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Die vordere Ampulle, AmpuUa anterior (Fig. 21, 22 aa), ist oval blasenförmig, relativ ziemlich klein, nach
aussen-vorn gerichtet, trägt das quere Septum mit der (mit zwei Plana semilunata versehenen) Grista acustica innen-
unten und setzt sich in den vorderen Bogengang, Canalis m. anterior (cd), fort; dieser läuft nach aussen-oben,
dann nach hinten-unten-innen zum Sinus superior. Die äussere Ampulle, AmpuUa externa (Fig. 21, 22 ae), geht
mit grosser rundlicher Oeffnung nach aussen von der vorderen Ampulle vom Eecessus aus, ist der anliegenden vorderen
Ampulle ähnlich, trägt ihren mit ähnlichem Septum, Crista acustica und Plana semilunata versehenen Boden
nach ohen-innen und geht in den nach unten-aussen und hinten ziehenden äusseren Bogengang, Canalis m. externus
(ce), über, welcher sich zuletzt wieder nach oben-innen erhebt und, stark taschenförmig erweitert, sich an der vorderen
Seite des Utriculus, neben der Einmündung des Sinus superior, öffnet. Die hintere Ampulle, AmpuUa posterior
(Fig. 21, 22 ap), setzt sich vom Sinus posterior nach unten-hinten-aussen als ovale Blase fort, trägt das mit Crista
acustica und zwei Plana semilunata versehene quere Septum an der inneren Seite und geht nach unten-aussen in
den hinteren Bogengang, Canalis m. posterior (cp), über, welcher nach aussen-hinten-unten und dann umbiegend
nach oben-innen läuft, um erweitert in den Sinus superior zu münden.
An dem von vorn-oben nach hinten-unten gerichteten Boden des Utriculus proprius befindet sich, etwas
nach hinten-unten von seinem Uebergang in den Eecessus utriculi, die enge spaltförmige, kleine Mündung des
Canalis utriculo-saccularis (Fig. 21, 22 cus), welcher von da an als abgeplattete, sich verschmälernde, enge, dünne
Röhre dicht am Utriculusboden herum läuft, um mit enger Mündung sich wieder in den vom Sacculus ausgezogenen
Ductus endolymphaticus zu öffnen.
Der nach innen vom Utriculus befindliche Sacculus (Fig. 21, 22 s) ist verhältnissmässig gross, unregelmässig
oval, von aussen her abgeplattet und liegt vom Utriculus durch eine ziemlich weite Partie des perilymphatischen
Raums getrennt; nach oben hin biegt er sich aber nach dem Boden des Eecessus utriculi hin und legt sich ihm
mit einer nach aussen umgebogenen, taschenförmigen Ausstülpung (Sin. utric. sacc.) dicht an und ist ihm so eng angeheftet
, dass er kaum ohne zu zerreissen von ihm abgetrennt werden kann. An der inneren (medialen) schalenförmigen
Wand des Sacculus befindet sich die ziemlich grosse, oval gestaltete Macula ac. saccuU (ms) mit der ihr anliegenden
dünnen Otolithkristallenscheibe. Nach aussen hin stülpt sich etwa von der Mitte des lateralen Umfanges des Sacculus
der Ductus endolymphaticus (de) aus, welcher den Canalis utriculo-saccularis aufnimmt, hinter dem Utriculus proprius
nach aussen-oben-hinten hin läuft und durch den Aquaeductus vestibuli osseus der Pars petrosa zur Schädelhöhle
hin geht, um dort mit dem in der Dura mater eingeschlossenen platten Saccus endolymphaticus blind zu endigen
. Nach unten hin setzt sich der verengerte Sacculus in den relativ langen, geraden, dünnwandigen Canalis
reuniens Heusern (esc) fort, welcher, nach unten-aussen-vorn verlaufend, in den Ductus cochlearis, etwas nach vorn-
innen von dessen Vorhofsblindsack (vo), einmündet und also den Sacculus mit dem Ductus cochlearis verbindet.
Der Ductus m. cochlearis (c) läuft von der Einmündungsstelle des Canalis reuniens nach innen-vorn-unten und
steigt dann in schönem Bogen nach innen-oben, um sich in der Schneckenspirale zwischen der Scala vestibularis und
Scala tympani bis zu seinem blinden Ende, dem Kuppelblindsack, fortzusetzen; er windet sich um die nach vorn-aus-
sen gerichtete Axe spiralig nach vorn-aussen hin, nur sanft ansteigend sowie mit immer kleinerem Eadius, und
bildet, wie August Carl es abgebildet hat, nicht weniger als ungefähr 3*/2 Windungen, also etwa eine ganze Windung
mehr wie beim Kaninchen. Längs der nach hinten-innen liegenden tympanalen Seite des Ganges verläuft
ungefähr von der Mündung des Canalis reuniens her bis zum Uebergang zum eigentlichen Kuppelblindsack die
anfangs schmale, dann allmälig bis zum Ende sich verbreiternde, bandförmige Membrana basilaris (mb), auf deren
innerer Zone, wie bei den Säugethieren im Glänzen der Fall ist, eine zum vollständigen Cortisonen Organ entwickelte
, schmale Papilla acustica basüaris liegt; diese Papille ist beim Eindesembryo, wie längst bekannt ist, sehr
früh ausgebildet; bei dem von mir untersuchten Stadium (Embryo von 32 Wochen) war sie schon in allen wesentlichen
Theilen gut entwickelt. Der Eamulus basilaris schickt (Fig. 21, 22 rh) zuerst eine Eeihe von dickeren,
sich fein verästelnden Zweigen zu der Papille der Basalwindung; der übrige Theil des Nerven verästelt sich vom
Modiolus her mit schmaleren Zweigen durch die Lamina spiralis der beiden Mittelwindungen und der Spitzenwindung
zu den hier befindlichen Abtheilungen der Papille (Fig. 22). Der Kuppelblindsack, die Lagena (1), stellt
das nicht erweiterte, abgerundet endigende, nerven- und papillenlose Ende des Ductus cochlearis dar.
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