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her (gegen Boettcher); das Verhältniss der Stiele zu den Fasern ist analog dem der Cort. Bogen zu den Fasern.
Die Nervenfasern sind theils spiral, theils radiär; gleich bei ihrem Eintritte in den Tunnel biegen die meisten, wo
nicht alle Fäserchen um, verlaufen eine Strecke in spiraler Eichtung und wenden sich dann nach aussen, um zwischen
den äusseren Bogen durchzutreten, wo sie sich dann dem Verfolgen entziehen. Von den Nervenfasern im Tunnel
verlaufen manche spiral wohl unter 60 äusseren Bogen hin; andere verlaufen mehr schräge; einige nähern sich
der radiären Eichtung, ohne wirklich radiär zu werden. Theilungen der Nervenfasern im Tunnel wurden nicht
bemerkt. Nach aussen von den Bogen sah Nuel einigemal ansehnliche Stücke von Nervenfasern. Ausserdem sah
er mit Waldeyer ein System paralleler spiraler Fasern an den Stielen der inneren und äusseren Hörzellen, welche
viel dünner und feiner als die Nervenfasern unter den Cort. Bogen sind; als Nervenfasern will er diese Fasern
nicht ansehen; auch zwischen den äusseren Stützzellen sah Nuel ein System solcher spiraler Fasern. In Betreff
des Conglomerates der äusseren Hörzellen stimmt Nuel Waldeyer's Meinung bei, dass die Deitersschen und Cort.
Zellen verschmolzen sind, obschon den ersteren eine grössere Selbstständigkeit zukommt, als Waldeyer es behauptet
. In der Zone, wo die zwei Arten Zellkörper verschmolzen sind, befinden sich ausser den Kernen der
Cort. Zellen noch zwei Eeihen Kerne. Bei näherer Betrachtung sieht man nach Nuel vor Allem spirale Faserzüge,
dann senkrecht auf ihnen Linien oder Fasern, die man für Stiele der Cort. Zellen halten könnte; nach oben ist
ein System geschlängelter wellenförmiger Linien. Zu alleroberst, also noch über letzteren Linien, läuft ein zweites
System spiraler Fasern, welche dicker, weniger zahlreich und varicös und mit Bestimmtheit für Nervenfasern zu
erklären sind; sie laufen spiral, streben aber alle nach oben, den Hörzellen zu. — Beim Kaninchen sah Nuel
die Ansatzstellen der zwei inneren Eeihen Zellstiele an der Membr. basilaris in polygonalen Feldern enthalten, die
wahrscheinlich Ansatzstellen von Zellen sind. Am Boden des Tunnels sah Nuel bei einer halbjährigen Katze kein
Stützfasersystem (Deiters), sondern eine regelmässige Zeichnung, wo gewisse Felder durch Linien abgegrenzt sind;
die äusseren Felder entsprechen an Zahl den äusseren, die inneren Felder entsprechen den inneren Cort. Bogen.
Nuel sieht die Linien nicht als Fasern, sondern als Begrenzungslinien von Feldern an, die durch eine körnige
Substanz ausgefüllt sind; es sind die Protoplasmastreifen, die am Tunnelboden die beiden Kerne der Fussstücke
der Cort. Bogen verbinden; bei älteren Thieren findet man noch Andeutungen der Zeichnung. Die Anhänge der
oberen Enden der Cortischen Zellen sind eher als Stäbchen, denn als Haare zu bezeichnen; sie stellen wirklich
präformirte Gebilde, nicht Kunstproducte dar.

In einer besonderen Arbeit lieferte Boettcher1 eine Kritik der neueren Literatur über das Grehörlabvrinth,
vor Allem der Abhandlungen von Hensen, Gottstein und Nuel, wobei er theils seine früheren Ansichten ver-
theidigte, theils auch neue Beiträge mittheilte. Ausser den von ihm früher angewandten Methoden hatte er nun
auch die Osmium säure in grösserem Massstabe gebraucht. In Betreff der Fortsetzung der Stria vascularis in den
Kuppelblindsack hinein führt er an, dass er an Durchschnitten von Schnecken der erwachsenen Katze, bei welchen
der Kuppelblindsack quer getroffen ist, die Stria vascularis noch findet, wo bereits alle Formbestandtheile der
tympanalen Wand weggefallen sind; beim Maulwurf geht sie ebenfalls etwas über die Ausbreitung der Formelemente
der tympanalen Wand hinaus (möglicherweise verhält sie sich beim Menschen und Ochsen nicht so).
Beim Maulwurf ist ferner der Blindsack nicht vom Knochen umschlossen, sondern von der Scala vestibuli begleitet.
In Betreff der Verknöcherung der Schnecke bestätigt Boettcher, den Angaben Gtottsteins entgegen, auch beim
Hunde vollständig die von ihm früher gegebene Darstellung (s. o.); er fügt noch hinzu, dass zur Zeit der Greburt
das Grehäuse der Schnecke nicht überall geschlossen erscheint; ganz unten an der Basis findet sich eine Stelle, an
welcher die Markräume des Felsenbeinknochens gegen das Periost der Scala tympani offen erscheinen, woraus wohl
zu schliessen sei, dass hier der Periostknochen noch nicht gebildet worden ist, dass also die Kapsel hier zuletzt
sich entwickelt. Bezüglich der Entstehung des Schleimgewebes der sich bildenden Scalen opponirt sich Boettcher
gegen Hensen's Annahme einer Einstülpung desselben und betont, dass es aus dem ursprünglich zellenreichen embryonalen
Bindegewebe in loco entsteht. Die Ausdrücke »Schleimgewebe» und »intracapsuläres Bindegewebe»
dürfen nicht abwechselnd angewandt werden (gegen Waldeyer und Gottstein). In Betreff der Angabe Waldeyer-
Gtottsteins über die osteogene (resp. osteoide) Beschaffenheit der Crista spiralis und über die Verknöcherung der
Fledermauscriste hat Boettcher gefunden, dass sie bei diesen Thieren ebenso wenig verknöchert ist, wie bei anderen
Säugethieren. Bei der etwas flachen Fledermausschnecke fand er ferner nur etwa 2Y2 Windungen, eine sehr

1 A. Boettcher, Kritische Bemerkungen und neue Beiträge zur Literatur des Gehörlabyrinths. Dorpat 1872.


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