Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0039
21

keine festere Consistenz. Ich versuchte bei ihnen mehrmals die sich bei älteren Gehirnen als so vorteilhaft erweisende
Mischung von Bichromas kalicus und Formalin; sie werden durch dieselbe zwar gehärtet und dunkelgrün
gefärbt, aber brüchig, auch schwellen sie recht sehr an.

Nach diesen einleitenden Worten gehe ich jetzt zum eigentlichen Thema über; ich werde versuchen, nur
eine möglichst gedrängte Darstellung zu geben. —

Nach dem Verschwinden der transitorischen Furchen, was, wie oben hervorgehoben wurde, in der Regel
im 4. Monat stattfindet, wird die Oberfläche der Grosshirnhemisphären glatt und eben. Nur hier und da finden
sich noch kleine Reste der transitorischen Furchen, oder es entstehen einzelne Grübchen, von denen auf den betreffenden
Tafeln (Taf. II, III, IV) mehrere abgebildet sind; wahrscheinlich sind solche Grübchen und Furchen, wenn
sie in der späteren Hälfte des 4. und im 5. und 6. Monat in reichlicherer Menge vorkommen, eine krankhafte
Erscheinung.

Im 5. Monate glättet sich die Hemisphärenoberfläche in der Regel fast vollständig aus. Die Hirnkapsel ist
in diesem Stadium sehr geräumig; namentlich sind grosse Subarachnoidalräume in der Gegend der Insula Reili
und am unteren-vorderen Ende des Schläfenlappens vorhanden, so dass hier bei der Herausnahme des Gehirns bedeutende
, von der hellen Cerebrospinalflüssigkeit ausgefüllte Taschen bemerkbar sind. Die Anordnung der Blutgefässe
ist in diesem Stadium leicht darzulegen; in den Fig. 15 und 16 der Taf. VIII habe ich zwei solche
Gehirne abbilden lassen; in der Fig. 15 sieht man sowohl die Arterien, wie die Venen, in der Fig. 16 nur die
Arterien; die Arterien liegen in der von Cerebrospinalflüssigkeit ausgefüllten Fossa Sylvii dicht an der Hirnoberfläche
, die Venen weiter nach aussen, dicht unter dem Arachnoidalblatte.

Gute Beispiele von der typischen Gestalt und dem Aussehen des Gehirns im 5. Monate bieten die auf der
Taf. IX direct nach der Natur photographirten Gehirne (Fig. 1—8) und das in Fig. 9—14 der Taf. VIII
abgebildete Gehirn dar. Diese Abbildungen zeigen Gehirne vom Ende des 5. Monates. Die Fig. 1—4 der Taf.
VIII sind Abbildungen eines Gehirns aus der ersten Hälfte dieses Monats. In den Fig. 5—8 derselben Tafel ist
noch ein Gehirn vom Ende des 5. Monates dargestellt. An den beiden letzten Gehirnen sind noch transitorische
Furchen sichtbar; ich hebe hier besonders die am Occipitallappen befindlichen, schief nach unten-aussen hinabsteigenden
, ebenso die in den Fig. 5 und 7 am Frontallappen sichtbaren queren Furchen hervor.

An der medialen Fläche der Hemisphären der 5-monatlichen Gehirne (Fig. 6 der Taf. IX und Fig. 14 der
Taf. VIII) sieht man in der Regel keine anderen Furchen als die Anlage der Fissura prima von His, welche
schon ihre typische Form hat und vorn den Gyrus subcallosus begrenzt, die Anlage der Fissura calcarina und die
Anlage der Fissura parieto-occipitalis. Die beiden letzteren Fissuren zeigen hier die bekannte dreischenklige Gestalt,
welche als die für sie in ihren Anfangsstadien charakteristische zu betrachten ist. Im vorigen Kapitel habe ich,
bei der Besprechung der an dieser Stelle befindlichen transitorischen Furchen, schon die Ansichten Cunningiiam's
erwähnt. Ich habe ihm darin beigestimmt, dass die wirkliche (permanente) Fissura calcarina und die wirkliche Fissura
parieto-occipitalis sich aus den hier schon früher befindlichen transitorischen Radialfurchen sicher in der Regel
nicht direct entwickeln, obwohl diese Furchen als ihre Vorläufer (Pra?cursors) fungiren können. In den meisten
Fällen obliteriren aber grösstenteils diese Furchen, und später, im 5. und 6. Monate, entstehen neue, welche sich
zu der Fissura calcarina und der Fiss. parieto-occipitalis entwickeln. Diese Entstehungsweise bietet indessen, wie
andere Forscher längst hervorgehoben haben, mehrere Varianten dar. Als das Typische lässt sich die oben erwähnte
dreischenklige Beschaffenheit betrachten; hier ist (Fig. 14 der Taf. VIII und Fig. 6 der Taf. IX) sowohl
der Stamm, als der Schenkel der Fissura calcarina und die Fiss. parieto-occipitalis schon deutlich angelegt. Dasselbe
ist auch in den Fig. 14, 19, 22 und 23 der Taf. IV, in den Fig. 5, 11 und 12 der Taf. X und in den Fig. 8,
11, 14, 21, 23 und 25 der Taf. V der Fall.

In anderen Fällen bleiben aber von den drei Schenkeln des fraglichen Fissurencomplexes im Anfang einer
oder zwei aus, um sich erst etwas später zu entwickeln. In dieser Weise können mehrere verschiedene Combi-
nationen entstehen. Entweder bleibt die Ausbildung des Stammtheils der Fiss. calcarina aus, und nur die äussere
Partie und die Fiss. parieto-occipitalis treten auf, oder auch bleibt die Fissura parieto-occipitalis alleine aus,
oder es wird die Anlage der äusseren Abtheilung oder sogar der ganzen Fissura calcarina verspätet. Ich verweise
auf die angeführten Tafeln, v. A. auf Taf. IV und V, wo Beispiele dieser verschiedenen Combinationen zu
finden sind. Früher oder später treten aber auch die verspäteten Schenkel auf. Es giebt in der That nur wenige
Furchen, welche ein so constantes Vorkommen darbieten, wie eben diese, und die beschriebenen Erscheinungen
lassen sich leicht dadurch erklären, dass die verschiedenen Schenkel des Furchencomplexes sich bald gleichzeitig,
bald zu etwas verschiedener Zeit ausbilden. In der späteren Hälfte des 5. und noch mehr im 6. Monate wachsen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0039