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und wenn die dunklen Streifen und der Kern der Spindelzelle als nervöse Grebilde angesehen werden dürfen, so
können auch die Hörhaare als allmälig dünner werdende Fortsätze der Flaschenzellen aufgefasst werden; diese ziehen
zwischen den sie stützenden cylindrischen Epithelzellen hindurch und zwar immer an jenen Punkten, wo die Kanten
der polygonalen Cylinderzellen zusammentreffen. Man hätte demnach in dem Nervenepithel eine Anzahl cylindri-
sche Stützzellen vor sich, welche zwischen sich die spindelförmigen Nervenzellen aufnehmen, die in Verbindung mit
dem Hörhaar als Endorgane der Vestibularnerven aufzufassen sein dürften.

In seiner Besprechung von dem grossen Werke Boettcher's veröffentlichte Hensen1 eine Eeihe wichtiger
Beobachtungen, von denen hier folgende angeführt werden sollen. Die Frage, ob die Substanz der Hörzähne
Zellensubstanz oder Bindegewebe sei, möchte nach seiner Ansicht noch offen bleiben; eine Differenz der Lichtbrechung
zwischen der Zahnschicht und der unterliegenden Knorpelschicht fand er namentlich bei kleiner Ver-
grösserung recht deutlich, dagegen ist eine scharfe Begränzung in der That oft nicht zu machen; nachdem man
durch Maceration die Epithelzellen entfernt hat, sieht man, dass die Zacken der Zahnsubstanz spitz oder abgerundet
ausgehen; sie bilden also nicht die freie Oberfläche, sondern diese wird von den Zellen gebildet; im polarisirten
Licht erscheint im Querschnitt die Substanz des Knorpels rings herum durch doppelt brechende Substanz eingerahmt,
auch hier unterscheidet sich also die Zahnsubstanz vom Knorpel. In Betreff der von Boettcheu angegebenen, spät
auftretenden Entwicklung der beiden Bogenfasern aus je einer Zelle hebt Hensen hervor, dass er beide Bogenfaser-
zellen sehr frühe deutlich getrennt gesehen und sogar auf der inneren Zelle das Auftreten der oberen Platte der
Bogenfaser als erste Bildung sehr deutlich beobachtet habe; ferner ist die Zahl der inneren Bogenfasern stets grösser wie
die der äusseren (15—17 auf 10), welches Verhalten entschieden nicht mit der eben erwähnten Ansicht Boettcher's
übereinstimmt. Die Angaben Boettcher's über die Zusammensetzung der entwickelten Bogenfasern aus Fibrillen hat
Hensen bei Meerschweinchen für innere und äussere Fasern bestätigt. In Betreff der Stellung der oberen Platte der
Bogenfasern hält Hensen mit grösster Entschiedenheit und auch nach neuen Untersuchungen fest, dass die Platte schräg
nach oben verläuft. Die Bezeichnung der »äusseren Hörzellen» ist nach Hensen vielleicht etwas kühn, er seinerseits
möchte sie aber acceptiren; nur nimmt er die Deitersschen »Haarzellen» (äussere aufsteigende Hörzellen Boettcher's)
aus; der von Boettcher diesen Zellen zuerkannte Stiel zur M. basilaris wurde von Deiters, Kölliker und Hensen
als von den »Haarzellen» ausgehend gesehen; man muss sich hüten, die Befunde an einem Thier zu generalisiren,
die Zellen können bei verschiedenen Thieren sehr different geformt sein; für Kaninchen glaubt er früher und jetzt
wieder die Beschreibung von Deiters mit Ausnahme der Verbindungsstiele völlig bestätigen zu können; beim Ochsen
und Meerschweinchen sind die Cortischen und Haarzellen von verschiedenem Inhalt, die ersteren dunkel und
stark körnig, die zweiten klar und arm an Körnchen; wenn sich der Befund Hensen's bestätigt, dass die oberen
Enden der Haarzellen die Phalangen sind, so gehören seines Erachtens die Haarzellen ihrer Function nach am nächsten
zu den Bogenfasern. Hensen hält seine Angaben über seine »Stützzellen» aufrecht, weil er das geschilderte
Verhalten (dass diese Zellen wenigstens in den oberen Windungen höher wie die M. basilaris sind) beim Menschen
und Ochsen deutlich an vielen Präparaten gesehen hatte; sie sind nicht mit den inneren Zellen der Papilla zusammen
zu werfen; beim Meerschweinchen enthalten die Stützzellen der oberen Windung bis zum Hamulus Fett. Hensen
bestätigt die Angabe Boettcher's, dass die Streifung der Membrana basilaris auch unter den Bogen sich findet; die
Streifen liegen hier besonders eng an einander; die Verbindung der Bogenfasern auf der M. basilaris hat er bereits
gesehen, es ist dies eine Membran aber keine Fäden; nach ihrer Entfernung bleibt noch eine 0,005—0,006 Mm.
dicke Membranschicht über den Fäden; ebenso ist es in der Zona pectinata, hier liegen aber die einzelnen Fäden
isolirter; die Fäden sind isolirbar, ihre Dicke ist 0,0014—0,0019 Mm.; die dickeren Masse zeigen sich am Vas Spirale;
alle Fäden verlaufen völlig von einander getrennt, sind aber etwas verschiebbar. Die Zählung ergiebt: Zona pect.
20 auf 0,06 Mm. = 1:0,003; 24 auf 0,06 = 1:0,0025; 38 auf 0,13 = 1 : 0,0034; in der Zona arcuata 9 : 0,02
= 1 : 0,0022; 8 : 0,02 = 1 : 0,0025; die Fäden liegen also in der Z. pect, weiter auseinander. Die Zahl dieser
Saiten (die Länge der M. basilaris zu nur 33,5 Mm. genommen, ihre Dichte 1:0,0025) würde 13400 betragen. In
Betreff der Membrana Corti deutet er die auch von ihm gesehenen, von den Cylinderzellen des grossen Epithelialwulstes
zur Membran hervortretenden feinen Fasern als Kunstprodukt. Dagegen stellt er vollständig in Abrede, dass die Stäbchen
auf den Hörzellen Kunstprodukte seien. Er zeigt dann, dass die Membrana Corti sich nicht so verhalten kann, wie

\. Hensen, Ueber Boettcher's Entwicklung und Bau des Gehürlabyrinths nach eigenen Untersuchungen. Archiv für Ohrenheilkunde, Sechster
Band, I, 1871.


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