basilaris, seiner ganzen Länge nach, eine Menge solcher Nervenzellen
eingeschaltet, welche ein zusammenhängendes Band, ein Ganglion basilare, wie bei den höheren Thieren, bilden.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0148