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15.2
liehen Schnecke horizontal. Grob anatomisch betrachtet lässt sich diese in die eigentliche Schnecke und in die
Lagena theilen; erstere liegt mit ihrem Anfange in der Pars vestibularis, zum kleineren Theil in der knöchernen
eigentlichen Schnecke. Die häutige Schnecke besteht aus den zwei Knorpeln, dem Tegmentum vasculosum und
der Membrana basilaris. Die von Deiters am Beginne der Schnecke beschriebene Incisur konnte Hasse nicht
finden. Das Tegment sieht anfänglich nach vorn und etwas nach unten, der eine Knorpel lehnt sich oben an das
Knochenstäbchen, der untere an die untere Knochen wand des Vestibulum, die Membrana basilaris ist der Schädelhöhle
zugekehrt; mit der Spiralwindung ändert sich die Lage so, dass das Tegment nach oben sieht. Die Schnecke
ist bis zur Nähe der Lagena von ungefähr gleicher Breite, zeigt dann eine halsartige Einschnürung, um sich wieder
ampullenartig zur Lagena zu erweitern. Durch die erwähnte Lagerung entstehen die Scala vestibuli und Scala tympani,
die nur an der Spitze der Schnecke mittelst eines schmalen Eaumes mit einander communiciren; im vestibulären
Theil ist der Baum der Scala vestibuli grösser als der der Scala tympani; in der eigentlichen knöchernen Schnecke
verschwindet dagegen die Scala vestibuli so gut wie ganz, die Scala tympani ebenso in Folge der veränderten Lagerung
des Nerven; der Baum ist also auf beiden Seiten nur ein äusserst geringer. Das im Beginne quer gestreifte
Tegmentum bekleidet nur die seitlichen Theile der Knorpel, lässt aber den bogenförmigen Zusammentritt
derselben frei, wodurch ein rundliches, scharf begrenztes Loch, »Apertura canalis cochlearis», zu Stande kommt;
diese Apertur liegt in der Nähe des Foramen vestibuläre. »Ausserdem bemerken wir auch noch von der Stelle,
wo sich das Tegment am Beginne des unteren Knorpels ansetzt, ausgehend einen mehr oder minder feinen Teg-
mentstrang, der sich durch das Foramen vestibuläre in seinem unteren Theile hindurch schräge nach oben zu der
häutigen Ampulle begiebt.» Dieser Streifen, den Hasse Canalis reuniens nennt, »kann oft sehr mangelhaft entwickelt
sein, und statt seiner findet man dann nur ein feines Gefässchen». Von den beiden Knorpeln hat schon
Deiters den vorderen-oberen, dem Knochenstäbchen sich anschliessenden den dreieckigen Knorpel und den unteren-
hinteren den viereckigen benannt. Der letztere hat eine unregelmässig viereckige Gestalt und zeigt eine obere,
eine innere, eine untere und eine äussere Fläche. Durch den Durchtritt des Gehörnerven wird etwas jenseits des
Beginnes der Schnecke ein Knorpelstück, »die Knorpelleiste» (Hasse), vom Nervenknorpel getrennt, welches gegen
die Lagena hin sich wieder mit dem Knorpel vereinigt. Im Anfange zeigt der viereckige Knorpel eine convexe
hintere Fläche, eine gerade oder leicht wellenförmig gekrümmte untere, eine senkrechte innere und eine leicht con-
cave obere. Dem entsprechen vier Winkel, von denen der innere obere die sog. Gehörzähne trägt, welche nach
Hasse nicht von besonderer Wichtigkeit sind. Die innere, dem Canalis cochlearis zugewandte Fläche ist convex;
auf dem Querschnitt sieht man vom hinteren-unteren Winkel einen sich in dem Periost verlierenden Fortsatz ausgehen
; durch den Knorpel verlaufen die Nervenfasern, die die Knorpelleiste abtrennen. Die untere Fläche wird
dadurch in zwei Flächen getheilt. Dann wird die innere, anfangs steile Fläche allmälig mehr und mehr gekrümmt,
schalenförmig, die obere wird schmaler und verschwindet zuletzt fast ganz, die hintere bleibt unverändert. Der
viereckige Knorpel nähert sich demgemäss einer dreieckigen Form. Durch ihn verlaufen häufig mehrere Gefässe,
meistens zwei, von denen eins in der Nähe des unteren-binteren Winkels, das andere in der Nähe der Huschke'-
schen Gehörzähne. Die Knorpelleiste trennt sich vom Nervenknorpel als ein anfangs dreiseitiges Gebilde, dessen
Basis nach unten dem Nervenstrang zugekehrt ist, dessen Spitze gegen den Canalis membranaceus cochlese (C. cochlearis
) hin sieht und zum Ansatz der Basilarmembran dient. Die von einem Gefässchen durchzogene Leiste ändert
allmälig ihre Form, indem der untere-innere Winkel ausgezogen wird, die gegen die Scala tympani gewandte
Seite immer mehr gegen die Membrana basilaris sieht; in der Nähe der Lagena hat man statt der dreieckigen
Form mit einer Platte zu thun. Weniger wechselnd in seiner Gestalt ist der dreieckige Knorpel; während die
eine convexe Fläche dem Knochen dicht anliegt, sieht die zweite coneave gegen die Scala tympani, die dritte ebenfalls
leicht coneave gegen den Canalis cochlearis; im Beginne fehlt die zweite Fläche; ein Gefäss durchzieht con-
stant den Knorpel. Häufig ist der untere Theil dieses Knorpels zu einem in das Periost übergehenden Fortsatz
ausgezogen. Am Anfang der Schnecke zeigt sich vor der Umbiegung des dreieckigen Knorpels zu dem viereckigen
an der dem Canalis membranaceus zugewandten Seite unter der oberen Fläche, in die sich das Knochenstäbchen
hineinlegt, eine zweite, kleinere, leicht coneave Fläche. Die Lagena wird durch Umbiegung und Vereinigung der
beiden Knorpel in der Gestalt eines Pantoffels gebildet; die Knorpelleiste trägt dabei theilweise bei, indem sich
ihre Platte an den dreieckigen Knorpel unterhalb des inneren Winkels legt und mit ihm verbindet, und die unteren
Fortsätze des Knorpels sich zu gleicher Zeit mit einander vereinigen. Die oberen Spitzen wölben sich dabei
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