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worden ist, an der Umlegungsstelle des Utriculus und lehnt sich dem Boden desselben und des Eecessus
utriculi, besonders medialwärts, eng an. Er stellt eine kleine, unregelmässig ovale, oben und unten stark abgeplattete
Blase dar, deren Dach am hinteren Umfang die erwähnte Oeffnung des Canalis utriculo-saccularis enthält.
Am Boden des Sacculus, dessen Richtung von hinten und etwas von unten nach vorn und etwas nach oben ist,
befindet sich die ziemlich kleine Macula ac. sacculi (Fig. 1 ms, Fig. 15 ms), welche unregelmässig breit-oval und
etwas schalenförmig vertieft ist; der kurze cylindrische Ramulus sacculi legt sich dem inneren-vorderen Umfang des
Sacculusbodens an und verbreitet sich fächerförmig (Fig. 15 rs) unter der Macula, um seine Fasern endlich durch die
Wand zu ihr empor zu schicken. Auf der Macula liegt eine dieser ähnlich gestaltete dünne Otolithen-Deckmembran
. Am inneren-hinteren Umfang, eben unter der Einbiegungsstelle des Utriculusbodens, zieht sich der Sacculus,
immer schmaler werdend, zu einer nach innen-oben-hinten gehenden Röhre aus, welcher den von Ibsen gesehenen
und abgebildeten, aber zuerst von Hasse richtig dargestellten Ductus endolymphaticus (Taf. XVI Fig. 1, 3, 17 de)
bildet. Dieser Gang, der anfangs recht breit ist, biegt sich an der medialen Seite des Utriculus und Sinus superior
nach oben-hinten hin, verschmälert sich dann schnell und läuft in schiefer Richtung durch die Apertura aquseductus
vestibuli der knöchernen Schädelwand in die Schädelhöhle hinein. Nachdem er dann die Dura mater ebenfalls
in schiefem Verlaufe durchbohrt hat, schwillt er plötzlich zu einem grossen dreieckigen, an den Seiten stark abgeplatteten
Sack, Saccus enäolympliaticus (Taf. XVIII Fig. 20) an. Wie oben angeführt wurde, lässt Hasse bei erwachsenen
Vögeln den trichterförmig erweiterten Gang, mit der Gehirnhülle in Verbindung tretend, sich in das
Cavum epicerebrale öffnen und weist dabei auch auf das Verhalten bei Siredon hin. Beim letzteren konnte ich
(s. o. im Theil I S. 170) keine solche Communication finden, sondern gewann im Gegentheil die Ueberzeugung vom
Geschlossensein des Saccus endolymphaticus nach der Schädelhöhle zu. Bei den Vögeln habe ich mich nun auch
mehrfach bemüht, diese Frage endgültig zu entscheiden, um so mehr als sie für die Physiologie und besonders
für die richtige Erklärung der viel besprochenen Symptome nach der Durchschneidung der Bogengänge von auffallender
Bedeutung ist. Alle meine Versuche, den Ductus und Saccus endolymphaticus vom häutigen Gehörorgan
aus bei Tauben und Hühnern zu injiciren, mislangen jedoch in JFolge der Schwierigkeit, eine Canüle in das enge
Lumen des weichen, sehr leicht zerreisslichen Organes einzuführen. Vielleicht wird dies bei grösseren Vögeln leichter
gelingen. Ich versuchte dann den Sack in seiner ganzen Ausdehnung los zu präpariren; dies ist aber auch ein
schweres Unternehmen; seine Wände sind äusserst dünn und zerreissen ausserordentlich leicht. Nachdem der Gang
weit nach hinten hin nicht unweit des Foramen occipitale den Subduralraum durchlaufen hat, tritt er an die weiche
Gehirnhülle, und der Sack haftet in seiner ganzen Ausdehnung derselben sehr innig an; es scheint sogar, als ob er
in dieselbe eingelagert sei. Nach Abtragung der äusseren Wand des Sackes zeigte er die Gestalt, welche in der
Fig. 20 (Taf. XVIII) angegeben ist. Der Sack ist überall von einem einschichtigen Epithel kleiner, niedriger,
polygonaler Zellen bekleidet. Die untere Hälfte der inneren Wand bildet eine Menge in verschiedener Richtung
verlaufender, vom Epithel bekleideter Wülste und Firsten (Fig. 20 /), welche nach oben und vorn hin verschwinden
. Die beiden Wände liegen nun dicht aneinander, indem der Sack normalerweise nur äusserst wenig Flüssigkeit
enthält. Nun kommen wir aber zu der Frage zurück, ob der Sack blind geschlossen ist oder mit dem Gehirnraum
offen communicirt. Mit dem Subduralraum ist gewiss keine Communication vorhanden; mit dem Suba-
rachnoidalraum ist ein offener Zusammenhang und zwar am vorderen-oberen Umfang noch möglich, obwohl ich
daran nicht glaube. Nur positive Injectionen können die Frage endgültig entscheiden.

Nach hinten-aussen hin geht der Sacculus mit weiter Oeffnung in einen dünnwandigen röhrenförmigen Kanal
über, welcher den bei den Vögeln zuerst von Hasse gefundenen Canalis sacculo-cochlearis s. reuniens Henseni
darstellt. Dieser Kanal (Taf. XVI Fig. 17 esc) biegt sich dann nach aussen-unten und geht unmittelbar in die
Pars basilaris (Ductus cochlearis) über, indem sich seine obere Wand in das Tegmentum vasculosum (Membrana
Reissneri) fortsetzt; dabei bekommt der Kanal schon früh den eigenthümliehen Bau des Tegmentum, welcher bei
geringerer Vergrösserung als quer gebändert erscheint, dieser Bau setzt sich sogar eine kleine Strecke auf die
Wand des Sacculus selbst fort.

Die Cochlea der Taube (Taf. XVI Fig. 1, 2, 3; Taf. XVIII Fig. 1—13) stellt, wie von verschiedenen
Forschern und vor Allem von Hasse genau beschrieben worden ist, eine vom Sacculus aus nach unten-vorn-innen
gerichtete, unten blind endigende, lange Röhre dar, welche nicht gerade sondern in doppelter WTeise gekrümmt ist,
indem sie sowohl um die Queraxe gebogen als auch um die Längsaxe spiralig gedreht ist. Erstere Biegung be-


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