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bus spiralis darstellt. Erst nach der fortschreitenden Verflüssigung des Schleimgewebes in den Scalen beginnt
vestibularwärts die Trennung in eine äussere Wand und eine Membrana Eeissneri. An der äusseren Wand treten
Blutgefässe gegen das Cylinderepithel hervor und drängen dasselbe einwärts nach dem Lumen hin (Fig. B 1 stv,
C 2 stv), um dann, die erste Anlage der Stria vascularis bildend, in das Epithel selbst einzutreten. Das Epithel des
Ductus, welches von Anfang an ein Cylinderepithel darstellt, zeigt schon früh hier und da im äusseren Umfang
des Ganges zwischen den helleren breiteren Zellen eingestreute schmale dunklere Zellen mit schmalem Kern (Fig.
AI, A 2, A3). Die Membrana basilaris tritt schon beim Embryo als eine dünne, in ihrer äusseren Zone sich
in zwei Schichten spaltende, ovalkernige Zellen zwischen den beiden Schichten enthaltende Bindegewebsmembran auf,
welcher das Epithel unmittelbar ansitzt (Fig. AI, A 2, A3 mV). Das Yas spirale (vs) ist beim Embryo ausserordentlich
stark entwickelt. Die ersteren Stadien vor dem Auftreten der Epithelwülste und der Haarzellen habe
ich nicht untersucht. Beim 7 Gm. langen Embryo ist in allen Windungen der grosse sowohl wie der kleine Epithelwulst
schon gut entwickelt (Fig. AI, A 2, A3); der grosse Wulst (gw) besteht aus einer Schicht langer schmaler
Zellen, deren Kerne in verschiedener Höhe liegen. Wie Middendorp u. A. fand ich das Epithel an einer Stelle
von der Wandung gleichsam abgehoben; da aber das Gehörorgan des fraglichen Embryos nicht in ganz frischem
Zustande (sogleich nach dem Tode) in die Erhärtungsflüssigkeit kam, lässt sich dies Verhältniss des Epithels
nicht als postmortale Erscheinung ausschliessen. Die Anlage der Cortisonen Pfeilerzellen (pz) und ihrer inneren
Nachbarzellen ist ebenfalls etwas von der Wand erhoben; diese Zellen stellen unten breitere, nach oben hin sich
allmälig spitz verschmälernde Zellen dar, deren obere Enden eben im Grenzwinkel zwischen dem grossen und
kleinen Wulst liegen. Nach innen davon befindet sich die angelegte innere Haarzelle (ih) mit kleinem Haarbesatz;
diese 'Zelle gehört also eigentlich dem grossen Wulst an und ist mit ihrem oberen Ende neben seiner äusseren
Grenze belegen; die Bichtung dieser Zelle ist, wie beim erwachsenen Thiere, schief von unten-innen nach oben-
aussen. Die nach aussen von den Cortisonen Pfeilerzellen befindlichen drei Reihen der äusseren Haarzellen (äh)
sind in allen drei Windungen angelegt; sie sind flaschenförmig, körnig, mit dem Kerne im unteren Ende, welches
etwa bis zur Mitte der Epithelhöhe hinabreicht und sich in keiner Weise nach unten hin weiter fortsetzt; sie
sind mit kurzem Haarbesatz versehen und stehen mehr oder weniger senkrecht, indem nur die der dritten Beihe
ein wenig nach innen-oben geneigt sind. Zwischen diesen äusseren Haarzellen steigen die Deitersschen Zellen (dz)
von breiteren unteren Enden, welche an der Basilarmembran stehen, nach oben hin zugespitzt bis zur Epitheloberfläche
mehr oder weniger senkrecht empor; ihre Gestalt ist schmal kegel- oder keilförmig und den angelegten
Pfeilerzellen sehr ähnlich. Die Nervenfasern (rb) konnte ich in diesem Stadium nur als einen hellen, schief durch
die Lamina spiralis verlaufenden Strang durch die Habenula perforata hindurch verfolgen; von hier aus liefen feine
fortsetzende Streifen eine kleine Strecke radial ins Epithel hinaus; weitere Anlagen der Nervenfasern, radiale wie
spirale, konnte ich hier nicht wahrnehmen. Auf dem Epithel der Lamina (Limbus) spiralis und dem des grossen
Wulstes liegt die Anlage der Membrana tectoria (mc) mit dünnem Bande am inneren Winkel, wo die spätere
Membrana Eeissneri sich erhebt, beginnend und nach aussen beim Uebergang zum Wulstepithel verdickt, um an
der äusseren Partie desselben wieder äusserst dünn zu werden; in der Basalwindung lässt sich diese Fortsetzung
der Membran bis über die äusseren Haarzellen wahrnehmen, in den anderen beiden Windungen scheint sie kaum
bis zu der inneren Haarzelle zu reichen.
Beim neugeborenen Kaninchen findet man dann die Entwickelung der Papilla basilaris so weit gelangt wie in
• den Fig. (Taf. XXII & XXIII Fig. B 1 : Basalwindung, Fig. B 2 : Mittelwindung und Fig. B 3 : Spitzenwindung)
wiedergegeben ist. Der grosse Epithelwulst (gw) ist hoch, nicht von der bindegewebigen Wand abgehoben; seine
gewölbte Oberfläche senkt sich allmälig nach innen, schneller nach aussen hin, wo sie mit stumpfem Winkel in
die Oberfläche des kleinen Epithelwulstes (kw) übergeht. Die langen, sehr schmalen, fast fadenförmigen, in verschiedener
Höhe ihren Kern tragenden Zellen des grossen Wulstes kehren sich in seiner inneren Zone nach innen,
in seiner Mitte mehr senkrecht und in seiner äusseren Zone nach aussen hin, wo sie sich den inneren Haarzellen und
den inneren Pfeilerzellen anlehnen. Die Cortischen Pfeilerzellen (pz) sind höher und breiter geworden wie beim
Embryo; sie bilden zwei dicht beisammenliegenden, aber vollständig getrennten Zellenreihen, eine innere und eine
äussere, welche beide schmal dreieckig sind, mit der schmälsten Seite, der Fussfläche, an der Basilarmembran
haften und von da an fast senkrecht oder, richtiger, ein wenig nach aussen hin gekehrt bis zur Oberfläche der
Papille emporsteigen, wo sie mit ihren schmalen oberen Enden am innersten Theil der Oberfläche des kleinen
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