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Was nun den feineren Bau des membranösen Gehörorgans betrifft, so findet man die Grundsubstanz der
häutigen Wand homogen oder gestreift (z. B. in den Wänden der Ampullen), an mehreren Stellen sogar mehr
oder weniger fibrillär (z. B. im Utriculus und Eecessus utriculi); in ihr liegen die Spindelzellen mit etwas verzweigten
Ausläufern zerstreut. Die Wand zeigt an bestimmten Stellen eine verschiedene Dicke; am dicksten ist
sie, wie gewöhnlich, an den Nervenendstellen und in den Ampullen und Bogengängen sowie an den Schenkeln
des Rahmens und an der Lagena der Schnecke (s. weiter unten); dünn ist die Wand hingegen am Utriculus proprium
und dessen Sinus, an der oberen Wand des Eecessus utriculi und des Sacculus, am Ductus und Saccus endolymphaticus
sowie vor Allem an der oberen Wand des Canalis reuniens und an der vorderen-äusseren Wand der
Pars basilaris (Tegmentum vasculosum). An den Bogengängen ist die Wand an der convexen Seite dünner und
verdickt sich gegen die concave hin (Taf. XVII Fig. 5). In der Wand laufen an den Nervenendstellen in besonderen
Kanälen einzelne Blutgefässe und die hin durchtreten den markhaltigen Nervenfasern. Die Aussenfläche ist
besonders an diesen Stellen, wo die Nervenfaserbündel antreten, uneben und höckerig, sonst aber auch nicht
ganz eben, indem sich an verschiedenen Stellen das perilymphatische Grewebe ansetzt. Letzteres ist, wie eben erwähnt
, nicht reichlich; an einzelnen Stellen, z. B. an den Bogengängen und Ampullen, stellt es jedoch ein netzförmig
angeordnetes Grewebe aus feinen Bindegewebsbündeln mit anliegenden Häutchenzellen dar; in diesem Grewebe
(Taf. XVII Fig. 5 per') aufgehängt laufen Blutgefässe (bg).

Die innere Fläche der häutigen Wand des membranösen Gehörorgans ist überall von einem Epithel überzogen
, welches im Allgemeinen den Charakter platter, polygonaler, heller und schwach gekörnter Zellen in einfacher
Lage hat. Diese Epithelzellen sind am grössten in den Bogengängen (Taf. XVII Fig. 6) und Ampullen,
am Dache des Eecessus utriculi und in den Sinus des Utriculus. Wie gewöhnlich, giebt es auch hier in jedem
Bogengang und Ampulle ein Eaphestreifen, in dessen Umgebung die Zellen etwas schmaler und höher werden
, um in der Mittellinie selbst am schmälsten und höchsten zu sein (Fig. 5 re)\ zwischen diesen polygonalen
Zellen (Fig. 8 e) trifft man nun auch in netzförmiger Anordnung andere, noch kleinere und schmalere, mehr
dunkel glänzende Zellen (Fig. 8 pe'). Diesem Eaphestreifen gegenüber wird auch an dem convexen Umfang der
Bogengänge, wie Hasse gezeigt hat, das Epithel etwas höher und kleinzelliger (Fig. 5 ar). In derselben Weise
werden die polygonalen Epithelzellen der Ampullenwand schmaler und höher gegen die Plana semilunata hin und
steigen in denselben allmälig zu hohen Cylinderzellen (Fig. 11, 12) an, welche unten in der Nähe der Crista-
enden am höchsten (von 0,036—0,045 Mm. Höhe) sind. Am Boden der Ampullen stellt das Epithel niedrige Cylinderzellen
dar; so ist auch an den Vorsprüngen der Septa cruciata der Fall, wo die Zellen eine Höhe von 0,018
Mm. erreichen. An beiden Stellen, sowohl am Boden der Ampullen wie an den Abhängen der Septa cruciata,
findet man nun auch die von Hasse erwähnte zweite Zellenart; letztere Zellen stehen zwischen den gewöhnlichen
polygonalen Zellen gruppen- und reihenweise eingestreut. Diese eigentümlichen Zellen (Fig. 9, 10) gehen von
einem in der Eegel etwas erweiterten, der häutigen Wand anhaftenden Fusse aus, verschmälern sich dann zu einem
Halse, um sich wieder stark zu erweitern und den rundlichen Kern aufzunehmen; das obere breite Ende hängt
frei in der endolymphatischen Flüssigkeit. Sie erreichen eine Höhe von 0,036—0,042 Mm. Die im frischen Zustande
hellen und glänzenden Zellen zeigen sich nach Erhärtung sehr stark körnig, und die Körner sind zu längsgehenden
Eeihen angeordnet. An den Seitenflächen einzelner Zellen (Fig. 9) sieht man, dass die Körner durch sehr
feine, sogar verzweigte Fäden vereinigt sind; es liegt offenbar eine Art Protoplasmafäden mit zahlreich eingelagerten
, glänzenden Körnern vor; durch die reihenweise vorhandene Anordnung der Körner erhalten diese starkkörnigen
Zellen ein pinselartiges Aussehen, wie auch in den entsprechenden Zellen der Eeptilien und Amphibien der Fall
ist. Solche starkkörnige Zellen sind ferner auch im Eecessus utriculi und am unteren Umfang des Utriculus pro-
prius und Sinus posterior vorhanden. In der Umgebung der Macula rec. utriculi (Fig. 4 se) und zuweilen auch
in den Plana semilunata der Ampullen trifft man zwischen den Cylinderzellen einzelne sehr helle, durchsichtige
und dicke Zellen, welche »Schleimzellen» nicht unähnlich sind.

Was nun die Nervenendstellen der Pars superior und des Sacculus betrifft, so stimmen sie alle in ihrem Bau
so genau überein, dass für sie eine gemeinsame Beschreibung gegeben werden kann. In ihrer Umgebung erhöht
sich allmälig das Epithel, dessen Zellen auch schmaler werden und mehr die Form von kleinen Cylinderzellen annehmen
. Dann steigt das Epithel in der Eegel schnell am Eande der Nervenendstellen zu der besonderen Epithelbekleidung
der letzteren empor (Taf. XVII Fig. 1, 18, 19). Die Höhe des Epithels ist bei den verschiedenen


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