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öerg1 über das Gehörorgan des Menschen; Cüvier beschrieb in seinen bekannten Vorlesungen (1800) kurz
einige Verschiedenheiten des Organs bei den verschiedenen Säugethieren und berichtigte die Angabe Campers über
das Fehlen der halbkreisförmigen Kanäle bei den Cetaceen, indem er darthat, dass sie, obwohl ganz klein, doch
vorhanden sind. Ferner erschien der Atlas Scemmerrings2 über das menschliche Gehörorgan, und Pohl3 gab einige
kurze Angaben über das Gehörorgan verschiedener Säugethiere, welche Angaben aber hauptsächlich die übrigen Theile
des Ohres berühren und hier wenig Interesse haben. De Blainville4 lieferte eine Beschreibung des Gehörorgans, in
welcher er u. A. eine quere Scheidewand und kalkartige Partien im Vorhof erwähnt, Fischer5 beschrieb, hauptsächlich
in Uebereinstimmung mit Scarpa, das menschliche Gehörorgan und nahm dabei die beiden Säckchen, Sac-
culus ellipticus s. Alveus tub. und Sacculus spha?ricus s. rotundus s. proprius an. A"on den danach zunächst
folgenden mehr oder weniger zerstreuten Angaben und Besprechungen des Gegenstandes werden hier nur einige
der wichtigeren hervorgehoben werden; zu diesen gehört u. A. die Angabe von Hüschke0, nach welcher das Gehörlabyrinth
in seiner Entwicklung ursprünglich eine Grube der Haut sei, eine Thatsache, die später von Remak,
Eeissner und Kölliker bestätigt worden ist.

Es folgte nun die schöne Monographie über das Gehörorgan des Menschen und der Wirbelthiere von
Breschet', in welcher er das häutige Labyrinth des Menschen von mehreren Gesichtspunkten aus in eingehender
Weise beschrieb. Er unterschied am Labyrinthe die häutigen halbzirkelförmigen Röhren mit den Ampullen,
die gemeinsame Röhre, den Sinus medianus, den Sacculus und die Schnecke; alle diese Theile sind von der
CoTUGNo'schen Flüssigkeit oder Perilympha umspült. Der Sinus medianus nimmt die obere Partie des Vorhofs
ein und liegt der inneren eher als der äusseren Seite desselben an; an der inneren Seite empfängt er die Nervenfasern
; er ist aber, gleichwie der Sack, nirgends mit der Platte des Steigbügels in Berührung; zwischen dieser
und jenen Theilen befindet sich die Perilympha. Im Inneren des Sinus medianus, nach unten-hinten von der
Einmündung der beiden vorderen Ampullen, befindet sich eine kleine Ansammlung von Kalk, und hier breiten sich
Nervenfasern aus. Der Sacculus ist eine kleine, häutige Tasche, welche dem Sinus medianus von unten her angeheftet
ist; er ist abgerundet, etwas abgeplattet und nimmt den Recessus hemisphasricus vestibuli ein; unten ist
er stark an der knöchernen Wand durch die Nervenfasern befestigt, welche hier von dieser Seite eindringen;
diese Anheftung ist innig, und Breschet ist geneigt, anzunehmen, dass die Höhlen des Sinus und des Sacculus
unter einander communiciren, obwohl die Zartheit der beiden Theile es hinderte, diese Vermuthung zu bestätigen;
die Wände des Sacculus sind ebenso dünn wie die des Sinus, nur ist die Wand, wo die Nervenfasern sicli inse-
riren, viel fester und dicker. Wie der Sinus und die halbzirkelförmigen Röhren, enthält der Sacculus eine dünne
Flüssigkeit; in ihr flottirt ein Haufen von Kalkpulver. Breschet beschrieb dann ausführlich die Ausbreitung und
Beschaffenheit der Perilympha, als von der zweiten Flüssigkeit, der Endolympha (La vitrine auditive, Breschet),
getrennt. Die Perilympha des Vestibulum steht mit der entsprechenden Flüssigkeit der Scala vestibularis der
Schnecke in offener Verbindung, und ebenso hängt an der Spitze der Schnecke die Flüssigkeit dieser Scala mit
der der Scala tympani durch eine Oeffnung, das Helicotrema Breschet's, continuirlich zusammen, welche Thatsache
für die Fortpflanzung der Vibrationen wichtig ist. Die Aquädukte sind nach Breschet hauptsächlich von Venen
eingenommen, sind nur beim Menschen, den Säugethieren und Vögeln wahrgenommen, haben nichts mit dem
häutigen Labyrinthe zu thun und scheinen im Ganzen wenig Bedeutung zu haben. In Betreff der Verzweigung
des Acusticus hebt Breschet hervor, dass beim Menschen, wie bei den übrigen Wirbelthieren, der vordere der beiden
Hauptäste desselben die beiden vorderen Ampullen mit je einem Zweige und den Sinus medianus versieht, während
der hintere Hauptast zur hinteren Ampulle einen Zweig und ausserdem Bündel zu dem Sacculus und der Schnecke
sendet. — Ausser beim Menschen untersuchte Breschet das Gehörlabyrinth auch beim Hunde, der Katze, dem
Hasen, Schweine, Pferde, Hirsche, Schafe und Ochsen. Er fand bei allen eine sehr grosse Uebereinstimmuno-•
nur kleinere Verschiedenheiten kamen vor. Beim Hunde ist der vordere halbzirkelförmige Kanal der grösste
Beim Hasen ist der vordere grösser als der hintere und dieser grösser als der äussere; die Schnecke hat drei

1 C. F. L. Wildberg, Versuch einer anatomisch-physiologisch-pathologischen Abhandlung über die Geliörwerkzeuge des Menschen. Jena, 1795.

2 S. Th. Scemmerring, Icones oigani auditus humaui. Francofurti a. M. 1806.

3 Pohl, Dissertatio inaug. med. sist. expositionem generalem auatomicam organi auditus per classes animalium. Vindobona?, 1818.

4 D. dk Blainville, De l'organisation des animaux ou principes d'anatomie comparee. Paris 1822.

5 Al. Fischer, Tractatus anat. physiologicus de auditu hominis. Mosquse 1825.

6 E. Huschke, Isis 1831.

7 Gilbert Breschet, Etudes anatomiques et physiologiques sur l'organe de l'ouie et sur l'audition dans 1'homme et les animaux vertebres. Paris 1833-


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