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Viranus wohl als die als Papillen endenden Nerven angeführt worden sind; rechnet man das Spiralblatt zu 18'"
Länge, so befinden sich daran etwa 1000 solcher Zähnchen; an der Paukenlippe wurden keine gesehen. Die zweite
Zone, Zona membranacea, ist ein sehr zartes Häutchen von ^oo-eW" Dicke von 1/u__1(i"' Breite, ist durchsichtig
und zerfällt in einen inneren glatten ungefalteten Abschnitt und einen äusseren gefaserten, wovon jener der schmalere
ist; an der äusseren Grenze des ersteren läuft ein Streifen (Vas spirale, Grefäss?); der gefaserte Theil besteht
aus parallel neben einander nach der Schneckenwand laufenden Pasern, welche sehr niedrig schon im ungefalteten
Theile beginnen, sich immer mehr erheben, zahlreicher werden, sich mehr schlängeln und nach aussen hin in mehreren
Schichten liegen.

In seinem schönen Werke über das innere Gehörorgan des Menschen und der Säugethiere hat Hyrtl 1 eine
sehr werthvolle Darstellung der Gestalt des Labyrinthes und der Schnecke nach Abgüssen ihres Binnenraums von
einer ganzen Reihe von Thieren gegeben. Mit der Beschränkung, welche meine vorliegende Arbeit in Betreff der
höheren Thiere erhalten hat, berührt das HyRTLSche Werk dieselbe nur mittelbar, weshalb es nicht zu meinem Plane
gehört, hier über dasselbe genauer zu berichten. Durch die aus diesen Abgüssen ermittelte Kenntniss der knöchernen
Höhlen und Gänge des Gehörorgans hat uns indessen Hyrtl eine approximative Kenntniss der häutigen Theile
bei den fraglichen Thieren verschafft, welche um so werthvoller ist, als wir eine solche Kenntniss durch anderweitige
Untersuchungen bisher nur sporadisch erlangt haben, und wahrscheinlich, in Folge der grossen Schwierigkeit
, welcher solche Untersuchungen des häutigen Gehörorgans der verschiedenen Säugethiere unterworfen sind,
eine eingehendere Eruirung des Gegenstandes noch lange auf sich warten lassen dürfte. Durch die Abbildungen, Beschreibungen
und Massangaben von den Abgüssen haben wir nicht nur die interessanten, sehr abweichenden Formen
der Gehörorgane der Cetaceen und Monotremen näher kennen gelernt, sondern eine ganze Menge weniger
differenter Gehörorgane unter einander vergleichen können, so dass wir eine Uebersicht der verschiedenen Formen
des fraglichen Organs bei den Säugethieren bekommen haben.

Ibsen 2 lieferte Abbildungen des Gehörlabvrinthes von Phoca vitulina, Homo neonatus und Echidna hvstrix.
Bei dem der Phoca ist vor Allem zu bemerken das Vorhandensein eines kleinen Sacculus rotundus vestibuli (Sac-
culus lapilli), welcher durch Bindegewebe am Saccus vestibuli befestigt ist, sowie dass der Acusticus in drei Zweige
getheilt ist, von denen der vordere den Utriculus und die beiden vorderen Ampullen, der mittlere die Schnecke
und der hintere den runden Sack und die hintere Ampulle versorgt. Am Labyrinthe des neugeborenen Kindes
sieht man einen von Ibsen gefundenen eigenthümlichen häutigen Kanal, welcher »a superficie inferiore sacci vestibuli
in foramen ossis, extra fenestram vestibuli situm, descendens, caecus terminatur». Am Gehörorgan der Echidna
bemerkt man in der schwach gebogenen röhrenförmigen Schnecke eine dieselbe der Länge nach theilende Membrana
basilaris (Zona membranacea) zwischen zwei prismatischen Knorpeln (Prisma cartilagineum internum et exter-
nuno) ausgespannt.

Todd-Bowman 3 schilderten bei ihrer Beschreibung des Gehörorgans (denticulate lamina) an der vestibulären Fläche
der Zona ossea lam. spiralis (in etwa dem äusseren Fünftel derselben) unter dem Namen der Lamina denticulata
die schöne Reihe von Zähnen und nach innen von ihnen helle, sich verzweigende Firsten mit Furchen zwischen
sich, in welchen nun Reihen von hellen Körnchen sich befanden. In dem nach innen von dem Zahnrande vorhandenen
Sulcus wurden zu einer Reihe vereinigte, längliche, einem Cylinderepithelium ähnliche Körperchen wahrgenommen
. Die mit der Zona ossea vereinigte Zona membranacea erschien als eine durchsichtige, neben der Zona
ossea structurlose, übrigens fein und radiär gestreifte Lamelle, welche am äusseren Rande wieder homogen wird
und an einem muskulären Apparat, dem Musculus cochlearis Todd-Bowman's, befestigt ist. Die in der Zona ossea
Plexus mit länglichen Maschen bildenden Nervenbündel treten zu der innersten Partie der Zona membranacea,
ordnen sich dort zu Gruppen, gehen etwas weiter und enden ungefähr zu gleicher Zeit; jedenfalls ist sicher, dass
die Beweise für eine Endschlingenbildung fehlt.

Reissner4 gab in seiner wichtigen, auf Reichert's Veranlassung ausgearbeiteten Abhandlung über die Entwicklung
des inneren Ohres, in welcher er vor Allem die Verhältnisse bei den Vögeln behandelte, auch einige kurze

1 Joseph Hyrtl, Vergleichend-anatomische Untersuchungen über das iunere Gehörorgan des Menschen und der Säugethiere. Prag 1845.

2 I. Ibsen, Atlas anatomicus auris interna; comp. Kjöbenhavn 1846.

3 R. B. Todd and W. Bowman, The physiological Anatomy and Physiology of man. Vol. II, p. 3. London, 1847.

4 Ernst Reissner, De auris interna? formatione. Dissert. inaugur. Dorpati, 1851. — C. B. Reichert, Bericht über die Abhandlung des Herrn Dr.
Reissner, »De auris interna? formatione», im Bulletin de la classe physico-mathematique de l'academie imperiale des sciences de St. Petersbourg, T. II, 1852.


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