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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0236
Voltolini, Luce und Eüdinger beschrieben eigenthümliche Vorsprünge in den häutigen Bogengängen des
erwachsenen Menschen. Nachdem. Voltolini 1 diese Grebilde, wie es scheint, zuerst gelegentlich erwähnt und die
Frage aufgeworfen hatte, ob sie auf aufgequollenes Epithel zurückzuführen seien, und nachdem er sie noch einmal2
als häufig in den häutigen Kanälen vorkommend erwähnt und sie bestimmter für missgestaltetes Epithel erklärt
hatte, wurden dieselben von Lucjrs, welcher sie zuerst bei Politzer in Wien (1861) gesehen, etwas eingehender
besprochen; er traf bei ihnen sogar die Peaction der Corpora amylacea; übrigens fand er sie regelmässig bei Erwachsenen
, auch an ganz frisch von den Leichen entnommenen Präparaten. Dann wurden sie noch einmal von
Voltolini4 besprochen; er fand sie auch regelmässig bei gesunden Ohren, nicht aber bei Neugeborenen. Endlich
beschrieb LuciE5 die fraglichen Grebilde als regelmässig bei Erwachsenen vorkommend, welche im Alter von 18—60
Jahren zum grösseren Theil an Lungentuberkulose, Typhus und Morbus Brightii, zum kleineren Theil an acuten
Krankheiten zu Grunde gingen. Er konnte nicht constatiren, dass das Epithel der Bogengänge die Grebilde allseitig
überzieht. Eine concentrische Streifung in ihnen Hess an Corpora amylacea denken; die Peaction schien
dies theilweise zu bestätigen. Die Grebilde scheinen dem erwachsenen Menschen eigenthümlich zu sein und »unter
dem Einflüsse gewisser lokaler, vielleicht auch allgemeiner Erkrankungen zu entstehen». In zwei Fällen fand er
jene Gebilde auch in den häutigen Vorhofstheilen. Zuletzt hat Eüdinger6 die Vorsprünge der häutigen Bogengänge
als »Zotten» beschrieben, welche als glasartige Kugelgebilde mit scharfer äusserer Contour und concentrischer,
gegen das Centrum der Kugel sich nach und nach verlierender Streifung erscheinen und gegen das Lumen der
Bogengänge allseitig von polygonalem Epithel überzogen sind. Diese Vorsprünge oder Zotten stellen nach ihm
einen Theil der structurlosen Schicht der Wand der Bogengänge dar und haben dieselbe morphologische Beschaffenheit
wie diese. Die Zotten sind constant vorkommende Bildungen der Bogengänge; durch sie ist hier
eine grosse Fläche auf kleinem Eaume angebracht. Eüdinger hat später noch einmal (in Stricker's Handbuch, Bd. 2,
1872) die fraglichen Gebilde besprochen (s. unten). Utz7 bestätigte grössthentheils die Angaben Eüdinger's.

Loewenberg8 constatirte an Durchschnitten der Schnecke von Schweinembryonen (v. fast 8 Cm. Länge), nach
Behandlung mit Chromsäure und Einbetten in Gummi arab., die Existenz der Membrana Eeissneri; diese Membran
befestigt sich aussen über dem oberen Eande der Stria vascularis; der Winkel, welchen die Membran mit der Membrana
basilaris bildet, wird von der Basis nach der Spitze der Schnecke immer mehr spitz, während der Winkel zwischen jener
Membran und der äusseren Schnecken wand in derselben Sichtung weniger spitz wird; es giebt keine hyaline Schicht
an der oberen Fläche der Membrana Eeissneri; ebenso giebt es kein Epithelium an ihrer vestibulären Seite. An der
oberen Fläche derselben Membran wurde eine eigenthümliche membranöse Bildung angetroffen. Die Membrana Eeissneri
ist bei jungen Embryonen ziemlich dick und wird während der Entwickelung immer dünner. Bei jungen Hunden,
Katzen und anderen Thieren nach der Geburt wurden dieselben Ergebnisse gefunden; ebenso beim menschlichen
Embryo und Kind. —Die Membrana Corti zeigt drei Zonen, eine innere, eine mittlere und eine äussere; die innere
hat keine Querstreifen und kein Maschennetz; die mittlere besitzt Querstreifen und Maschennetz; die Querstreifen
verlaufen eigentlich in schiefer Eichtung, sind bogenförmig und liegen in mehreren Schichten; an der unteren Fläche
der mittleren Zone liegt das Maschennetz. Ausserdem fand Loewenberg eine eigenthümliche »accessorische» Schicht
über der eigentlichen Substanz der Membran vom zweiten Drittel der äusseren Zone an; diese Bildung ähnelt
bald einer unregelmässig durchbrochenen Lamelle, bald einem Gewebe ziemlich breiter Streifen; diese Streifen sind
einander fast parallel und laufen in einer Eichtung, welche sich der der Bänder der Membran nähert. An Schnitten
sieht man aber, dass die scheinbaren Löcher nur verdünnten Stellen und die Streifen Verdickungen der Schicht
entsprechen; nach innen hin wird die fragliche Schicht sehr dünn und ihr Anfang schwer definirbar, nach aussen
wird sie dicker und bildet eine keilförmige Partie, in welcher man eine structurlose Masse mit einer eingeschlossenen
länglichen Partie sieht, die den Querschnitten einiger Capillargefässe ähnlich ist. Die Membrana Corti verhält sich

1 Voltolini, Virchow's Archiv f. path. Anat. u. Phys. u. f. kliu. Med. Bd. 22, 1861.

2 Voltolini, Virchow's Archiv, Bd. 27, 1863.

3 Lvcje, Anatomisch-physiologische Beiträge zur Ohrenheilkunde. Virchow's Archiv, Bd. 29, 1864.

4 Voltolini, Sectionsergebnisse etc. Virchow's Archiv, Bd. 31, 1864.

5 A. Lvcje, lieber eigenthümliche in den häutigen halbcirkelförmigen Kanälen des menschlichen Ohres vorkommende Gebilde. Virchow's Archiv,
Bd. 35, 1866.

0 Rüdinger, Ueber die Zotten in den häutigen halbkreisförmigen Kanälchen des menschlichen Labyrinthes. Archiv f. Ohrenheilkunde. Band 2, 1867.

7 Utz, Beitrag zur Histologie der häutigen Bogengärige. München (Stahl) 1875.

8 Loewenberg, Etudes sur les membranes et les canaux du limacon. Gazette hebdomadaire de medecine et de Chirurgie. 1864. — Siehe auch Archiv
f. Ohrenheilkunde, Bd. 1, 1864.


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