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schnitten zu lösen; eine gute Einbettungsmethode wird sie wohl einmal beantworten. An dieser unteren Fläche
der Membran ist beim Kaninchen kein solches spirales Band, wie Hensen in neuerer Zeit beschrieben hat, wahrzunehmen
. Die Membran verdickt sich, nachdem sie den Limbus verlassen hat, schnell, und die vestibuläre
(obere) Fläche derselben ist in radialer Eichtung convex gebogen; sie reicht ungefähr ebenso weit als die tympa-
nale (untere). In der Mittelwindung des Kaninchens ist die Membran am äusseren Bande am dicksten (Taf.
XXV'Fig. 1, Taf. XXII & XXIII Fig. E 2, F 2) und die obere und untere Fläche sind hier durch eine relativ
breite, etwas convexe, äussere oder Bandfläche verbunden. An der oberen Fläche, ein wenig nach innen vom
äusseren Eande (Taf. XXV Fig. 1 rs, Taf. XXVI Fig. 16 rs), trifft man einen dicken glänzenden, im Querschnitte
rundlichen, Spiral verlaufenden Strang der Fläche eng angeheftet, und nach innen von ihm ein ebenfalls
der Oberfläche der Membran angeheftetes, schief nach innen — oder eigentlich im Verhältniss zur Schneckenspitze
von aussen-oben nach innen-unten verlaufendes Netz feiner glänzender Fasern, welche zwischen sich ovale
spaltenförmige Maschen lassen (Taf. XXVI Fig. 16 fn); es ist dies das 'Loewenbergsche Fadennetz) am Durchschnitt
der Membran erscheint dies Netz als zerstreute, rundliche, der Membran angeheftete Körnchen (Taf. XXV Fig.
1 fn)\ dies Fadennetz reicht nicht länger nach innen als etwa bis zur Mitte der Oberfläche der freien Zone der
Membran; hier spitzen sich die Fasern zu und endigen. Woraus besteht aber die Membran selbst? Wenn man
sie frisch (in Humor aqueus) untersucht, ist sie hell, durchsichtig, festweich, gelatinös, ziemlich elastisch, so dass
sie etwas gedehnt werden kann, beim Loslassen sich aber wieder zusammenzieht; bei stärkerer Dehnung spaltet sie
sich schief der Quere nach, d. h. nach der Eichtung der feinen Fasern, aus welchen sie zusammengesetzt ist; sie
erscheint nämlich schon im frischen Zustande schief von innen-unten nach aussen-oben hin gestreift und bei
stärkerer Vergrösserung sieht man sehr deutlich, dass sie aus zahllosen, in dieser Eichtung verlaufenden Fäserchen
besteht. Durch Färbung mit Fuchsin treten die Fasern noch schärfer rosaroth hervor, und sie lassen sich durch
Zerzupfen von einander trennen; bei gelindem Druck lässt sich die Membran zusammendrücken, sie nimmt aber
nach dem Aufhören des Druckes so ziemlich ihre frühere Form wieder an. Durch Chromsäure und Ueberosmium-
säure wird ihre Substanz etwas fester, die Zusammensetzung aus feinen Fäserchen tritt dann ebenso deutlich hervor
. Obwohl diese Fäserchen eng zusammenkleben und nur mit Mühe sich isoliren lassen, sieht man doch zwischen
ihnen keine eigentliche interfibrilläre oder Kittsubstanz; eine minimale Menge solcher Substanz lässt sich indessen
dort annehmen, obwohl sie nicht deutlich sichtbar ist. Die ganze Membran besteht aus solchen schief verlaufenden
Fäserchen, welche auch auf dem radialen Verticalschnitt der Membran sichtbar sind (Taf. XXII & XXIII Fig. E 2,
F 2 mc); sie laufen hier bogenförmig nach der unteren Fläche hin (an der Fig. 1 der Taf. XXV ist die Eichtung
der Fasern nicht ganz richtig wiedergegeben). Man hat mehrfach vorgeschlagen, Zonen an der Membran zu unterscheiden
. Beim Kaninchen lassen sich jedenfalls nur zwei Zonen annehmen, die Zone des inneren, dem Limbus
angehefteten Theils und die Zone des freien Theils, welche beide Zonen indessen in einander übergehen, indem
eine Grenze derselben nur an der unteren (tympanalwärts gerichteten) Fläche der Membran durch den Eandstreifen
angegeben ist; die beiden Zonen sind übrigens aber auch durch ihre verschiedene Dicke charakterisirt.
Nachdem ich also eine etwas eingehendere Darstellung vom Bau des Ductus cochlearis, mit der Mittelwindung
als Norm, gegeben habe, gehe ich jetzt zur Beschreibung der Verschiedenheiten über, welche an den einzelnen
Windungen vorhanden sind, um die wichtigsten Eigenthümlichkeiten, welche in der Mittelwindung, der Basalwindung
und der Spitzenwindung vorkommen, kurz anzugeben.
Wenn man gute Präparate aus den drei Windungen unter einander vergleicht, findet man, sogar bei genauester
Musterung, das bei allen der Bau im Ganzen derselbe ist; dieselben Elemente finden sich in gleicher
Anordnung bei allen vor; die Verschiedenheiten betreffen eigentlich nur die Massverhältnisse der einzelnen Theile,
und hieraus resultirt ein etwas verschiedenes Aussehen des Ganzen. Diese Verschiedenheiten gehen deshalb am
besten aus der hier beigefügten Masstabelle hervor. Im Allgemeinen lassen sie sich damit ausdrücken, dass in
der Basalwindung fast alle Masse, also alle Theile, kleiner sind. Vor Allem ist in dieser Windung die Basilar-
membran viel schmaler als in den anderen beiden Windungen; die Limbusfläche scheint in der Basalwindung nur
wenig schmaler als in der Mittelwindung zu sein; der Sulcus spir. internus ebenso, er ist aber höher, indem die Lamina
spiralis ossea mit dem Limbus in der Basalwindung (im Verticalschnitt) am dicksten, in der Mittelwindung weniger
dick und in der Spitzen windung am dünnsten ist; in der Basalwin dung steigt die Limbusoberfläche nach innen hin
stärker an wie in den anderen beiden Windungen. In Folge dessen senkt sich die (also höher gestellte) Membrana
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