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verschwinden die Pfeilerzellen mit den Pfeilern schnell. In Müllerscher Lösung, Chromsäure, Ueberosmiumsäure,
Goldchlorid, Lapislösung werden sie erhärtet und mehr oder weniger fest. — Da ich jetzt zur Darstellung der übrigen
Theile der Papilla basilaris übergehe, finde ich es am besten, von der Grundmembran her auszugehen und
beginne mit den nach aussen von den äusseren Pfeilerzellen befindlichen Gebilden.

Nach aussen von den Platten der äusseren Pfeilerzellen findet man, wie NüEL dargethan und Hensen bestätigt
hat, auf der Vestibularfläche der Basilarmembran eine schöne Zeichnung kleiner sechseckiger Felder in am
wenigsten drei, zuweilen vier nach aussen von einander geordneten Reihen, welche mit einander regelmässig alter-
niren und durch ihre ziemlich regelmässige Gestalt ausgezeichnet sind. Ich finde die Felder der innersten Eeihe
am grössten, die der folgenden etwas kleiner, die der dritten am kleinsten. Diese Zeichnung ist sowohl an Silberpräparaten
(Taf. XXIV Fig. 3 dz) wie auch an Osmium- und Goldpräparaten (Fig. 4 dz) sehr deutlich wahrnehmbar
; sie gehört aber ebenso wenig wie die Platten der Pfeilerzellen der Basilarmembran selbst an, sondern kann
von ihr ganz abgetrennt werden (s. Fig. 3 rechts von dz). Was bedeuten nun diese polygonalen Felder? Nuel,
der zuerst (1872) nur die zwei inneren Reihen gesehen hatte, hielt sie für »Ansatzstellen von Zellen, die nach
oben in das membranartige Gebilde mit den Stielen der Cort. Zellen verlaufen. Die polygonalen Felder müssen
mit der Zusammensetzung dieses dunkeln Gewebetheiles die innigste Beziehung haben». Von den Feldern sah er
nämlich die sog. Stiele der zwei inneren Reihen der Gortischen Zellen entspringen. Hensen, welcher drei Reihen
solcher polygonaler Felder fand, hob hervor, dass die dreieckigen Stiele nicht völlig regelmässig im Centrum des
Polygons, sondern vorwiegend ein wenig gegen den inneren Rand der zugehörigen Zelle sitzen. »Die drei Zellenbasen
», sagt er ferner, »füllen den Raum von der äusseren Grenze der äusseren Pfeilerfüsse bis zu den Stützzellen
so aus, dass ich keinen Platz für andere Zellenansätze sehe, demnach würde nur eine von den zwei Zellenarten,
die unter der Membr. reticularis liegen, auf der Membr. basilaris festsitzen können.» Welcher von den beiden
Zellenarten die Polygone angehören, sagt er hier nicht. Lavdowsky hat dann auch die sechseckigen Felder gesehen
und abgebildet; er hält sie aber für Maschen des perpendiculären Theiles eines von ihm beschriebenen faserigen
, bindegewebigen Stützapparates, und die in ihren Centra befestigten Fäden sieht er für Stiele der äusseren
Endzellen an; nach ihm sind also die die Felder abgrenzenden Linien nicht Zellengrenzen sondern Maschen eines
faserigen Netzwerks, welches mit dem Stützfasersystem des Tunnels in Verbindung steht. In seinem späteren
Werke (1878) erkennt Nuel ebenfalls drei Reihen sechseckiger Felder, welche er für Ansätze seiner aufsteigenden
Hörzellen (cellules acoustiques ascendantes) hält, während er die in der Mitte der Felder befindlichen Anhängsel
als Ansatzpunkte der Füsse der Cortisonen Zellen betrachtet.

Hier liegen also sehr dunkle Verhältnisse vor, welche eine der Fundamentalfragen in der Histologie des Cortischen
Organes auf das Nächste berühren: die Frage vom Wesen und der Gestalt der Deitersschen Zellen und von ihrem
Verhalten zu den äusseren Haarzellen. Ich betrete also jetzt dieses schwierige Feld und werde mit einem kurzen
Rückblick auf die Geschichte dieser wichtigen Frage, wie sie für das Gehörorgan der Säugethiere im Ganzen vorliegt
, beginnen. Nachdem zuerst Corti die oft nach ihm genannten drei Reihen der Cortischen Zellen entdeckt
hatte, fand Deiters (1860) am freien oberen Ende derselben den Haarbesatz, nach welchem sie später Haarzellen
(äussere Haarzellen) genannt wurden; ferner entdeckte er zwischen ihnen eine besondere Zellenart, die er »Haarzellen
» nannte, die aber später mit viel mehr Recht nach dem Entdecker den Namen der Deitersschen Zellen erhielten
. Deiters beschrieb nun diese beiden Zellenarten in folgender Weise: Die Cortischen Zellen sind vollständig
cylindrisch bis zu der Stelle, wo der Fortsatz abgeht; am Anfang müssen sie platt sein, um an dem feinen Balken,
wo sie ansitzen, Platz zu finden; sie sind an der Pars reticularis ziemlich fest inserirt; jede Cortische Zelle spitzt
sich jenseits des Kerns ganz allmälig zu und geht in einen Fortsatz aus, den Deiters den »Verbindungsstiel»
nennt, weil er sich mit entsprechenden anderen Fortsätzen verbindet; dieser Fortsatz sitzt auf der Basilarmembran
fest. Diesem System der drei Cortischen Zellen der Lage nach fast genau entsprechend ist ein zweites System von
ebenfalls drei Zellenreihen; es sind dies die »Haarzellen» von Deiters oder die Deitersschen Zellen; sie gehen
beiderseits in einen längeren dünnen Faden aus und sind einer bipolaren Ganglienzelle nicht unähnlich; ihr grosster
Durchmesser ist breiter als derjenige der Cortischen Zellen; der centrale Faden sitzt auf dem Reticulum (d. Lamma
reticularis) fest, der peripherische tritt unmittelbar zu dem oberen Fortsatze einer Cortischen Zelle, um, mit diesem
zu einem Theil verbunden, den Verbindungsstiel abzugeben. Von der rechten, oberen Ecke je einer Phalanx und
eines Stäbchens (d. h. des dem Stäbchen zugehörigen Rahmens), also dicht neben dem Ansätze je einer Cortischen


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