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Der Obex ist aber ein ganz unbeständiges Gebilde, das sogar in den meisten Fällen zu fehlen scheint und übrigens
eine verschiedene Ausbildung zeigt. In den meisten Gehirnen ist dagegen der untere-hintere Rand des
Foramen Magendii von einer scharf endigenden Piafalte gebildet, nach vorn von welcher sogleich das Ependym
anfängt. In den meisten Fällen, wo ein deutlicher Obex vorhanden ist, sieht man bei genauer Untersuchung
hinter ihm noch eine solche Falte, an welcher die Pia aufhört. Ich halte deshalb eher diese letztere Bildung
für den unteren Rand des Foramen Magendii.

Ich gehe jetzt zur Darstellung des Bodens des vierten "Ventrikels über. Dieser wichtige Theil des menschlichen
Gehirns ist zwar, was seine Gestaltungsverhältnisse betrifft, schon oft beschrieben worden. Wenn man
aber die neurologische Litteratur durchmustert, kann man nicht umhin, darüber zu erstaunen, dass von den vielen
beschreibenden und bildlichen Darstellungen eigentlich keine einzige genau und der Natur entsprechend ist. Man hat
die Verhältnisse schematisirt, wie es scheint, mehr um Schulbedürfnissen, als um streng wissenschaftlichen Forderungen
zu entsprechen. Ich habe mich deshalb bemüht, die makroskopisch oder mit der Loupe nachweisbaren
Bauverhältnisse am Boden dieses Ventrikels zu studiren und sie bildlich wiederzugeben. Dabei zeigte es sich
bald, class die schönsten Präparate durch die Härtung in Bichromatlösung und noch mehr in einer Mischung
dieser Lösung mit Formalin erhalten wurden. Die Präparate wurden theils direct photographisch, theils in Zeichnungen
und in Lichtdruck wiedergegeben. Da ich aber bald erfuhr, dass bei der Abbildung in natürlicher Grösse
die feineren Verhältnisse im Lichtdruck nicht deutlich genug hervortraten, habe ich die meisten dieser Präparate
in doppelter Grösse wiedergegeben. Einige Präparate sind des besseren Verständnisses wegen sowohl direct durch
Photographie, als durch Zeichnung reproducirt. Auf der Taf. XXXVII habe ich in Fig. 1—5 und auf der Taf.
XL in Fig. 1—3 die photographischen Aufnahmen zusammengestellt. Auf der Taf. XXXV geben sämmtliche
Figuren und auf der Taf. XXXVI die Fig. 1—3 die Zeichnungen wieder.

Dass mancherlei Variationen in der Gestalt der Rautengrube vorkommen, ist eine lange bekannte Thatsache.
Es kann indessen von Interesse sein, diese Variationen möglichst genau kennen zu lernen und zugleich zu versuchen
, aus ihnen das Typische herauszufinden.

Meine angeführten Abbildungen können in der That besser als Beschreibungen eine solche Uebersicht
geben. Ich werde mich deshalb v. A. an die Bauverhältnisse halten, welche bisher nicht berücksichtigt worden
sind oder mir zu wenig erforscht zu sein scheinen.

Die Nomenclatur-Commission hat mit Iiis drei Hauptabtheilungen der Rautengrube unterschieden: eine Pars
inferior, eine Pars intermedia und eine Pars superior. Ich schliesse mich, obwohl in manchen Fällen eine genaue
Abgrenzung schwer sein wird, gerne dieser Eintheilung an und stimme His darin bei, dass die longitudinale
Eintheilung die wichtigste ist. Ich führe hier die Worte an, mit welchen His die betreffenden Bezeichnungen der
Commission begleitet. »Die beiden Sulci limita.ntes umsäumen», sagt er, »lateralwärts die Eminentice teretes oder
das Gebiet der motorischen Kerne. Es erstrecken sich die Furchen ununterbrochen vom unteren Ende des Calamus
bis zum Eingang in den AquaBduct. Lateralwärts davon liegt im Calamus die schräg dreieckige Ala cinerea. Dann
folgt eine flache Erhebung, welche sich mit einem medialwärts convexen Bogen umgrenzt, und die nach unten sowohl,
als nach oben hin zugespitzt ausläuft. Diese Erhebung ist die Area acustica. Das sogenannte Tuberculum acusticum,
einer der Endkerne des N. cochlearis, liegt an der lateralen Ecke der Area, das Mittelgebiet der Area wird vom Nucleus
vestibularis medialis eingenommen. Die Strias medulläres, falls vorhanden, treten quer über die Area acustica hinweg.
Oberhalb der Area acustica folgt die Fovea superior, welche gleich der Fovea inferior als ein Theil des Sulcus
limitans sich darstellt. Von da ab nehmen die Eminentia3 teretes die gesammte Breite des Rautengrubenbodens ein.»

Die in den Lehrbüchern vorkommenden Beschreibungen der Rautengrube enthalten der Hauptsache nach
und in Betreff des Thatsächlichen wenig oder nichts, was über die angeführte Darstellung hinausgeht. Es sind
eigentlich nur etwas ausführlichere Beschreibungen derselben Theile.

Wenn man die Reihe von Abbildungen der Rautengrube überblickt, welche auf meinen Tafeln zusammengestellt
sind, so erkennt man sogleich, dass die Gestalt dieser Grube recht sehr wechselt. Sie ist bald schmal
und in die Länge gezogen, wie in den Fig. 6, 7 und 8 der Taf. XXXV, bald mehr breit und kurz gedrungen (Fig.
9, 14 und 17 derselben Tafel: Fig. 1 der Taf. XXXVI). Diese Verschiedenheiten hängen nicht von der Präparation ab
und scheinen im Ganzen auch vom Alter und Geschlecht unabhängig zu sein; indessen will ich jedoch hervorheben
, dass ich die starke Breite vorwiegend bei männlichen Gehirnen gefunden habe (Fig. 9, 13 und 17 der
Taf. XXXV und Fig. 1 der Taf. XXXVI).

Indem ich jetzt zur näheren Beschreibung der Rautengrube übergehe, will ich zuerst die bekannte Thatsache
betonen, dass die Contiguration derselben in hohem Grade durch die verschiedene Ausbildung der Stria


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