Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0172
160

zu der inneren vorderen Wand des Utriculus». Es giebt nämlich bei den Yögeln nur einen Sack, den Utriculus,
an den ein Theil des Schneckendacbes sich legt; der Utriculus entspricht nämlich wahrscheinlich einer Verschmelzung
der beiden Säcke des Menschen und der Tegmentstreifen sei das Kudiment der geschlossenen Schneckenverbindung
; der Sack bleibt gleichsam auf einer fötalen Stufe stehen und ungetheilt. Die Schnecken Verbindung ist
aber nach Hasse nicht länger ein Canal, sondern ein Theil der Wandungen dieses Gebildes geht in der Entwicklung
zurück, verschwindet, und es bleibt nur ein Theil des Daches der Streifen des Tegmentes oder wohl gar
nur ein Gefäss zur Verbindung zurück. An die als runder Fleck erscheinende Macula acustica des Utriculus tritt
schräge von dem zur Ampulle des horizontalen Bogengangs gehenden Nervenast ein Zweig und strahlt in ihr aus;
die dem Foramen vestibuläre zugewandte Wandung des Utriculus ist äusserst fein und zart; gegen die Innenwand
des knöchernen Sacks, wo der Sacknerv herantritt, wird das Gewebe wieder dicker und resistenter. Umsponnen
ist der Utriculus von einem weitmaschigen Gefässnetz. Die Wandung besteht aus derselben homogenen, spindelförmige
Zellen enthaltenden, knorpelartigen Bindegewebssubstanz wie die Bogengänge, die Ampullen und die
Schneckenknorpel. Während nun die dünne Wandpartie mit einem einfachen hellen, feinkörnigen Plattenepithel
bekleidet ist, sehen wir dieses sich allmälig gegen die Macula acustica zu, wo auch die Wandung des Utriculus sich
verdickt, erheben, und den Charakter des Cylinderepithels annehmen; in mehr oder minder weitem Umkreise um
die Macula folgen dann zwei Epithelformen, die eckigen, dunkelgranulirten »fiaschenförmigen Pigmentzellen» und
die hellen cylindrischen »Bodenzellen», von denen erstere, wie in den Ampullen, gewöhnlich in sternförmigen
Gruppen zwischen den anderen zusammenstehen. Das Epithel der Macula acustica enthält ganz gleiche Elemente
wie die Cristae der Ampullen und die Papilla spiralis, nämlich die fiaschenförmigen Stäbchenzellen mit Verdickungs-
saum, aber mit etwas kürzeren Haaren wie in den Ampullen und mit nach unten abgehendem feinerem Fortsatz, sowie
die den Kern im Grunde neben dem Basalsaum führenden Zahnzellen. Die bündelweise schräge durch die Wand
des Utriculus ziehenden Nervenfäserchen durchbohren den Basalsaum und begeben sich ohne dichotomische Theilung
oder pinselförmiges Ausstrahlen an das untere Ende der Stäbchenzellen; der untere Fortsatz derselben ist also auch
hier ein Nervenfaserfortsatz. Auf der Macula liegt, ihr genau entsprechend, die Otolithenmasse, welche aus einer
unregelmässig, hell, breit gestreiften und mit rundlichen Kreisen (wahrscheinlich Haare der Stäbchenzellen aufnehmende
Löcher) versehenen Membran besteht, in welche die Otolithen regellos eingebettet sind. Die Verzwei-
gungs- und Endigungsweise des Nervus acusticus wird von Hasse also auf dieselben einfachen Grundverhältnisse zurückgeführt
. »Jede einzelne von Anfang bis zu ihrem Ende von den übrigen isolirte Nervenfaser verläuft, aus
einer interpolirten bipolaren Ganglienzelle hervorgetreten, ohne Theilung zu einer Endzelle», zu einer von ihren Nachbarn
isolirten Stäbchenzelle Hasse's; aus diesen Zellen gehen haarförmige Fortsätze hervor, die mehr oder minder
lang, spitz auslaufend, entweder in die Endolymphe oder in eine mit Kalkkristallen durchsetzte Gallertmasse oder
in eine einfache gallertige Membran hineinragen.

In seiner letzten speciellen Abhandlung über das Gehörorgan der Vögel hat Hasse1 die Paukenhöhle und
das knöcherne Labyrinth in eingehender Weise beschrieben und zugleich seine früheren Angaben in Betreff des
häutigen Gehörorgans revidirt. Die Paukenhöhle hat, wie beim Menschen, im. Ganzen die Gestalt eines Y; den
Fuss desselben, von aussen-hinten nach innen-vorne verlaufend, bildet auch bei den Vögeln der Canalis tubse, den
einen Schenkel der weite, transversal verlaufende, von dem Os occipitale laterale mit dem Opistoticum und dem Os
sphenobasilare begrenzte Meatus auditorius externus, beide in einer Ebene gelagert, während der andere sehr kurze,
nach hinten und etwas nach oben gerichtete Schenkel den höher gelegenen Eingang in die Pars spongiosa der Hinterhaupt
sknochen repräsentirt. Der Knotenpunkt dieser drei Schenkel ist das eigentliche Cavum tympani, welches
die Gestalt eines dreiseitigen Prismas zeigt; man unterscheidet eine innere-hintere, von dem Pro- und Opistoticum
mit Occipitale laterale, eine obere, theils von diesen, theils von dem Squamosum gebildete und eine äussere-untere
Wand. Die äussere-untere Wand nimmt das von oben-aussen-vorne nach unten-innen-hinten stehende Trommelfell
ein, welches bei einigen Vögeln (Huhn), wie bei den höheren Thieren, einen eigenen Annulus tympanicus besitzt,
bei einer anderen Eeihe (Gans) seine Anheftung am äusseren Umfang des Paukenhöhlenfortsatzes des Quadratbeins
rindet; bei diesen letzteren wird die obere Wand im vorderen Theil von dem flachen Gelenkvorsprung für
den Processus tympanicus ossis quadrati und durch den Fortsatz selber gebildet, welcher dann auch den Tubeneingang
deckt. Die innere Wand sieht von aussen-hinten nach innen-vorne; ein grosser Theil derselben wird

1 C. Hasse, Zur Morphologie des Labyrinthes der Vögel, Anatomische Studien herausg. von Dr C. Hasse, Zweites Heft, No VI, 1871.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0172