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noch breit, aber kurz ist, die mediale Partie darstellt; auch hier sieht man zwischen diesem Schenkel und dem
Crus intermedium eine Andeutung der Abtrennung eines kleinen Stückes; die mediale Wand am Crus mediale
ist noch da, aber von geringem Umfange. Im 7. Monate verschwindet an der inneren Oberfläche des Corpus
striatum die beschriebene Dreitheilung in der Regel mehr und mehr, indem v. A. die Furche zwischen dem Crus
intermedium und dem Crus mediale verwischt wird. Dagegen findet man noch in 8. und sogar im 9. Monate
das schmale Crus laterale mehr oder weniger deutlich erkennbar (Fig. 13 und 14 der Taf. VI). Während diese
Veränderungen am Streifenhügel stattfinden, verdickt sich die Hemisphären wand und vermindert sich die Ventrikelhöhle
immer mehr, so class diese Theile sich beim ausgetragenen Kinde schon in manchen Beziehungen den beim
Erwachsenen vorhandenen Verhältnissen genähert haben. Es hat sich ein starker Schläfenlappen mit einem Unterhorn,
ebenso ein wirklicher Hinterlappen mit einem Hinterhorn gebildet, was aber schon längst bekannte Thatsachen
sind, weshalb ich hier nicht näher darauf eingehe.

Nur die Ausbildung des hinteren-unteren Endes des Streifenhügels will ich hier kurz berühren, indem ich
auf die hierauf bezüglichen Figuren der Tafel VI hinweise. Schon in der Fig. 1 sieht man von der Seite her
den Schweif ins Unterhorn hinabtreten; ebenso in Fig. 3 und 4. Nach Abtragung der gegenüberstehenden
hinteren Hemisphärenwand sieht man im 3. Monat (Fig. 15 und 16) den Schweif als breite, gebogene Firste,
der Vorderwand des Unterhorns angefügt, fast bis zum Ende des Unterhornes hinabziehen; das eigentliche
Ende des Schweifs zeigt zuweilen eine eichelartige Abschnürung (Fig. 15) oder einige kurze, schmale Schenkel
(Fig. 16). Im 5. Monate (Fig. 10) und im Anfang des 6. (Fig. 11) findet man den Schweif mehr abgeplattet
und mit abgerundetem Ende versehen, wonach er immer mehr (Fig. 13) das Aussehen Avie im erwachsenen
Zustande erhält.

Ich habe auch die Veränderungen, welche der Hippocampus (Cornu Ammonis) bei der foetalen Entwicklung
durchmacht, in verschiedenen Stadien verfolgt. In Fig. 17—21 der Taf. VI habe ich fünf solche Stadien
zusammengestellt, aus Avelchen die fragliche Entwicklung ersichtlich ist. In der Fig. 17, die ein Gehirn von dem
Ende des 3. Monates repräsentirt, sieht man den oben und unten noch gleich breiten Hippocampus (Cornu
Ammonis) einen Halbring darstellen und unten ohne Einkerbungen abgerundet enden; an seinem inneren Umfang
erscheint die Anlage des Fornix in der Gestalt einer schmalen, gestreiften oder gefalteten Sichel. In der den
Anfang des 5. Monats repräsentirenden Fig. 18 zeigt der Hippocampus noch eine sich eng an das genannte Stadium
anschliessende Gestalt; er hat sich aber nach unten hin etwas verbreitert und mit dem Unterhorn verlängert.
In Fig. 19, welche den Anfang, und Fig. 20, die das Ende des 6. Monates wiedergiebt, ist die allmählige Ausbildung
des Hippocampus (und des Fornix) zur späteren Form ersichtlich. Und in Fig. 21, welche das
Stadium des ausgetragenen Kindes darstellt, sieht man schon ungefähr die fertige Gestalt des Hippocampus
und des Fornix.

In denselben Figuren (17—21) lässt sich auch die Formentwicklung des Hinterhorns und theilweise des
Unterhorns vom 3. bis 10. Monat verfolgen. Ebenso ist aus diesen Figuren das Verhalten des Calcar avis und
sein Zusammenhang mit der Fissura calcarina ersichtlich; auf die letztere Frage komme ich bei der Besprechung
der Furchen zurück.

Bevor ich die Streifenhügel verlasse, habe ich kurz noch eine diese Organe betreffende wichtige Frage zu
berühren. Bekanntlich legen sich diese Organe mit ihrer medialen Fläche den Sehhügeln innig an und verwachsen
mit ihnen. Dadurch entsteht im erwachsenen Zustande, oder eigentlich schon recht früh in der Foetalzeit,
ein Aussehen, als ob der Thalamus opticus mit seiner Oberfläche theilweise den Boden des Seitenventrikels
begrenze. Bei einer oberflächlichen Betrachtung kann es den Anschein haben, als ob man die Entstehungsweise
nicht kenne, und merkwürdigerweise haben sich auch mehrere Anatomen und Verfasser von Lehrbüchern in
dieser Richtung geäussert. Und gleichwohl haben sich schon längst hervorragende Erforscher der Hirnentwicklung
gegen diese Anschauung ausgesprochen. So sagt ja schon Miiialkovics (1877): »Diese Fläche des Sehhügels liegt
nicht im Seitenventrikel, wie es bei gewöhnlicher Zergliederung angegeben wird, wo man auf genetische Vorgänge
keine Rücksicht nimmt.» »Ueber diesem sog. horizontalen Theil des Sehhügels liegt» — so erklärt er die Thatsache,
»eine Bindegewebslamelle in der vorderen Manteltasche, welche den Uebergang des Bindegewebes der Tela
choroidea media zum Bindegewebe der seitlichen Adergeflechte vermittelt.» Diese Erklärung der Thatsache ist
zwar etwas zweideutig, indem Mihalkovics nur von einer »Bindegewebslamelle» spricht, doch hat er sich dabei
bestimmt gegen die Betheiligung der fraglichen Sehhügelfläche an der Bildung der Ventrikelwand ausgesprochen.
Er hat sich zwar noch an einer anderen Stelle über diese Frage geäussert, indem er die im 2. und 3. Monate an
dem Ganglienhügel entstehende Furche als die Anlage des Hornstreifs betrachtet und damit die Theilnahme des


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