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hinten hin steigt und am oberen Ende von hinten-aussen-oben das obere Ende des hinteren Bogengangs, von
unten-hinten-aussen aber das entsprechende Ende des vorderen Bogengangs empfängt; dicht unter der Einmündung
des letzteren öffnet sich auch in den Sinus superior der von hinten-aussen kommende äussere Bogengang.
Beim Uebergang zum Mecessus utriculi findet eine plötzliche Erweiterung statt, was besonders bei der Ansicht von
oben auffällt; die äussere Wand biegt sich dabei in starkem, etwa rechtem Winkel nach aussen, und die innere
Wand etwas weniger gebogen nach innen; hierdurch entsteht am äusseren-hinteren Umfang des Becessus eine nach
hinten-aussen gerichtete dütenförmige Ausbuchtung (Fig. 4), während der mediale Umfang eine breitere solche
bildet. Der Becessus stellt im Ganzen eine weite Blase dar, welche von oben und unten her abgeplattet und
deren Längsaxe mithin von hinten-aussen nach vorn-innen gerichtet ist. Von oben gesehen zeigt der Becessus
eine etwa nierenförmige Gestalt (Big. 4), und bei der Ansicht von innen (Big. 1) bietet er eine nach vorn-innen
ausschiessende, rundliche Ausbuchtung dar. An dem nach unten sehenden Boden des Becessus befindet sich die
verhältnissmässig grosse Macula ac. rec. utriculi (Fig. 1, 4, 14 mu), welche unregelmässig oval oder etwa von der
Grestalt des Umrisses einer Birne ist; die Längsaxe der Macula ist wie die des Becessus gestellt, und ihr spitzeres
Ende ist nach hinten-aussen gerichtet. Der Bamulus rec. utriculi (Big. 4, 14 ru) tritt von innen-unten-vorn zum
inneren-vorderen breiteren Ende der ovalen Macula und verbreitet sich hauptsächlich unter ihrem vorderen Umfang
mit vielen Zweigen, welche sich theils nach vorn, theils nach hinten umbiegen und durch die membranöse Wand
in schmalen Bündeln zur Macula emporsteigen, um in ihr zu endigen; einige Bündel verbreiten sich ebenfalls unter
dem hinteren Umfang der Macula, um zuletzt zu ihr zu gehen. Auf der Macula liegt eine dünne Deckmembran
mit zahlreichen Otolithenkristallen (Taf. XVII Fig. 1 6), welche ungefähr die Grestalt der Macula wiedergiebt.
Am vorderen-äusseren-oberen, abgerundeten Umfang des Becessus münden die vordere und die äussere Ampulle
dicht neben einander ein, indem besonders die vordere Ampulle von vorn-aussen-oben auf das Dach desselben
übergreift und die äussere Ampulle nach hinten von ihr mehr an seinem äusseren Umfang einmündet.
Die vordere Ampulle, Ampulla anterior* (Taf. XVI Fig. 1—4 aa, Fig. 5—7), ist auffallend kleiner wie die
anderen beiden Ampullen, hat eine ovale, blasenförmige, an den Seiten etwas abgeplattete, etwas gedrungene Gestalt
mit ziemlich stark gewölbtem, nach oben-hinten und etwas nach innen gerichtetem Dach und in entgegengesetzter
Bichtung gekehrtem Boden, über dessen Mitte das quere Septum (Fig. 6, 7) ziemlich hoch emporsteigt
und an den Seitenwänden etwas verbreitert endigt. Auf dem Septum befindet sich die Gr isla acustica, deren Enden
ebenfalls etwas verbreitert und abgerundet emporsteigen und hier von je einem Blanum semilunatum überlagert
sind. Von der Mitte des queren Septum, wo die Crista sich verschmälert und gleichsam zu zwei Hälften
abschnürt, schiesst nun auch, wie bei den Vögeln gewöhnlich, nach vorn-oben und hinten-unten je ein flügelartiger
starker Vorsprung hervor, wodurch ein wahres Septum cruciatum entsteht (Fig. 1, 4, 5, 6, 7 sc). Der Boden der
Ampulle zeigt ferner vorn jederseits eine kleine Ausbuchtung, was jedoch bei der Taube weniger ausgeprägt ist
wie bei gewissen anderen Vögeln, z. B. dem Huhn; die Ansicht von oben, d. h. oben-hinten (Fig. 6), bekommt
hierdurch eine etwas viereckige Grestalt. Das hintere Ende der Ampulle ist schief von oben-hinten nach unten-
vorn abgestutzt, indem hier die grosse, rundliche Einmündungsöffnung zum Becessus vorhanden ist. Die ganze
Ampulle ist von dieser Einmündungssteile nach vorn-aussen-oben gerichtet und geht in den vorderen Bogengang
, Canälis m. anterior (ca), über, welcher sogleich nach oben-hinten und etwas nach innen und dann, hoch
emporsteigend, nach hinten-unten und etwas nach innen zieht, um sich endlich in schönem weitem Bogen nach
unten-aussen-vorn zu senken und von hinten-unten-aussen her in das obere Ende des Sinus superior ein wenig erweitert
einzumünden.
Die äussere Ampulle, Ampulla externa (Taf. XVI Fig. 1—4 ae, Fig. 8—10), ist, wie erwähnt, grösser wie
die vordere Ampulle und geht unter und hinter ihr mit rundlicher Oeffnung vom äusseren Umfang des Becessus
aus. Sie ist nach aussen-vorn gerichtet und liegt auf der hinteren Seite, indem das schön gewölbte Dach nach
anssen-hinten, der Boden in umgekehrter Bichtung sieht. Die Ampulle ist übrigens an den Seiten abgeplattet und
im Granzen schief gestaltet, indem besonders das quere Septum von oben-vorn-innen nach unten-aussen-hinten schief
über den Boden zieht (Fig. 9) und zugleich emporsteigt (Fig. 10), um an der unteren Wand am höchsten zu
stehen. Das Septum hat hier keine mittlere Flügelvorsprünge und stellt also kein S. cruciatum dar; dort aber,
wo es sich an der äusseren-unteren Wand ansetzt, findet sich vorn und hinten davon ein kleiner Vorsprung der
Wand, welche Gebilde gewissermassen an solche Flügelvorsprünge erinnern (Fig. 8). Auf der Oberfläche des
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