Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0178
166

Der Ductus endolymphaticus entspringt nach Hasse1 bei den Vögeln aus dem Sacculus oberhalb der
Macula acustica, unterhalb der Communication mit dem Utriculus, »die nicht so weit ist, als wie Breschet sie
beschreibt», am oberen-inneren Theile der Sacculuswand und zwar mit so weiter Mündung, dass die gesammte
Sacculuswand gleichsam röhrenartig zu ihm ausgezogen erscheint. Er verläuft dann, ebenfalls dem Perioste der
Innenwand des Gehäuses angelagert und in Begleitung von Gefässen an der Innenwand des hinteren Endes des
Utriculus, medianwärts vom unteren Ende der Bogengangscommissur zu der Apertura aquseductus vestibuli, tritt
frei in den Baum zwischen Dura und Gehirnhülle und öffnet sich an der Seite des Hintergehirnes (Cerebellum),
mit der Grehirnhülle in Verbindung tretend, trichterförmig erweitert (Saccus endolymphaticus) in das Cavum epicerebrale
, wie bei Siredon pisciformis. Diese Communication ist aber jedenfalls ein Product sehr später Entwicklung
, denn an Embryonen sieht man den Becessus labyrinthi blindsackartig geschlossen. Ob zu irgend einer
Periode Kalkkristalle darin vorhanden sind, konnte nicht entschieden werden. Bei erwachsenen Vögeln ist die
engste Stelle des Ductus endolymphaticus an der Apertura aquseductus vestibuli. Der Ductus perilymphaticus
existirt bei den Vögeln, die ein offenes Foramen rotundum besitzen, in derselben Weise, wie bei den Krokodilen,
als eine in der Paukentreppe, an der Basilarmembran weit offen stehende, trichterförmige Bohre, deren Wandung
sich an die Peripherie des Foramen rotundum legt und dann gegen den Becessus scalse hin sieht; er erstreckt
sich bis zu dem tympanalen Bande der oberen, bogenförmigen Vereinigung der Schneckenknorpel und heftet sich,
wie bei den Krokodilen, namentlich an den Nervenknorpel, aber die Stellung desselben und des Foramen rotundum
ist eine andere, indem das Tegmentum vasculosum nach vorn, die Membrana basilaris nach hinten sieht; so
finden wir denn auch den Ductus und das Foramen rotundum weniger nach hinten-aussen, sondern mehr nach
hinten gekehrt; derselbe entfernt sich somit nicht von dem Foramen jugulare und den durch dasselbe tretenden
Theilen des Vagus und Glossopharyngeus und namentlich der Jugularis interna, sondern, an der Mitte der Hinterwand
befindlich, ist er denselben wieder genähert und zwar soweit, dass, wenn es, wie wahrscheinlich ist, zur Bildung
eines Saccus perilymphaticus kommt, dieser an der Aussenwand der Jugularis liegen wird und annehmlich
wieder durch das Drosselloch mittelst einer Fortsetzung mit dem Cavum epicerebrale und peripherisch mit einem
Lymphgefässe communicirt. Bei den Vögeln hingegen, die ein durch eine Membrana tympani secundaria verschlossenes
Foramen rotundum (s. cochleare) besitzen, bricht sich der Ductus perilymphaticus weiter medianwärts
vom runden Fenster, im Bereiche der Scala tympani gegen das Foramen jugulare und die durchtretenden Nerven
hin Bahn, und zwar durch die hier schon von Breschet als Apertura aquseductus Cochleae erkannte Oeffnung.

In seiner übersichtlichen Arbeit über das häutige Gehörorgan der Wirbelthiere giebt Hasse 2 aus seinen
früheren Darstellungen eine kurzgefasste Beschreibung des fraglichen Organs bei den Vögeln, aus welcher ich hier
folgende Punkte, die in dieser Arbeit genauer angegeben worden sind, hervorhebe. Es kommen bei den Vögeln
überhaupt nur geringfügige Unterschiede in der Gestalt des häutigen Gehörorgans vor; die tiefer stehenden, mit
offenem Foramen rotundum versehenen (Natatores) haben indessen im Ganzen eine relativ kürzere, weniger entwickelte
, schwächer gekrümmte Schnecke als die mit geschlossenem Foramen (Grallatores, Columbse e. g.). Im
Uebrigen finden sich bei allen Vögeln dieselben Hauptbestandteile, eine Pars superior und eine Pars inferior, und
beide besitzen an derselben Stelle, wie bei den übrigen Vertebraten, eine enge Communication in Gestalt einer
engen, am äusseren Theile der Unterfläche der Vereinigung der Bogengangscommissur mit dem Utriculus und der
Verbindungsröhre der hinteren Ampulle befindlichen Bohre, eines Foramen sacculo-utriculare. Ueber die Form,
Grösse und Bichtung der Ampullen mit ihren Cristae acusticse und der Bogengänge sowie des Utriculus, Sacculus
und der Schnecke wurde schon oben aus den früheren speciellen Abhandlungen Hasse's berichtet, weshalb ich
darauf verweisen mag. Die unendlich geringe Entwicklung des Sacculus wird nach Hasse wahrscheinlich durch
die grosse Annäherung der beiden vorderen Ampullen an die hintere bedingt, indem hierdurch der Baum zwischen
ihnen ausserordentlich reducirt wird. Die Winkel, welche die drei Bogengänge mit ihren betreff. Ebenen bilden,
werden im Allgemeinen auf etwa 20° geschätzt. Ferner scheint Hasse anzunehmen, dass in der Schnecke die
beiden Maculae (der Pars basilaris und der Lagena) in einander übergehen, wobei die der Pars basilaris sich nicht
allein an den Nervenknorpel hält, sondern mindestens die anstossende Hälfte der Membrana basilaris einnimmt.

1 C. Hasse, Die Lymphbahnen des inneren Ohres der Wirbelthiere. Anatomische Studien, herausgeg. von Dr C. Hasse, Viertes Heft, No XIX, 1873.

2 C. Hasse, Die vergleichende Morphologie und Histologie des häutigen Gehörorganes der Wirbelthiere. Supplement zu deu Anatomischen Studien
herausgeg. von Dr C. Hasse. Band I, 1873.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0178