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des Schneckenkanals wahrscheinlich immer mehrere Nervenröhren mit einem Zahne sich verbinden. Diese Zähne
oder Cortisonen Fasern sind als die eigentliche Endigung des Nervus Cochlea; zu bezeichnen; sie sind auch nach
Kölliker äusserst zarte und leicht zerstörbare Gebilde, lösen sich in verdünntem Natron und Kali augenblicklich
auf und vergehen ebenso in massig verdünnter Salz- und Schwefelsäure. Essigsäure, mässig stark angewandt, macht
dieselben beim Ochsen sogleich aufquellen, durch Wasser quellen sie nach und nach etwas auf; beim Ochsen sah
er nicht selten Varicositäten an ihnen auftreten, indem eine Hülle sich von einem inneren Faden abhob. Die
kernhaltige Anschwellung am Anfange der Cortisonen Fasern, die Kölliker einer bipolaren Granglienzelle zu vergleichen
geneigt war, sah er beim Ochsen sehr häufig an der unteren Seite des Anfanges sitzend. Die Substanz
der Fasern ist entweder homogen oder leicht streifig. Die drei gestielten Zellen, die der Mitte der Fasern aufsitzen
und die Kölliker für unipolare Ganglienzellen hielt, fand er bei Katzen Corti's Schilderung entsprechend,
wogegen beim Ochsen die Verhältnisse complicirter zu sein schienen; sie standen durch ganz schmale fadenförmige
Ausläufer mit den Fasern in Verbindung. Von dem Punkte, wo die beiden Gelenkstücke der Cortisonen Fasern
aneinander grenzen, gehen beim Ochsen nach oben gegen die Scala vestibuli blasse Fasern von derselben Breite
wie die Cortisonen Fasern aus, welche nach kurzem Verlauf etwas anschwellen »und in eine netzförmige Membran
mit regelmässigeren grösseren und kleineren polygonalen Maschen übergehen, auf der die gestielten Zellen zu sitzen
scheinen». In der Fasermasse am äusseren Ende der Lam. spir. membranacea fand Kölliker, wie früher (1848),
keine Muskelfasern. Das Gefässnetz der Stria vascularis liegt nicht ganz vom Epithel umgeben, sondern nur die oberflächlichste
Lage der umliegenden Zellen ist Epithel, die tieferen dagegen gehören dem Bindegewebe an. Die Membran
(die Cortisone Membran, Köll.), welche das von Kölliker benannte Cortisone Organ bedeckt, ist die Fortsetzung
eines Häutchens, welches die ganze Habenula sulcata überzieht und am Anfange derselben mit dem Perioste der
Vestibularfläche der Zona ossea zusammenhängt; beim Schwein wenigstens bedeckt die Membran auch den Sulcus
spiralis; auf jeden Fall endet dieselbe aussen mit ziemlich scharfem Rand und hängt nicht mit der Lam, membranacea
zusammen, wenn nicht durch das Epithel, das ihre obere Fläche überzieht. In Betreff der Zona pectinata
schien es Kölliker, als ob ihre Streifen nur an der Vestibularfläche sich fänden. Die im Vorhof und den knöchernen
Kanälen enthaltenen zwei Säckchen und Kanäle zeigen alle wesentlich denselben Bau; die relativ ziemlich dicken
und festen, durchsichtigen und elastischen Wandungen zeigen zu äusserst eine aus netzförmigen feinen Fasern gebildete
Haut, welche stellenweise bräunliche Pigmentzellen enthält; dann folgt eine durchsichtige, besonders nach
innen scharf begrenzte Membran, welche hie und da eine zarte Längsstreifung und, nach Essigsäurezusatz, eine
Menge länglicher Kerne zeigt; die innerste Lage endlich ist ein einfaches Pflasterepithel polygonaler Zellen, welches
alle die genannten Bäume auskleidet. In den Ampullen treten die Nerven, in zwei Aeste getheilt, in die
Falten ein und lösen sich dann in ein reiches Büschel kleinerer Aestchen auf, welche schliesslich als feine Zweigchen
von zwei bis zehn Primitivfasern frei zu enden scheinen. In den Säckchen ist die Nervenausbreitung einem
Bäumchen ähnlich; auch hier glaubte Kölliker freie Ausläufer der verfeinerten Nerven gesehen zu haben, doch
wäre es möglich, dass dieselben in ganz blasse Fäserchen sich fortsetzen und erst als solche enden.

In einem besonderen Aufsatze beschrieb Reissner 1 genauer den Schneckenkanal der Säugethiere (und des
Menschen). Dieser erscheint nach ihm bei Embryonen dieser Thiere zuerst als ein von oben nach unten zusammengedrückter
, gekrümmter Kanal, dessen eines Ende mit dem Vorhof in offener Verbindung steht, während
das andere geschlossen ist; binnen kurzem verwächst der äussere Band des spiralig fortgewachsenen Kanales mit
der knorpeligen Kapsel; der innere Band ist durch die Insertion des Nerven befestigt. Dann entstehen die beiden
Scalse, durch deren Ausdehung gegen die Schneckenaxe hin die Lamina ossea gebildet wird; der Schneckenkanal
liegt natürlich an der Peripherie dieser Lamina. Bei älteren Embryonen und bei erwachsenen Thieren findet man
nun den Schneckenkanal vollständig erhalten; er zeigt im ausgebildeten Zustande eine dreiseitige Begrenzung. Die
»obere» (der Schneckenbasis zugekehrte) Wandung ist die Lamina spiralis membranacea; die »untere» (der Kuppel
zugekehrte), bisher völlig übersehene Wandung besteht aus einer zarten structurlosen Lamelle, die mit Epithelial-
zellen bekleidet ist und sich von dem innersten Umfange der knorpelartigen Leiste, welche nach aussen in die
Zähne der ersten Beihe ausgeht, bis an den untersten Band der Stria vascularis erstreckt; die dritte Wandung des
Kanales liegt nach aussen und entspricht der Stria vascularis, welche eine blutreiche Bartie des Periostes ist, sowie
dem zwischen dieser und der Lam. spir. accessoria gelegenen Theile. Die Vorhofstreppe hängt nicht mit dem

1 E. Reissner, Zur Kenntniss der Schnecke im Gehörorgan der Säugethiere uud des Menschen. J. Müller's Archiv f. Anat,, Phys. u. wiss. Med., 1854.


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