Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0267
255

Hamulus, wenn man Boettcher's Zahlen zu Grunde legt, trotz der dreifach stärkeren Wanderung des äusseren
Pfeilers nach aussen, die Spitze des Bogens so stark nach innen, dass die ganze Breite seiner Kuppe, die innere
und die äussere erste Stäbchenzelle unter den dicken Theil der M. Corti kommt. Weiter hinab, wo der Bogen
steiler wird, der äussere Pfeiler sich weniger stark nach aussen vorschiebt, werden die Verhältnisse viel o-ünstio-er »
Bedenkt man nun noch, dass Boettcher's Zahlen doch nicht ganz sicher scheinen, »so wird die Wahrscheinlichkeit,
dass die Verschiebung nach innen in der von mir angenommenen Weise stattfinde, überwiegend». — Betreifs der
dritten Zone der Membrana Corti erwähnt Hensen nach Besichtigung der BoETTCHER schen Präparate, dass seine
Vermuthung, es spiele Loewenberg's reticulirte Lamelle dabei eine Bolle, nicht richtig war; in diesen von Embryonen
entnommenen Schnitten erstreckte sich von der M. Corti, welche noch nicht auf der M. reticularis lag-
ein feines Hautchen weiter über den kleinen Wulst hin; unter diesem Häutchen fanden sich faserige Bildungen

ö o y

welche nur der Ausdruck der Contouren von Tröpfen waren, welche auf den freien Zellenenden liegend erhärtet sind.
Das mithin bei Embryonen vorhandene, dünne, cuticulaartige Häutchen verschwindet später. Hie von Loewenberg
entdeckte, reticulirte Haut auf der freien Fläche der Membrana Corti hat beim Kaninchen und Meerschwein nichts
mit der inneren Zone zu thun, sondern geht nur etwas auf sie herauf, wird sehr zart und endet. In Betreff der
physikalischen Beschaffenheit der M. Corti will Hensen die Ansicht Boettcher's, dass die Elasticität in radiärer
Eichtung gross sei, nicht anerkennen, um so mehr als man bisher im Glänzen diese ihre Elasticität nicht kennt;
er stellt es aber in Abrede, dass die Membran radiär gespannt sei und zurückschnelle, wenn sie losreisst. Durch
seine directen Versuche kam Hensen übrigens zu dem Ergebniss, dass die Weichheit der M. Corti zwischen derjenigen
des starren Muskels und des Fettgewebes liegt; sie dürfte etwa die Härte frischer Hirnsubstanz haben;
die Zellen der Papilla mit Ausnahme der Pfeiler scheinen viel weicher zu sein (etwa von der Härte des embryonalen
Hirns). — In Betreff der Nerven fand Hensen an, der erwachsenen Katze entnommenen, Präparaten (mit
Osmiums.-Dampf und Osmiums, behandelt) Folgendes: Die longitudinal verlaufenden Nerven haben genau dasselbe
Aussehen wie der N. acusticus in seinem Verlauf durch die Kanäle der Habenula; es gelingt nicht selten, die
doppelt contourirten Nerven so heraus zu lösen, dass diese Fortsätze, die nicht kegelförmige Zuspitzungen, sondern
kleine Cylinder bilden, frei vorliegen. Es ist ihm. jetzt nicht mehr zweifelhaft, dass die longitudinalen
Stränge Nerven sind. Diese Nerven müssen eigentlich als Nervenplexus bezeichnet werden; es liegt nämlich
ein innerster longitudinaler Nervenzug nach innen von dem inneren Pfeiler, diesem ziemlich dicht an, in dem
Epithelrest des grossen Wulstes; er liegt etwas höher wie der Kern innen an der Basis des Pfeilers, an der
Grenze des ersten und zweiten Drittels des Pfeilers, verdeckt also von oben her den Nervenaustritt. Ihm gegenüber
liegt ein wenig tiefer der zweite Zug longitudinaler Nerven nach innen vom Kern der Bodenzelle und zwar
in der Höhe der oberen Hälfte des Kerns; dieser Strang ist am leichtesten zu sehen; die beiden Faserzüge werden
mit einander verbunden durch kurze Querstränge, welche zwischen je zwei inneren Pfeilern durchgehen. Von dem
äusseren der beiden Längszüge gehen dann Fäden quer durch den Tunnel in einer den äusseren Pfeilern entsprechenden
Zahl, gehen zwischen diesen oberhalb ihrer Füsse durch an einen dritten longitudinalen Nervenzweig
der der ersten Beihe der Stäbchenzellen anliegt; in welcher Höhe er hier liegt, ob über oder unter dem runden Kern
dieser Zellen, konnte Hensen zur Zeit nicht sagen. Der erste und zweite Strang ist im Querschnitt rund und misst
0,003 Mm., der dritte Strang ist breiter aber abgeplattet; die Verbindungsstränge messen gegen 0,0012 Mm.,
während der Kern der Bodenzelle 0,007 misst. Der bei der Katze gemachte Befund wurde von Hensen beim
Meerschweinchen wiederholt bestätigt. Nach seinen Befunden kann Hensen mithin nicht unbedingt der Beschreibung
Boettcher's und Gottstein's von den Nervenenden zustimmen; er hält es subjectiv für höchst wahrscheinlich,
dass das Ende so sei wie sie angeben, aber zunächst gehen die Nerven in den Plexus ein. »Ich halte», sagt
Hensen, »die radiär durch den Tunnel gehenden Fasern für Nervenbündel, nicht für einfache Nerven, auch muss
ich gestehen, dass es so schwierig ist, über das wirkliche Verhalten des unteren Endes der äusseren Stäbchenzelle,
welches sehr versteckt und fest in einen Zellencomplex eingebettet liegt, Klarheit zu gewinnen, dass ich auch hier
den Präparaten, so weit sie nicht etwa von Embryonen herrühren, eine volle Beweiskraft nicht zutraue,
weil einmal die longitudinalen Stränge übersehen sind und zweitens Protoplasmafäden den Anschein von Nerven
hervorbringen können.» »Was Nuel's Nervenfasern betrifft, muss ich gestehen, neuerdings nichts Derartiges
gefunden zu haben. Einzelne feinste variköse Nervenfasern spalten sich von den longitudinalen Zügen wohl ab,
aber diese sind doch nicht mit dem Bilde zu vergleichen, welches er giebt.»


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0267