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Durchtritt der in den Tunnel eintretenden Nervenfäserchen. Die Pfeilerköpfe liegen mit ihren Seitenflächen sehr
dicht beisammen; ihre innere Fläche aber ist concavirt, von oben nach unten hin ausgehöhlt, um die hier anliegenden
inneren Haarzellen zu empfangen; da indessen jede solche Haarzelle sich an mehr als einen — zwei oder
drei — Pfeiler (Pfeilerzellen) stützt (Taf. XXIV Fig. 5 ih, ic), so vertheilt sich die dadurch entstandene Furche
auf zwei oder drei solche, woraus die Unregelmässigkeit derselben ersichtlich ist. Nun schiesst aber auch von den
Pf eiler köpfen zwischen je zwei Haarzellen ein nach innen gerichteter kleiner Fortsatz hervor (Fig. 5 ic), welcher
bald von einem, bald von zwei an einander liegenden Pfeilerköpfen gebildet wird; dieser innere Fortsatz kommt
deshalb bald an die Mitte der inneren Fläche, bald an die eine Seite derselben zu liegen, und an manchen Köpfen
fehlt er vollständig. Die äussere Fläche des Pfeilerkopfes ist ebenfalls ausgehöhlt, um den Kopf der äusseren Pfeilerzellen
zu empfangen; da aber bekanntlich in der Regel etwa zwei Köpfe der äusseren Pfeilerzellen drei Köpfen der
inneren Pfeilerzellen entsprechen, so wird auch die Aushöhlung der äusseren Fläche dieser Pfeilerzellen sehr ungleich-
massig, um so mehr als die äusseren Köpfe in sehr verschiedener Weise bald zwei, bald drei inneren anliegen
(Fig. 5 äc, ic). Das obere Ende der inneren Pfeiler (Pfeilerzellen) hat eine ebene, vestibularwärts nach aussen hin
ansteigende, freie Oberfläche, welche, mit der Aushöhlung und dem inneren Fortsatze beginnend, den Kopf oben ab-
schliesst und sich nach aussen hin über den Köpfen der äusseren Pfeilerzellen als dünne rectanguläre Platte eine
Strecke hin bis zu der ersten Reihe der äusseren Haarzellen fortsetzt, wobei die Platten sämmtlicher innerer Pfeilerzellen
dicht an einander liegen und in fast gerader spiraler Linie enden; die Platten setzen den ansteigenden Verlauf
der oberen Fläche der inneren Pfeilerzellen fort und bilden somit mit der Ebene der Basilarmembran einen
spitzen und mit der Axe des Pfeilerkörpers selbst einen stumpfen Winkel (Taf. XXV Fig. 1). Was nun die Structur
der inneren Pfeiler betrifft, so hat man schon lange an ihnen eine deutliche Längsstreifung beobachtet und sie als
aus feinen dichtliegenden Fasern zusammengesetzt angenommen; diese faserige Structur ist leicht darzulegen und
sowohl in Flächenansichten wie im optischen Durchschnitte zu constatiren; während der Entwicklung der Pfeiler in
den Pfeilerzellen sieht man das allmälige Auftreten von immer mehr Fasern, die oft körnig erscheinen; nach mehreren
Präparationsweisen sah ich auch bei erwachsenen Thieren eine solche körnige Beschaffenheit der Fibrillen der Pfeiler,
was nicht ohne Interesse ist, wenn man bedenkt, dass diese Fibrillen Ausscheidungs- oder Umwandlungsprodukte
des Zellenprotoplasmas sind. Indessen sind nun auch die oberen Platten der Köpfe deutlich streifig und aus parallel
liegenden Fasern zusammengesetzt (Taf. XXIV Fig. 5 icp); ich versuchte die Fasern der Platte zu rechnen und
glaube sie auf etwa sechs neben einander liegende Fasern angeben zu können, obwohl diese Zahl nur mit Reserve
angegeben wird, da die genaue Rechnung sehr schwer ist.
Die äusseren Pfeilerzetten beginnen, wie die inneren und nach aussen von ihnen, mit je einer der Membrana
basilaris anhaftenden, langen, radial gestellten Fussplatte, welche, wie erwähnt, sich den Fussplatten der inneren
dicht anschmiegt und sich zwischen sie einschiebt, weshalb ihr innerer Begrenzungsrand uneben und gezackt ist (Taf.
XXIV Fig. 3, 4 äc)\ die Fussplatten der äusseren Pfeilerzellen gehen neben einander als etwas verschieden lange
und breite Platten nach aussen hin an der Basilarmembran bis zur Grenze ihrer ersten und zweiten Zone und
enden hier mit gezackter spiraler Linie; sie bestehen aus einer abgeplatteten, hellen, schwach körnigen, protoplasmatischen
Scheibe, welche ungefähr in ihrer Mitte den kugligen grossen Kern enthält; gleich nach aussen vom Kern
befindet sich die Grundplatte des in der Zelle enthaltenen Pfeilers; sie stellt ein längliches Rechteck (Fig. 3, 4 äp)
dar, erscheint gelblich glänzend, stark lichtbrechend, besonders nach innen hin, wo sie sich zum Pfeiler erhebt; nach
aussen hin verdünnt sie sich allmälig und schwindet im Protoplasma der Zelle. Diese Grundplatte des Pfeilers erscheint
bekanntlich deutlich gestreift und besteht aus feinen Fasern, welche in der Mitte radial verlaufen und an
den Seiten nach jeder Seite sonnenfederartig ausstrahlen; diese Fasern verlieren sich, wie eben erwähnt wurde, im
Zellenprotoplasma, treten nicht aus ihrer Zelle und gehen keineswegs, wie man früher glaubte, in die Fasern der
Membrana basilaris über; sie entsprechen diesen letzteren der Zahl nach nicht, sind viel zahlreicher als die der
Membran. Man hat sich mehrfach bemüht, die Zahl der Basilarfasern zu rechnen, welche jeder Fussplatte der äusseren
Pfeilerzellen entspricht. Eine solche Rechnung lässt sich nur ausnahmsweise, und dies besonders an einer
Längsfalte der Membran, sicher ausführen; weil die parallel und dicht an einander liegenden Fussplatten der Pfeilerzellen
an Breite ein wenig variiren, wechselt etwas die ihnen entsprechende Zahl der Basilarfasern; beim Kaninchen
zählte ich nun durchschnittlich 5 bis 6 Fasern der unteren Faserschicht der Basilarmembran auf jede Fussplatte
der äusseren Pfeiler. Die Grundplatte jedes Pfeilers setzt sich, wie eben erwähnt, direct in den Körper des-
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