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Anatomische Beschreibung.
Bei den Vögeln untersuchte ich das Gehörorgan von Anser domesticus, Mergus merganser, Podiceps cristatus,
Larus canus, Vanellus vulgaris, Scolopax rusticöla, Gallus domesticus, Columba domestica, Turdus musicus, Oypselm
opus, Wucifraga caryocatactes, Bubo ignacus und Haliaetus aUncüla. Da das membranöse Gehörorgan von Larus und
Podiceps demjenigen von Mergus sehr ähnelt, habe ich es aus der Beschreibung weggelassen. Zwar könnte es von
gewissem speciellem Interesse sein, noch manche andere Vogelarten, wie z. B. Struthio, Apteryx, Pelecanus, Pha-
lacrocorax u. s. w., in dieser Hinsicht zu durchforschen; da mir aber die bezüglichen Organe solcher seltenen Vögel
im frischen Zustande nicht zu Gebote standen, musste ich davon abstehen. Uebrigens zeigt bekanntlich gerade das
Gehörorgan der Vögel bei allen Abtheilungen in jedem wesentlichem Verhältniss eine so grosse UebereinStimmung,
dass eine eingehende Durchmusterung mehr für die eigentliche ornithologische als für die allgemeine vergleichende
Anatomie und Phylogenese von höherem Interesse ist. Der Vogeltypus scheint mithin auch bei dem. Gehörorgan
an einem besonderen Zweig des phylogenetischen Stammbaums so ausgeprägt und festgestellt zu sein, dass das
Studium der einzelnen Abtheilungen der Vögel für die ganze Stammesgeschichte von keinem besonderem Belang
ist. Auch die feineren Verhältnisse stimmen bei den meisten Vögeln so überein, dass es sich nicht lohnte, dieselben
bei mehreren Vogelarten durchzuforschen. Ich studirte in dieser Hinsicht nur das Gehörorgan der Taube
und des Huhns und gebe im Polgenden nur die Darstellung der Histologie des Taubenorgans wieder. Mir war
im Ganzen besonders daran gelegen, die Endigungsweise der Nerven und das Epithel der Nervenencl stellen zu ermitteln
und vor Allem das constante Vorkommen der von mir gefundenen Macula ac. neglecta bei allen untersuchten
Arögeln darzulegen; endlich wünschte ich auch eine Eeihe von Querschnitten der Vogelcochlea zu geben, da eine
solche, die zum Vergleich mit der hier gelieferten entsprechenden Eeihe des Alligators und der Säugethiere von
besonderem Interesse ist, noch nie gegeben worden ist. Da die knöcherne Kapsel des Gehörorgans mit seinen Umgebungen
schon von Hasse so eingehend geschildert ist, finde ich es nicht nöthig, eine neue Darstellung dieser
Verhältnisse zu liefern, sondern ich beschränke mich auf diejenige des membranösen Gehörorgans.
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