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Das Gehörorgan des Menschen.

Tafel XXXIII—XXXIX.

Eine Darstellung der das Gehörorgan umschliessenden knöchernen Theile — des sogenannten knöchernen
Labyrinthes und der knöchernen Schnecke — mit allen ihren Gängen und Bäumen würde hier überflüssig sein;
ich würde zu den genaueren Beschreibungen derselben, welche in den grösseren anatomischen Hand- und Lehrbüchern
unserer Zeit vorkommen, kaum etwas hinzuzufügen haben.

Zwar ist dies auch grösstentheils mit dem perilymphatischen Baum der Fall; jedoch finde ich es angemessen
, eine kurze Darstellung desselben zu geben. Scarpa war es bekannt, dass alle Theile des membranösen
Labyrinthes in der schon von noch älteren Anatomen beschriebenen Flüssigkeit schwimmen; im menschlichen Vorhof
, wo eine grössere Ansammlung der Flüssigkeit vorhanden war, sah er den ütriculus (Alveus communis) an die
obere und etwas an die hintere Wand dieses Baumes angewachsen, das runde Säckchen dagegen am Boden
desselben liegen; zwischen den Säckchen und dem von der Steigbügelplatte zugedeckten ovalen Fenster befindet
sich also ein von der Flüssigkeit ausgefüllter Baum; in der Schnecke liegt das Spiralblatt zwischen zwei Strömen
der Flüssigkeit, deren beide Gänge an der Schneckenspitze zusammenhängen. Schon vorher hatte Cotugno die beiden
Aquseducte als nach aussen führende Leitungsbahnen dieser Flüssigkeit dargestellt. In ähnlicher Weise wurden
diese Verhältnisse von den auf ihn folgenden Autoren beschrieben; in Betreif der Wasserleitungen wurde man
jedoch mehr zweifelhaft; so z. B. der übrigens die Verhältnisse genauer schildernde Breschet. Erst durch Beissner's
Entdeckung eines auch von der Scala vestibuli abgeschlossenen Schneckenganges und durch Hensen's Entdeckung des
Zusammenhangs desselben mit dem Sacculus und des Abgeschlossen sein vom Vestibularraum wurde der perilymphatische
Baum in seiner wahren Ausdehnung bekannt. Durch Büdinger wurde nachgewiesen, dass auch in den halbzirkel-
förmigen Kanälen die häutigen Bogengänge eine wandständige Lage einnehmen; durch Beichert und Henle und
vor Allem durch Odenius wurde die Lage der einzelnen Theile des häutigen Gehörorgans eingehend und genau
beschrieben. Endlich legte die Entdeckung Boettcher's vom eigentlichen oder häutigen Aquaeductus vestibuli (Ductus
endolymphaticus) und dessen Zusammenhang einerseits mit dem ütriculus und Sacculus, andererseits mit dem
von ihm neu entdeckten CoTUGNo'schen Sack in der Dura mater den Schlussstein zu unserer Kenntniss von den
Beziehungen der endolymphatischen und perilymphatischen Bäume unter sich und zu den angrenzenden Theilen.
Der Aquaeductus Cochleae als perilymphatische Leitungsbahn zu den serösen Bäumen des Gehirns blieb, trotz der
wichtigen Arbeiten Weber-Liel's, bis auf Weiteres nicht als unzweifelhaft vorhanden anerkannt.

Wenn man nach Entfernung der Steigbügelplatte durch das ovale Fenster hineinblickt, so sieht man (Taf.
XXXIV Fig. 12 fö) den von den Anatomen erwähnten grossen perilymphatischen Baum (Sinus perilymphaticus
vestibuli, Odenius), den ich, wie oben beim Kaninchen, — weil das Wort Sinus beim Gehörorgan mehrfach in anderer
Bedeutung gebraucht worden ist — auch beim Menschen Öisterna perihjjnph. vestibuli nenne. Diese Cisterne ist im
Ganzen unregelmässig oval mit der Längenaxe (von etwa 3,5 Mm.) von vorn-innen nach hinten-aussen und der Höhen-
axe (von etwa 2,5 Mm.) ziemlich senkrecht gestellt; der Tiefendurchmesser von der Fenestra ovalis bis zur gegenüberstehenden
Wand (also von vorn-aussen nach hinten-innen) misst 3 Mm. oder sogar etwas mehr. AVenn man
durch das ovale Fenster blickt, sieht man am oberen Umfang den Becessus utriculi (reo) mit seiner Nervenausbreitung
an der Macula acustica (mu) das Dach der Cisterne bilden, und an der dem Fenster gegenüberliegenden


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