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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1884-2/0374
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Umgebungen sehr wünschenswerth zu sein. Leider gelang es mir weder von den Monotremen noch von den niederen
Marsupialien brauchbares Material zu bekommen. Bei den Säugethieren musste ich mich im Ganzen darauf
beschränken, das G-ehörorgan von Eepräsentanten der Eodentia, Pecora, Belluse, Carnivora und Primates, und zwar
vom Kaninchen, dem Ochsen, dem Schweine, der Katze und dem Menschen näher zu untersuchen und zu beschreiben.
Diese Eepräsentanten sind wenige, um die Phylogenese des Gehörorgans der Säugethiere zu erforschen. Für alle
ist die spiralig aufgewundene Gestalt der Schnecke charakteristisch; die Anzahl der Windungen ist indessen bei
den fraglichen Thieren verschieden, indem beim Kaninchen 2Y8, beim Ochsen 3Y3, beim Schweine fast 4, bei der
Katze 3 und beim Menschen beinahe 3 Windungen vorhanden sind. Uebrigens ist die Grestalt und Eichtling
sowohl der Schnecke wie der Theile des Sacculus und der Pars superiör bei den fraglichen Thieren recht verschieden
, wie am besten aus der Betrachtung der Abbildungen hervorgeht. Charakteristisch für alle ist die Lage
des relativ kleinen Sacculus und die Verbindung desselben einerseits mit der Schnecke durch den Canalis reuniens
Henseni und andererseits mit dem Utriculus durch den von Boettcher entdeckten, vom Utriculus ausgehenden,
relativ langen, engen Canalis utriculo-saccularis, welcher in den zum langen röhrenförmigen Ductus endolymphaticus
ausgezogenen Sacculus einmündet. Bei allen ist der vom Boden des Utriculus übrigens weit abgetrennte Sacculus
mit seinem oberen umgebogenen Ende am Boden des Eecessus utriculi fest angeheftet. Für alle diese Säugethiere
ist ferner auch das Verschwinden der Papilla ac. lagense und der Macula ac. neglecta mit ihren resp. Nervenzweigen
charakteristisch. Bei allen sind ferner die drei Ampullen mit im Granzen gleichartig gestalteten Cristse acusticse
und je zwei Plana semilunata versehen; nur ist eigentümlicher Weise bei der Katze die Crista der vorderen und
der hinteren Ampulle in zwei Hälften getheilt. Wenn man nun auch zugiebt, dass das membr. Gehörorgan des
Kaninchens in seinen relativen Proportionen etwas niedriger wie dasjenige der übrigen Säugethiere zu stehen scheint,
so lässt sich doch, was diese betrifft, aus der allgemeinen Grestalt und den Dimensionen kaum auf eine niedrigere
Stellung des Gehörorgans des Ochsen, des Schweines und der Katze im Verhältniss zu demjenigen des Menschen
schliessen. Eine höhere morphol. Entwickelung des Organes, wenn vorhanden, wäre deshalb eher im feineren Bau zu
suchen. Zur Feststellung der verschiedenen Formen und der Phylogenese des Gehörorgans der Säugethiere sind
neue ausgedehnte Untersuchungen nöthig. Zwar haben wir in den Ermittelungen Hyrtl's u. A. hinsichtlich der
Gestalt des Binnenraums desselben Hinweise auf die Gestalt des Membr. Organs selbst; hinreichend sind dieselben
in dieser Beziehung jedoch nicht. Leider stösst aber eine über alle Ordnungen ausgedehnte eingehende Untersuchung
des fraglichen Organs auf sehr grosse Schwierigkeiten.

Jetzt zur kurzen Betrachtung der zweiten Hauptfrage, dem feineren Bau des membr. Gehörorgans, übergehend
, werde ich mich vor Allem darauf beschränken, den Bau der Nervenendstellen zu berücksichtigen. In
den Maculae und Cristse acusticse aller Wirbelthiere sowie in den Papillse der Schnecke der Fische, Amphibien
, Eeptilien und Vögel habe ich stets nur zwei Arten von Zellen gefunden, von welchen ich die eine Art,
die stützenden oder indifferenten Zellen, mit dem. von Max Schultze gegebenen Namen Fadenzellen, die andere
mit Haarzellen bezeichnet habe. Bei allen Wirbelthieren, von den Cyclostomen bis auf den Menschen, sind diese
beiden Zellenarten in fast ganz derselben Gestalt und Anordnung vorhanden. Diese Verhältnisse sind in den beiden
Bänden dieses Werkes so oft beschrieben worden, dass ich es nicht nöthig finde, dieselben noch einmal wiederzugeben
. Was nun die eigentliche Nervenendigung anbetrifft, so hat Hasse schon längst (von 1866—67 an) für die
Vögel und den Frosch urgirt, dass die vor dem. Eintritt ins Epithel die Markscheide abgebenden Nervenfasern, ohne
sich zu theilen und ohne Anastomosen einzugehen, einen intraepithelialen Plexus bilden, wonach je eine Faser, fortfahrend
ungetheilt, an dem unteren Ende einer der haartragenden Zellen endigt; ich (1871) sah bei verschiedenen
Wirbelthieren und vor Allem, bei den Säugethieren und dem Menschen die blassen Nervenfasern nach dichotomi-
scher Theilung an dem unteren Ende der haartragenden Zellen (der Haarzellen) endigen. Durch die mehr oder
weniger differirenden Angaben von von Ebner, Paul Meyer, Kuhn, Cisow u. A. wurde die Endigungsweise der
Nerven in den Maculae und Cristse acusticse wieder unsicher und zweifelhaft. Ich habe mich deshalb bei diesen
Untersuchungen bemüht, diese Frage, so weit möglich, endgültig zu entscheiden. Bei den Fischen und Amphibien
sah ich zwar wieder die nach der Abgabe der Schwannschen Scheide und gewöhnlich auch der Myelinscheide
(einige Fische bilden eine Ausnahme) in das Nervenepithel blass austretenden Nervenfasern sich dichotomisch
theilen oder feinere Seitenzweige aussenden, um dann mit ihren Zweigen die unteren Enden der Haarzellen zu
umstricken; es gelang mir aber bei diesen Thieren nicht, den directen Zusammenhang der Nervenfasern und der


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