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4—12 de) ermitteln. Im Ganzen genommen ist dieser Baum zwischen dem buchtigen Tegment und den mehr gerade
stehenden Schenkelflächen mit der Membrana basilaris stark abgeplattet, was besonders am unteren Theil der Fall
ist; in der Lagena gewinnt der Binnenraum wieder an Weite (Fig. 12 de).

Auf der Membrana basilaris und dem angrenzenden Theil der oberen Fläche des Nervenschenkels liegt in
der ganzen Länge der Membran die wichtige Nervenendstelle, welche der Papilla ae. basilaris der niederen Thiere
und dem Cortisonen Organe der Säuger homolog ist. Sie nimmt nicht nur die Hälfte der Basilarmembran, sondern
drei Viertel oder wenigstens zwei Drittel derselben ein und stellt mithin, wie unten näher gezeigt wird, eine
relativ breite Nervenendstelle dar, was aus der Betrachtung der Querschnitte (Taf. XVIII Fig. 4—10 ppV) hervorgeht
. Auf der Papille liegt die von Deiters entdeckte Membrana tectoria als ein langes dünnes Band, dessen Gestalt
ebenfalls am besten an den Querschnitten (Fig. 4—10 mt) zu sehen ist und unten näher berücksichtigt wird.

Die Papilla basilaris setzt sich zwar am Anfang der Lagena nach unten hin fort; sie hängt aber keineswegs
, wie Hasse anzunehmen scheint, mit der Nervenendstelle der Lagena, der Papilla ae. lagence, direct zusammen.
Letztere Papille (Taf. XVI Fig. 1—3 pl; Taf. XVIII Fig. 1—3, 11, 12 pl) stellt eine in der Queraxe der Lagena
stehende, bandförmige Nervenendstelle dar, welche mit ihren abgerundeten Enden an den Seitenwänden der Lagena
hoch emporsteigt (Fig. 12 pl). Auf ihr liegt die platte, bandförmige Otolithen-Deckmembran der Lagena (Fig. 1.2 o),
welche ungefähr die Gestalt und Ausdehnung der Papille selbst hat. (Taf. XVI Fig. 2 o; Taf. XVIII Fig. 1.2 o.)

Bevor ich zur Darstellung der histologischen Verhältnisse übergehe, werde ich den perilymphatischen
Eaum kurz besprechen. An den verschiedenen Theilen der Pars superior verhält sich dieser Raum im Glänzen wie
bei anderen Vertebraten, indem er bei den Bogengängen an der Convexität eng, an der Concavität weit, und bei den
Ampullen am Dache weit, am Boden eng ist; vom Sinus superior, Utriculus und Sacculus, wo er keine besonders
grosse Räumlichkeit besitzt, steigt er über dem Canalis reuniens auf die Cochlea hinab. Hier geht er, von grösserer
Weite als gewöhnlich angenommen wird, als Seala vestibuli an der oberen-vorderen-äusseren Fläche der Schnecke entlang
, umfasst die Pars basilaris (Ductus cochlearis), stösst zu beiden Seiten derselben an die beiden Schenkel des Rahmens
(Taf. XVIII Fig. 4—9 sv) und geht zwischen ihnen und dem Tegmentum einerseits und dem Periost der knöchernen
Schneckenwand andererseits bis zur Lagena hinab, um letztere mit engem Spaltenraume rings zu umfassen und
nur an ihrer lateralen Seite weit offen zu stehen. Am unteren Ende und an der medialen Seite der Lagena geht dann
die Scala vestibuli in die Seala tympani über, welche, zuerst eng spaltenförmig (Fig. 10, 11 st), sich bald zu einem
offeneren Gang (Fig. 9 ^) erweitert, der die oben beschriebene, unter der Basilarmembran befindliche Aussackung des
Raumes (Fig. 9, 10 tt) aufnimmt (Fig. 8 tl) und dann als unregelmässig vier- oder dreieckige, weit offene »Paukentreppe
» unter der Basilarmembran, von den beiden Schenkeln, dem Ramulus cochlearis und dem Periost begrenzt
, bis zum Foramen recessus tympani emporsteigt, wo er sich in den Saccus dieses Recessus fortsetzt. Die
beiden der Knochenwand anhaftenden Schenkel des Rahmens trennen also, wie bekannt, die beiden Scalen seitlich
von einander ab; erst in der Nähe der Lagena trennt sich der hintere Schenkel ein wTenig von dem Periost
(Fig. 8—10); der Nervenschenkel bleibt länger der knöchernen Wand dicht angeheftet. Im. perilymphatischen
Raum der erwachsenen Taube umstricken Blutgefässe die Wand des membranösen Gehörorgans und sind meistens
in ziemlich spärlichen Bindegewebsbündelnetzen aufgehängt. In den beiden Schneckenscalen sind fast keine solche
Bündel vorhanden, nur in der Umgebung der Lagena findet man sie ziemlich reichlich vom Periost zur häutigen
Wand hinüberlaufend (Fig. \\t 12). Was nun die Communication des Recessus scala? tympani mit den Gehirn-
räumen betrifft, so ist eine solche rein histologisch schwer darzulegen; bei Injectionen, welche ich von der Schneckenspitze
aus, also durch die Scala tympani, vornahm, drang die injicirte Flüssigkeit in den meisten Fällen leicht
durch den Recessus und den Canalis jugularis in den Subduralraum der Schädelhöhle hinein, was sich sowohl
bei der Taube wie beim Huhn verfolgen liess. Zwar gelangen diese Injectionsversuche nicht immer; dies lässt
sich jedoch leicht dadurch erklären, dass die häutige Cochlea bei der für solche weichen Gebilde jedenfalls rohen
Injectionsmethode durch die injicirte Flüssigkeit zurückgeschoben wurde und den Abfluss nach dem Recessus hin
absperrte. Es scheint mir jedoch, auf Grund der verschiedenen positiven Resultate der Injectionen, dass der erwähnte
Zusammenhang des perilymphatischen Raumes mit dem. Subduralraum — nicht mit dem Subarachnoidal-
raum — sicher ist. Einen anderen »peripherischen» Abflussweg konnte ich nicht finden. Für die Erklärung
der Resultate der Sectionen der Bogengänge ist der fragliche Zusammenhang mit dem Subduralraum jedoch von
gewisser Wichtigkeit, obwohl eine Verbindung mit dem Subarachnoidalraum von grösserer Bedeutung wäre.

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