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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1896-1/0060
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nerven (N. acusticus) von Wichtigkeit ist.» Dieses dritte Dreieck, welches Schwalbe in einer Figur, von der
Rautengrube eines Kindes, als hinten mit der Clava direct zusammenhängend abbildet, wurde von ihm als Tuber-
culum acusticum bezeichnet.

Ich wähle als Beispiel einer zweiten Darstellung diejenige von Obersteiner, die eine der neuesten ist. 1
»Die distale Hälfte der Rautengrube», sagt er, »lässt jederseits der Mittellinie drei Abtheilungen erkennen. Die
medialste von diesen hat die Form eines rechtwinkeligen Dreieckes, dessen längere Kathete dem Sulcus medianus,
dessen kürzere den Stria? acusticse anliegt, während sich die Spitze kurz vor dem Calamus scriptorius befindet;
dieses Dreieck ist markweiss, entspricht theilweise dem Ursprungskerne des Nervus hvpoglossus und darf daher
Trigonum hypoglossi heissen. Lateral von diesem fällt ein zweites Dreieck auf, dessen Spitze aber die Striae acu-
sticaä trifft; es erscheint gegen die Umgebung etwas eingesunken und macht sich durch seine graue Färbung
bemerkbar. Da es annähernd der Lage einer Zellgruppe entspricht, zu welcher Fasern des Nervus vagus (und
glossopharyngeus) treten, so mag es Trigonum vagi genannt werden. Ueblicher ist die Bezeichnung Ala cinerea.
— Der lateralste Theil der hinteren Hälfte der Rautengrube wird durch eine Erhabenheit dargestellt, welche erst
cerebralwärts von den Stria? acustica} ihre grösste Ausdehnung erreicht und ein gutes Stück weit in die vordere
Hälfte der Rautengrube hineinreicht, es ist dies die Area acustica, welcher entsprechend eine Anhäufung von
Ganglienzellen liegt, die zu dem Acusticusgebiete gehören. Das lateralste Gebiet dieser Area acustica wird als
Tuberculum acusticum bezeichnet.»

Es ist von nicht geringem Interesse, die von den Autoren veröffentlichten Abbildungen der Rautengrube
zusammenzustellen, um die verschiedenen Ansichten von der Einrichtung derselben mit einander vergleichen zu
können. Im Ganzen sind diese Abbildungen sehr schematisch und die wirklichen Verhältnisse in ihren Variationen
zu wenig berücksichtigt worden. Ich versuche, hier im Texte (Fig. II, S. 41) eine photographische Zusammenstellung
der wichtigsten dieser Abbildungen zu geben und kehre hiermit zu meiner eigenen Darstellung zurück.

In der Pars inferior (s. posterior) der Rautengrube bemerkt man beiderseits von dem Sulcus medianus
longitudinalis nicht nur die bisher von den Autoren beschriebenen drei Paare von Dreiecken, sondern es ist die
Configuration, wie die angeführten Figuren der Taf. XXXV—XXXVII und XL lehren, noch verwickelter.

Wenn man von den Verhältnissen am foetalen Gehirn ausgeht, so findet man (Fig. 1, 2, 4 und 5 der Taf.
XXXV), class nach vorn von dem hinteren Rande der Rautengrube — gleichviel, ob ein Obex vorhanden ist, oder
nicht — jederseits eine eigentümliche, zungenähnliche Partie liegt, welche von der Medianlinie her, dem hinteren
Rande entlang, nach aussen-vorn zieht. Diese Partie ist an ihrer Oberfläche in der Regel im Ganzen abgeplattet,
aber feinhöckerig, und von dunkler, braungrauer Farbe. Der Obex, wenn vorhanden, liegt an dem hinteren
Umfang dieser beiden paarigen Partien und bildet gewissermassen eine Brücke zwischen ihnen. Die beiden Partien
scheinen aber sonst nicht dem eigentlichen Randsaum der Rautengrube anzugehören — denn dieser liegt (Fig.
2 und 5 der Taf. XXXV) hinter ihnen —, sondern sie tauchen vielmehr aus der Umgebung des Centralkanals empor.
An ihrem hinteren Rande setzt sich die Pia mater, in der Regel mit scharfer Kante, an; hier ist auch der Rand
des Foramen Magendii zu suchen. Die soeben beschriebenen paarigen, zungenförmigen und dunkelgefärbten Partien
, welche ich als Arem postrema? (fossa? rhomboidea?) bezeichnen will, sind also nicht als Reste der hinteren
Wand des 4. Ventrikels zu betrachten; man kann sie, wie erwähnt ist, und wie die Fig. 4 a und b der Taf. XXXVIII
zeigen, in welchen Medianschnitte der hinteren Partie der Rautengrube (Fig. 4 a in doppelter, Fig. 4 b in 3-facher
Vergrösserung) wiedergegeben sind, über den Anfang des Centralkanals in den Calamus scriptorius hinab verfolgen.
An ihrem lateralen, abgerundeten Ende sieht man in der Regel deutlich, dass der hintere Randsaum der Rautengrube
sich um dieses Ende herum nach aussen hin umbiegt, um sich in die Tamia ventriculi quarti (die Ligula,
den Ponticulus) nach vorn hin fortzusetzen (Taf. XXXV, Fig. 6, 7, 10, 14 und 17). Hier ist sogar am äusseren Umfang
der Area eine kleine Ausbuchtung oder seitliche Grube vorhanden. Die Area postrema gehört auch keineswegs
mit der vor ihr belegenen Ala cinerea zusammen. Von ihr unterscheidet sie sich theils durch ihre allgemeine
Beschaffenheit (ihre dunklere Farbe und ihre höckerige Oberfläche), theils durch einen zwischen ihr und
der Ala cinerea verlaufenden, hellen Strang, welcher in der Regel recht ausgeprägt, auf alle Fälle aber angedeutet
ist. In den Fig. 6, 10, 11, 12 und 14 der Taf. XXXV und in den Fig. 1 und 3 der Taf. XXXVI ist dieser Strang
schön entwickelt. Man kann ihn aus der Spitze des sogen. Calamus scriptorius, d. h. aus dem sich öffnenden
Centralkanale her, zwischen der Area postrema und der Ala cinerea nach aussen-vorn bis zum hinteren-inneren
Ende der sogen. Area acustica (dem Tuberculum acusticum von Schwalbe) verfolgen. An dieser letzteren Area läuft

1 H. Obersteiner, Anleitung beim Studium des Baues der nervösen Centraiorgane. 3. Auflage, 1896.


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