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hier zwei, bald drei, bald vier oder fünf Zellen einer Nervenfaserverbreiterung auf; die unteren Enden der Zellen
waren gewöhnlich einander etwas mehr genähert und die oberen divergirten ein wenig. Die Haarzellen waren in
diesen Präparaten an den Nervenfasern stark befestigt und Hessen sich durch Druck auf das Deckglas bewegen und
von verschiedenen Seiten her betrachten, ohne abgelöst zu werden. An solchen Stellen, wo sich eine Haarzelle
abgetrennt hatte, sah ich (Taf. XVII Fig. 15, links) einen kleinen consolartigen Fortsatz der Nervenverbreiterung
zurückbleiben. Wie bei dem Alligator, umfassen die sich von einander etwas trennenden Fibrillen der Nervenfasern
die unteren Enden jeder Haarzelle, um wahrscheinlich an ihrem Protoplasma zu endigen. Hier müssen wir doch
noch bis auf Weiteres stehen bleiben, bis neue passende Darstellungsmethoden uns zu ganz sicheren Ergebnissen
führen. In meinen Präparaten sah ich in der That hier und da äusserst feine, mit Körnchen perlschnurartig
besetzte (varicöse) Fäserchen von den Verbreiterungen der Nervenfasern nach der Seite und nach oben hin abgehen
, und es schien mir, obwohl ich es bei den anderen niederen Thieren nie gesehen habe, nunmehr sogar nicht
unmöglich zu sein, dass diese feinen Fäserchen eine Strecke zwischen die Haarzellen emporsteigen, wie es vor Allem
v. Ebner, P. Meyer, Cisow und Kühn, obwohl in mehr oder weniger verschiedener und unsicherer Weise, beschrieben
haben. Da ich Bilder gesehen habe, die darauf hinzudeuten schienen, will ich diese Fortsetzung der
Fibrillen von den Verbreiterungen der Nervenfasern her nunmehr als möglich annehmen, obwohl für eine sichere
Ermittelung dieser wichtigen Frage, wie oben hervorgehoben wurde, neue Methoden erforderlich sind.

Ueber das endliche Schicksal der schmaleren, schneller in einzelne Zweige zerfallenden Nervenfasern erhielt
ich keine sichere Ergebnisse; nur sah ich sie zu den unteren Enden der Haarzellen gehen und dieselben umstricken
.

Ich habe jetzt die Deckmembranen mit ihren Otolithenkristallen zu erwähnen. Auf der Macula rec.
utriculi und Macula sacculi liegt je eine Deckmembran, Avelche aus einem äusserst feinen, reichlich verzweigten
Balkengewebe (Taf. XVII Fig. 21) besteht, das man besonders gut an den Bändern der Membran frei hervor-
schiessen sieht; auf diesem homogenen Balkengewebe liegen die zahlreichen kleinen Otolithenkristalle in mehrfacher
Schicht angeheftet (Fig. .21 o). In den Ampullen lassen sich durch die gewöhnlichen Erhärtungsmethoden
ebenfalls die bekannten Cupulabildungen darstellen.

Es erübrigt noch, den feineren Bau der Gochlea zu beschreiben. Der Bahmen mit seinen beiden Schenkeln
besteht aus dicker, fast hyaliner oder schwach streifiger Grundsubstanz mit darin eingestreuten zahlreichen kleinen
spindelförmigen Zellen (»Spindelknorpel»); einzelne Blutgefässe laufen durch diese Substanz, meistens in der Längenrichtung
der Schenkel, ein oder zwei im hinteren und zwei im Nervenschenkel, von denen eins zu jeder Seite
des durchtretenden Nervenbündels. Die Membrana basilaris ist im Granzen sehr dünn, besonders an den Befestigungsrändern
, verdickt sich aber gegen die Mittellinie hin; sie besteht aus einer dem Ductus cochlearis zunächst
befindlichen Blatte aus feinen, parallel und dicht neben einander liegenden, straff ausgespannten Fasern, welche nicht
ganz quer über die Membran verlaufen, sondern von der medialen Seite (vom Nervenschenkel) lateralwärts (zum
hinteren Schenkel) schief ansteigen (Taf. XVIII Fig. .2 mV)\ diese feinen cylindrischen Fasern scheinen durch eine
dünne structurlose Substanz, ein Häutchen, vereinigt zu sein. Unter dieser Schicht, der eigentlichen Basilarmembran-
schicht, laufen dann in mehr schiefer und unregelmässiger Eichtung (Fig. 13 und Fig. 4—10 mV) andere feine Fasern
durch einen schmalen Baum, welcher gerade in der Mittellinie der Membran am dicksten ist und nach den Seiten
hin sich allmälig verschmälert, um an den Befestigungsrändern auf Null reducirt zu werden; dieser enge Baum,
* welcher der Dicke der ganzen Basilarmembran entspricht, ist gegen die Scala tympani hin durch eine Grenzschicht
abgegrenzt, an welcher kernführende Bindegewebszellen liegen (Fig. 13 mV). Das Tegmentum vasculosum besteht aus
einer sehr dünnen bindegewebigen, feingestreiften Schicht, an deren Aussenfläche die Blutgefässe angeheftet sind.

Die ganze Gochlea ist an der Innenfläche von einem Epithel ausgekleidet, welches eine directe Fortsetzung
von dem des Canalis reuniens darstellt. Am Tegmentum vasculosum bildet es, wie oben angedeutet wurde, eine
Schicht eigenthümlicher, in Querbändern um die Blutgefässe angeordneter Zellen, welche mit den in anderen Partien
des Grehörorgans der meisten Vertebraten vorkommenden »protoplasmatischen» Zellen (»naschenförniigen Pigmentzellen
») Hasse's fast vollkommen übereinstimmen. Ich nenne diese Zellen auch hier lieber die »starkkörnigen
Epithelzellen», weil die starke Körnelung für ihre Charakteristik am meisten bestimmend ist; dass sie übrigens,
wie auch u. A. Paul Meyer hervorhebt, mit der Absonderung etwas zu thun haben, deutet ihre Anordnung neben
den Blutgefässen an. Diese Zellen stellen recht hohe Cylinderzellen dar, deren Füsse an dem Tegment befestigt


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