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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0022
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äussere Riechwindung (Gyrus olf. externus) als »einen schlanken bogenförmigen Windungszug an der unteren
Grenze der Sylvi'schen Spalte nach rückwärts zum unteren Ende des Schläfenlappens» ziehend beschrieben. Und
G. Guldberg (Bidrag til Insnla Reilii's Morphologi, 1887) hat dann noch diese Windung, von zwei Spalten
(Fissura rhinencephali externa und interna) begrenzt, von denen aber die äussere früh verschwindet, an der Insula
vorbei in den verdickten Gyrus hippocampi verfolgt.

Ich habe diese Frage an meinen Präparaten aus der Foetalzeit eingehender untersucht und dabei einige
Thatsachen gefunden, die mir für die Kenntniss des Gehirnbaues besonders interessant zu sein scheinen.1 Erstens
erkennt man nämlich schon früh, am Ende des 4. oder im 5. Monat, einen grauen Zug, welcher der medialen
»Wurzel» des Olfactorius entspricht. Da man aber mit den Olfactoriuswurzeln die bekannten weissen Züge beim
Erwachsenen meint, so will ich, wie Mihalkovics und Guldberg, die grauen Partien, in welchen in späteren Stadien
diese weissen Züge eingeschlossen liegen, schon, was morphologisch richtiger ist, beim Foetus als Windungen bezeichnen,
und zwar als Gyrus olfactorius medialis und lateralis. In den Fig. 2, 3 und 4 der Taf. XXXII habe ich von dem
Anfang und dem Ende des 5. Foetal-Monates die Gyri olf. mediales abbilden lassen. In denselben Figuren erkennt
man auch den Verlauf der Gyri olf. laterales. Man sieht diese Windungen nach beinahe rechtwinkliger Umbiegung
nach aussen hin verlaufen, den medialen Rand der eigentlichen Sylvischen Grube bilden und dann nach einer
neuen, spitzwinkligen Umbiegung nach hinten und medialwärts ziehen, um in der That in das Vorderende des
»Schläfenlappens» überzugehen. Wenn man die Verhältnisse im Anfangs-Stadium des 4. (Fig. 1 d. Taf. XXXII) mit
denjenigen des 5. Monates vergleicht, so findet man, dass der Gyr. olf. lateralis zwar dieselbe Anordnung zeigt,
aber sowohl vorn, wie seitlich weniger starke Biegungen darbietet. Die spitzwinklige, laterale Biegung ist von
Anfang an bogenförmig und offenbar in Folge der starken Entwicklung des Frontallappens und des Schläfenlappens
entstanden, welche Lappen sich einander am Eingang der Fossa Sylvii dermassen nähern, dass sich zuletzt
die beiden Schenkel des fraglichen Gyrus vom W'inkelende her dicht an einander legen. Zu dieser winkligen
Einbiegung des Gyrus trägt offenbar wesentlich die Arteria fossaa Sylvii bei, indem sie durch ihre Lage an diesem
Ort die Richtung der Einbiegung bestimmt.

Wie oben hervorgehoben wurde, äusserte v. Kölliker in Betreff seiner mehrfach besprochenen Abbildung
des menschlichen Embryonalgehirns aus dem 3. Monate, dass sich in ihm der Lobus olfactorius lateralwärts durch
das Inselfeld bis zum Lobus inferior verfolgen lasse. Dies ist wohl auch aus meinen Abbildungen aus dem 4.
und 5. Monate ersichtlich (Fig. 1—4 der Taf. XXXII). Bei genauerer Untersuchung findet man indessen, dass der
Lobus, oder richtiger der Gyrus olfactorius lateralis, nicht in den eigentlichen Lobus temporalis, sondern in die
medialwärts von ihm befindliche Partie des Gehirns übergeht. Bekanntlich haben v. A. Broca, Zuckerkandl
und Turner sowohl bei makrosmatischen, als bei mikrosmatischen Thieren nachgewiesen, dass der Riechlappen
stets, schon von Anfang an, eine im Verhältniss zum Pallium auffallende Selbstständigkeit darbietet. Tukner
hat die betreffenden Theile sogar unter dem Namen Riechhirn, Rhinencephalon, von dem übrigen Hirne unterschieden
. Bei den makrosmatischen Thierhirnen ist diese prägnante Unterscheidung in der That sehr geboten.
Aber auch bei den mikrosmatischen Thieren und beim Menschen ist diese Thatsache, v. A. in embryonalen
und foetalen Stadien, demonstrirbar. In den angeführten Figuren 2, 3 und 4 der Taf. XXXII erkennt man
leicht die Grenze zwischen dem Lobus temporalis und dem hinteren Theile des Rhinencephalons oder, wie
man diesen Theil sonst nennt, dem Gyrus hippocampi. Diese Grenze, die Fissura limbica oder rhinica, mit der
Incisura temporalis Schwalbe's vorn beginnend, ist nämlich, obwohl seicht, oft schon in den genannten Stadien,
recht deutlich ausgeprägt und weit nach hinten, gegen den Lobus occipitalis hin, wo sie sich allmählig verschmälert
und sich als der sich früh anlegende Gyrus hippocampi oder fornicatus fortsetzt, verfolgbar.

An dem solchergestalt medialwärts vom Lobus temporalis belegenen Rhinencephalon habe ich nun bei
menschlichen Embryonen schon im 4. und 5. Monate einige Verhältnisse gefunden, die beachtenswerth zu sein
scheinen. Wenn man den Gyrus olf. lateralis von seiner winkligen Umbiegung am medialen Rande der Fossa
Sylvii an verfolgt, erkennt man, dass er sich nach hinten hin, also medialwärts von der Fissura rhinica, verbreitert
und bogenförmig nach innen hin umbiegt, um in die Region des späteren sogen. Uncus überzugehen und
sich dort zu verlieren. Medialwärts ist nun aber dieser Windungszug durch eine seichte Furche von einer nach
innen von ihm belegenen, rundlichen oder eigentlich halbmondförmigen, hügelartig hervorragenden Partie, einer
anderen eigenthümlichen Windung, abgetrennt. Diese letztere Windung, welche an ihrer Oberfläche gewöhnlich
eine etwas weisslichere Färbung zeigt, ist eine ganz constante Erscheinung, und es verwundert mich deshalb, dass

1 In den Verhandl. der schwed. Gesellschaft der Aerzte habe ich im vorigen Jahre über diese Frage Mittheilungen gemacht (s.
Hygiea, 1895).

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