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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0246
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auf der Grenze zwischen diesem und dem Meinen Wulst markirt sich eine Zellenreihe, welche die Anlage beider
Cortischen Faserreihen ist; der kleine Wulst selbst enthält die Anlage der äusseren Deckzellen (Henle) und der Stützzellen
(Hensen), der übrig bleibende Theil der Wand deckt die spätere Habenula pectinata. Der grösste Theil der
unteren Wand des epith. Can. cochlearis wird nach der Höhlung des Kanals zu von einer Cuticula, der Anlage der
Cortischen Haut, bedeckt, welche am medialen Ende der Wand beginnt, in der Hälfte ihrer Breite ziemlich dick ist
und darauf als dünne Platte die Wand mit Einschluss des Wulstes, der die Anlage der äusseren Deckzellen und der
Stützzellen ist, deckt. Loewenberg's Behauptung, dass die Cortische Haut sich an der äusseren Schneckenwand in-
serirt, ist nicht richtig. Was die Endigungsweise des Nervus cochlearis betrifft, so verlaufen die durch die Löcher der
Haben, perforata getretenen blassen Nervenfädchen zwischen den spindelförmigen »innern Deckzellen» des akustischen
Endapparats; sie sind hier von diesen Zellen derart umlagert, dass es selten gelingt, ein einzelnes Nervenfädchen auf
eine kurze Strecke zu verfolgen; sie scheinen jedoch nicht mit ihnen in innigere Verbindung zu treten. Nach dem
Durchtritt durch dieses Lager ziehen die Endfädchen in die spaltförmigen Zwischenräume je zweier Cortischer Fasern
(etwa je 1—2 Fädchen in jedem Zwischenraum), gehen dann gerade durch den Baum zwischen diesen beiden Faserreihen
(den Tunnel), in der halben Höhe desselben, wenden sich etwas nach oben, passiren die Zwischenräume der
äusseren Faserreihe, gelangen in das Bereich der »äusseren Deckzellen» und verlaufen geraden Weges zu den Cortischen
Zellen, an deren unterem abgestumpftem Ende sie endigen, indem je ein Fädchen an je einer Zelle mit dem
Protoplasma des Zellkörpers verschmilzt; dies sieht man besonders deutlich an den Zellen der ersten Reihe, aber auch
zuweilen an denen der zweiten Reihe. Die Cortischen Zellen sind, frisch untersucht, cylindrisch, tragen an ihrem
oberen, der Lamina reticularis ansitzenden Ende eine Reihe feiner Cilien und besitzen einen feinkörnigen Protoplasmakörper
mit abgerundetem unterem, den runden Kern beherbergendem Ende, an welchem indessen kein Nerven-
fädchen und kein dünner Fadenfortsatz zur Membrana basilaris wahrgenommen wurde. Mit Reagentien behandelte
Zellen lassen eine einfache Vereinigung ihrer Substanz mit derjenigen des Nervenfädchens beobachten. Die unter
den »inneren Deckzellen» liegenden, mit Cilien versehenen Zellen, welche eine grosse Uebereinstimmung in ihrem
Entwickelungsmodus mit den Cortischen Zellen zeigen, scheinen auch eine Beziehung zu den Nervenfädchen zu haben,
obwohl der factische Zusammenhang nicht dargelegt werden konnte. Längsverlaufende Nervenfädchen hat Rosenberg
nie gesehen und will sie nicht anerkennen. Die Cortischen Fasern sind nicht von vornherein getrennt, entwickeln
sich nicht aus zwei nebeneinander stehenden Zellen; nur eine Zellenreihe (beim 11 Cm. langen Schafembryo
) stellt die Anlage beider Cortischen Faserreihen dar. Die Trennung dieser gemeinschaftlichen Anlage geschieht
beim Hunde erst nach der Geburt, so dass man noch beim siebentägigen Hunde in der dritten Windung, wo die
Entwickelung am wenigsten vorgeschritten ist, die gemeinschaftliche, breitbasige Anlage einer lateralen und medialen
Cortischen Faser erst durch eine kleine, die Basis der Anlage aber nicht durchsetzende Lücke getrennt findet.

Noch ehe sein grosses Werk über das Gehörlabyrinth erschienen war, theilte Boettcher1 als Ergänzung der
darin niedergelegten Angaben neue Beiträge zur Kenntniss des Aquaeductus vestibuli bei (erwachsenen) Katzen und
(wie es scheint, neugeborenen) Menschen mit. Aus dem Utriculus und aus dem Sacculus entspringt als directe
Fortsetzung des dieselben auskleidenden, von der embryonalen Labyrinthblase stammenden Epithels je ein enges
epitheliales Rohr, das vom Periost umhüllt mit sanfter Krümmung sich dem knöchernen Aquseductus vestibuli zuwendet
; bald nach ihrem Ursprung erfolgt eine Vereinigung dieser beiden Kanäle zu einem einzigen, welcher
ziemlich gerade sanft nach hinten zu aufsteigt, um in einem Sack der Dura mater blind zu endigen. Bei der erwachsenen
Katze besitzt der gegen die Vorhofssäckchen gerichtete Theil des epithelialen Aquseductus einen Durchmesser
von 0,024 Mm.; diesen behält er, mit ziemlich flachem, glattem Epithel, bei seinem Verlauf nach hinten
etwa auf einem Drittheil des Weges durch den Knochen; im folgenden zweiten Drittheil erweitert er sich allmälig
trichterförmig bis auf 0,03—0,06 Mm. Durchmesser mit höherem, stets aber einschichtigem Epithel; im hintersten
Abschnitt des Trichters gehen Seitenzweige von dem Kanal ab, wie sie im letzten Drittheil noch häufiger werden,
d. h. enge, seitlich ausgestülpte Kanäle mit dem des Hauptkanals ähnlichem Epithel. Auch beim Menschen kommen
solche Seitenkanäle vor; beim neugeborenen Kinde erscheint der Aquseduct beträchtlich weiter als bei der ausgebildeten
Katze; die aus den Säckchen entspringenden Kanäle haben einen Durchmesser von 0,08 Mm., nach ihrer
Vereinigung einen von 0,10—0,15 Mm. und der sackartige Anhang einen von 0,6 Mm. Das Epithel des menschl.
Aquseducts erschien flacher als das der Katze. Zwischen den Pflasterzellen sieht man die spindelförmigen Körperchen

1 A. Boettcher, Ueber den Aquaeductus vestibuli bei Katzen und Menschen. J. Müller's Archiv f. Anat., Phys. und wissensch. Medicin, 1869.


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