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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0053
Enden der grossen Querfurchen der Hemisphäre (S. praecentralis, centralis und postcentralis) eingehen können,
wobei es den Anschein bekommt, als ob diese Furchen selbst in die Fissura Sylvii einschnitten.

Ausser diesem System von Opercularrandfurchen enstehen im 7. und noch mehr im 8. Monate andere kurze
Furchen an der unteren und inneren Fläche des Operculum parieto-frontale; die inneren dieser Furchen und
ihre Windungen, welche bisher keine eingehende Darstellung erhalten haben, entstehen gleichzeitig mit den
Furchen und Windungen der Insula Reili und sind sicher ebensowohl wie diese einer genaueren Untersuchung
werth. Ich werde aber, um Wiederholungen zu vermeiden, ihre Beschreibung bis zu dem Kapitel aufschieben, in
welchem ich die Verhältnisse beim erwachsenen Gehirn behandele.

Was die Furchen und Windungen des Operculum temporale betrifft, so habe ich schon bei der Besprechung
seiner Entwicklung im 5. und 6. Monate hervorgehoben, dass am hinteren Ende der sich ausbildenden Fissura
Sylvii ein dreieckiges (postinsulares) Feld entsteht, an welchem etwas später, im 7. Monate, die Heschl'schen
Sulci et Gyri temporales transversi entstehen; diesen Furchen und Windungen des Schläfenlappens entsprechen
aber bekanntlich an der unteren Fläche des Operculum ähnliche parietale Furchen und Windungen, welche zu
denen des Schläfenlappens in inniger Beziehung stehen; bei der Besprechung des erwachsenen Gehirns komme
ich auf diese Frage zurück; im 8. und 9. Monate entstehen dann noch die kurzen Querfurchen, welche bei Erwachsenen
an der oberen Fläche des Schläfenlappens zu sehen sind.

Auch an der Aussenfläche der Operculum frontale intermedium tritt in den letzten Monaten des Foetal-
lebens zuweilen eine kurze quere Furche auf. Was die Furchen des Operculum frontale anterius, den Sulcus
transversus und den Sulcus brevis accessorius betrifft, so komme ich unten näher auf ihre Darstellung zurück.

Bekanntlich ist schon seit lange her die Frage aufgeworfen, ob sich bei der Entwicklung des menschlichen
Gehirns bestimmte Unterschiede bei den beiden Geschlechtern nachweisen lassen. Rüdinger, welcher die Lösung
dieses interessanten Problems zuerst eingehender in Angriff nahm, kam zu dem Schluss, dass in der That solche
Geschlcchtscharaktere vorhanden sind. Nach diesem Forscher treten die Geschlechtsverschiedenheiten in dem 7.
und 8. Monate auf. Es zeigt sich beim männlichen Foetus der Stirnlappen voluminöser und früher mit secun-
dären Furchen versehen als beim weiblichen. Am Parietallappen des männlichen Foetusgehirns fand er auch
früher secundäre Furchen. Auch beim Erwachsenen hat er bekanntlich in mehrerer Hinsicht geschlechtliche
typische Charaktere in der Furchen- und Windungsanordnung beschrieben, und sein Schüler Passet hat diese
Forschung weiter fortgesetzt. In letzterer Hinsicht haben die Untersuchungen von Eberstaller und Cunningiiam
die Ergebnisse von Rüdinger und Passet im höchsten Grade reducirt.

Ich kann mich, auf eigene Untersuchungen gestützt, Eberstaller und Cunningham, v. A. dem letzt
genannten Forscher, anschliessen. Die Variationen in der Anordnung der Furchen und Windungen sind bei
beiden Geschlechtern so gross, dass sich typische sexuelle Unterschiede in dieser Hinsicht kaum feststellen lassen.
Jedenfalls rauss man dann ein weit grösseres Material zur Bearbeitung haben und zum Entstehen der Verschiedenheiten
beitragende Ursachen (Rasse etc.) ausschliessen können.

Was mm die geschlechtlichen Verschiedenheiten bei der foetalen Entwicklung des menschlichen Gehirns
betrifft, so bin ich zu Resultaten gekommen, welche, mit denen von Rüdinger nicht übereinstimmen. Ich besitze
eine bedeutende Anzahl von männlichen und weiblichen Gehirnen aus dem 7. und 8. Monate. Ich finde aber
auch hier die Wechselung in Betreff der ersten Entstehung und der ferneren Ausbildung der Furchen und zwar
sowohl bei den männlichen, wie bei den weiblichen Gehirnen, so gross, dass ich meinestheils keine typischen
Verschiedenheiten festzustellen vermag. Wenn man bedenkt, dass die beiden Hemisphären eines und desselben
Gehirns in der Entwicklung der Furchen und Windungen oft recht verschiedenartig sind und dass bald die
rechte, bald die linke Hemisphäre eine geringere Entwicklung zeigt; ja dass sogar Zwillinge von demselben
Geschlecht in Beireff der Entwicklung der Furchen und Windungen oft recht verschiedene Stadien darbieten, so


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