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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0169
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Zahnzellen eingestreut, birnförmige Stäbchenzellen mit allmälig länger werdenden Härchen auf. Am Anfang der Schnecke
schienen die Zellen des Canalis reuniens eine weit grössere Ausdehnung wie im erwachsenen Zustande zu besitzen;
sie sassen einer hellen, dünnen Membran auf; ob sich diese Membran durch das Foramen vestibuläre zur vorliegenden
Ampulle begiebt, war nicht zu entscheiden. Die Membrana tectoria beginnt als schmaler durchsichtiger Saum über
den Zellen der Papilla spiralis und erstreckt sich bis zu deren Ende, wird dann immer stärker, bis ihre Dicke constant
bleibt, wenn die Zahnzellen ihre bleibende Form erreicht haben; man sieht an der Membran Eindrücke der Zahn- und
Stäbchenzellen. Die Otolithenmasse entsteht ebenfalls als ein Absonderungsproduct der Zahnzellen in Gestalt eines
hellen Saumes; die Otolithen beginnen als kleine Pünktchen, um allmälig ihre spätere Grösse zu erreichen.

In »Nachträge zur Anatomie der Vogelschnecke» beschrieb Hasse1 das Verhalten des Gehörnerven im erwachsenen
Zustande genauer; derselbe besteht aus der Nervenfasermasse und der Masse der Ganglienzellen, welche
in inniger Wechselbeziehung stehen. Vom Anfang der Schnecke bis zur Lagena hin ändert sich nichts in der
Lagerung dieser beiden Elemente. Ausser den Knorpelfortsätzen wird der ganze Strang von einer feinen Umhüllungsmembran
umgeben. Der Querschnitt des Nerven zeigt überall zwischen den dichtgedrängten Ganglienzellen
verlaufende, feine Nervenfäserchen, die senkrecht gegen den Nervendurchtritt aufsteigen; längsgehende Faserzüge
wurden nie entdeckt; erst in der Lagena wird der Verlauf ein mehr horizontaler. Die Umhüllungsmembran ist
bindegewebiger Natur, fein, homogen, kernführend und sendet Fortsätze in das Ganglion und die Nervenfasermasse.
Die Ganglienzellen sind grosse, schöne, rundlich-ovale, bipolare Zellen mit grossem, hellem Kern. Die im erwachsenen
Zustande zwischen den Fasern im Nervendurchtritt liegenden Kerngebilde sind die Ueberreste embryonaler
Zellen, gehören dem Bindegewebsgerüste an und stellen ein feines reticuläres Bindegewebe dar. In der Papilla
spiralis beschreibt nun Hasse unter und zwischen den Stäbchenzellen überall Zellen, die den Zahnzellen entsprechen.
»Jedes dieser Zellgebilde schickt in den Zwischenraum zweier Stäbchenzellen einen äusserst feinen Fortsatz empor,
der mehr oder minder hoch hinaufragend, doch hin und wieder bis an das Niveau des oberen Eandes des Ver-
dickungssaumes sich erstreckt». Durch solche »Isolationszellen», welche dann mit unterer dreieckiger Verbreiterung
der Basilarmembran aufsitzen, werden die Stäbchenzellen von einander getrennt. Hasse weist auch darauf hin, dass
sich der Verdickungssaum mit dem Zapfen von den Stäbchenzellen nicht selten völlig rein abtrennen lässt.

Dann veröffentlichte Hasse2 eine Mittheilung über die Endigungsweise des Gehörnerven bei den Vögeln.
Da dieselbe gewissermassen als ein vorläufiger Bericht seiner bald danach publicirten grösseren Abhandlung über den
Bogenapparat der Vögel3 anzusehen ist, so finde ich es angemessen, nur den Inhalt der letzteren ausführlicher wiederzugeben
. Am knöchernen, in spongiöse Knochenmasse eingebetteten und nach hinten gewandten Bogenapparat lassen
sich die Bogengänge, die Ampullen und der Utriculus unterscheiden; die drei Bogengänge sind als sagittaler, frontaler
und horizontaler zu bezeichnen, obwohl alle drei sich in einem Winkel von ungefähr 45° aus den betreff.
Ebenen erheben; während der frontale und horizontale Gang ihre Ebene inne halten, zeigt der der inneren
Schädelwand anliegende sagittale eine leichte (S-förmige) Krümmung um seine Queraxe; derselbe ist ferner beträchtlich
gross, weit nach hinten sich erstreckend und ragt weit über die anderen beiden hinaus. Der horizontale Gang
ist grösser als der frontale; die Dicke derselben ist an allen Stellen die gleiche. Die Stellung der Bogengänge zu
einander ist etwas verrückt; es findet nämlich eine Kreuzung und zwar des frontalen mit dem horizontalen Bogengang
in rechtem Winkel statt, abgesehen davon, class der sagittale die ersteren weit überragt; die Kreuzung geschieht
hinten und unten in der hinteren Hälfte des horizontalen Ganges; hier öffnen sich die Bogengänge in einander
. Der sagittale und frontale Gang verschmelzen dann, wie bei den höheren Thieren, an der inneren Schädelwand
, und der gemeinsame Gang nimmt kurz nachher von unten her den horizontalen Bogengang in sich auf.
Nach der Vereinigung findet die Einmündung in den Utriculus statt. Auf dem Durchschnitt erweisen sich die
knöchernen Gänge elliptisch. Von den knöchernen Ampullen liegen die' des sagittalen und horizontalen Bogengangs
dicht beisammen, letztere vorne, unten und aussen, erstere nach innen, hinten und oben gerichtet, während
die des frontalen von ihnen getrennt am entgegengesetzten Ende des Sackes nach unten gerichtet ist; alle drei
liegen in derselben Ebene wie ihre Bogengänge, welche sich über die Ampullen' wölben und in dieselben mit einer
leichten Einschnührung münden. Wärend der horizontale Bogengang zuerst gerade nach aussen und dann schräg

1 C. Hasse, Nachträge zur Anatomie der Vogelschnecke, Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, Bd 17, 1867.

2 C. Hasse, Die Endigungsweise des nervus acusticus im Gehörorgane der Vögel. Nachrichten d. K. Gesellsch. d. Wissensch, und d. G. A. Universität
zu Göttingen, Maj 8, 1867, N:o 11.

3 C. Hasse, Der Bogenapparat der Vögel, Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, Bd 17, 1867.


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